Links und rechts der Langen Brücke: In aller Schlichtheit
Links und rechts der Langen Brücke Sabine Schicketanz über die Gedenkwoche zum 14. April 1945 – und was ihr fehlte Hinter der Stadt liegt eine Woche der Erinnerung und des Gedenkens.
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Links und rechts der Langen Brücke Sabine Schicketanz über die Gedenkwoche zum 14. April 1945 – und was ihr fehlte Hinter der Stadt liegt eine Woche der Erinnerung und des Gedenkens. 60 Jahre sind vergangen seit der Nacht von Potsdam, in der die Bomben fielen. Selten schienen die Minuten der Todesangst, des Entsetzens, der Trauer und Zerstörung seitdem näher als in den zurückliegenden Tagen. „Der Zerstörung gedenken – Die Zukunft gestalten“, unter diese Überschrift hatte die Stadt die Gedenkwoche zum 14. April 1945 gestellt. Doch sie hat in der Vielzahl der Veranstaltungen, allesamt anspruchsvoll und angemessen, eine vergessen: Am 14. April 2005 fehlte die Möglichkeit, in aller Schlichtheit zu gedenken und zu trauern. Dazu war die Grundsteinlegung für die Garnisonkirche – noch immer ist das Projekt umstritten – nicht für alle Menschen der richtige Ort. Konzert und Podiumsgespräch am Abend im Nikolaisaal kosteten mindestens 8 Euro Eintritt, für manchen eine Hürde. Die Andacht zum Gedächtnis an die Opfer des 14. April 1945 in der Friedenskirche war zwar jedem zugänglich – doch die religiöse Erinnerung ist für jene, die sich in der Kirche nicht zu Hause fühlen, höchstens eine Verlegenheitslösung. Für das folgende Requiem galt dasselbe wie für die Veranstaltung im Nikolaisaal: Wer hinein wollte, musste zahlen. Dabei wäre es angesichts des an diesem Tag begonnenen Garnisonkirchen-Wiederaufbau ein gutes und wichtiges Zeichen gewesen, die Potsdamer auch zum gemeinsamen Gedenken abseits des Bauwerks und abseits der Kirche einzuladen. Dass eine solche Möglichkeit fehlte, dafür könnte der große Andrang am Abend des 12. April ein Hinweis sein: Im Hans Otto Theater am Alten Markt erinnerten sich Potsdamer an die Nacht von Potsdam. Der Eintritt war frei, der Theatersaal voll. So mögen es manche als unberechtigt empfinden, dass der 14. April 2005 fast ausschließlich im Zeichen der Grundsteinlegung für die Garnisonkirche stand – auch wenn sie keine Kritiker des Wiederaufbaus sind.
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