Landeshauptstadt: Immerhin 22 Grad
Matthias Platzeck spielte für BB Radio den Wetterfrosch – und hätte den Titel Wetterfee verdient
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Matthias Platzeck spielte für BB Radio den Wetterfrosch – und hätte den Titel Wetterfee verdient Verkündet eine Frau die Aussichten für die nächsten Tage, ist sie eine Wetterfee. Sagt ein Mann das Wetter an, ist er unweigerlich nur der Wetterfrosch. Matthias Platzeck aber hätte wohl den Titel „männliche Wetterfee“ verdient, so fröhlich-optimistisch verkündete der Ministerpräsident gestern Früh den Hörern von BB Radio, dass ihnen der Tag zwar mehr Wolken als Sonne, aber doch immerhin 22 Grad bringen würde. „Es hätte schlimmer sein können.“ Den Hinweis einer Radio-Mitarbeiterin, „je mehr Persönliches Sie einbringen, desto sympathischer wird’s“, hätte es da wahrlich nicht bedurft. Das „Landesoberhaupt“, wie Moderator Stephan Bodinus seinen Gast begrüßte, wird schließlich für seinen steten Optimismus schon mal kritisiert. Dass er ein scheinbar routinierter Gut-Wetter-Macher ist, kam Platzeck beim morgendlichen Besuch im Babelsberger Radiostudio des Brandenburger Hörfunk-Marktführers aber zugute. Mit ein wenig skeptischer, aber ansonsten stoischer Ruhe ließ er sich zwischen Livestudio und Produktionsstudio hin- und herbitten, bis er endgültig durcheinander war – „wo habe ich denn eigentlich meine Jacke gelassen?“ – sprach Wetterbericht um Wetterbericht auf. Dass er schlagfertig ist, musste er außerdem beweisen. Auf die Stichworte, die der Moderator ihm in der Livesendung an den Kopf warf, ließen die meisten Antworten nicht lange auf sich warten. Nur bei „Spiegel“ musste der Ministerpräsident erst ein wenig lachen. Schließlich hatte gleichnamiges Magazin ihn jüngst als „Placebo“ bezeichnet. Seine Antwort: „Muss früh sein“. Noch ein spontaner Werbespruch für die „Mittelstandsinitiative“ des Senders, noch ein Interview mit dem Nachrichtenmann zur Lage der Brandenburger „Nation“ – und dann auch noch den roten Regenkittel überwerfen für ein Foto mit dem Moderator. Nach so viel morgendlicher Action blieb nur eine Frage offen: Muss das sein? Schließlich hatten andere Persönlichkeiten ihr Engagement als Urlaubs-Ersatz für die kultige BB Radio-Wetterfee Clara Himmel einfach am heimischen Frühstückstisch per Telefon erledigt. Das kommt für einen Ministerpräsidenten wie Matthias Platzeck offensichtlich nicht in Frage – zumal er gleich nebenan wohnt, die Großwetterlage zu wünschen übrig lässt und auch ein Privatsender sich über einen Mutmacher freut. Um so besser, wenn man seinen Brandenburgern über den Äther persönlich einen schönen Tag wünschen kann. Denn was zählt, drückte der Ministerpräsident im roten Regenkittel so aus: „Ich mach’ mich doch gerne zum Affen – wenn es jemandem nützt!“ Sabine Schicketanz
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