zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: In anderem Licht

Sabine Schicketanz erinnert sich angesichts der Strand-Landung der Seefestspiele am Berliner Wannsee an Potsdams „Seeoper“

Stand:

Hohn und Spott sind über Potsdam ausgeschüttet worden, als die Seefestspiele mit ihrer „Zauberflöte“ im Frühjahr nach Berlin umgesiedelt sind. Von einer unfähigen Verwaltung war die Rede, einer unengagierten Stadtspitze und unverschämt renitenten Naturschützern. Der Ruf der Landeshauptstadt, hieß es, werde Schaden nehmen, weil die Stadtspitze es nicht vermocht habe, die privaten Investoren in Potsdam zu halten. Auch die Seefestspiele-Veranstalter um CDU-Mann Peter Schwenkow nahmen kein Blatt vor den Mund. Potsdam, sagte Schwenkow, habe es „vergeigt“ – eine Meinung, die viele teilten, angesichts der Details, die nach außen gedrungen waren, und des chronisch schlechten Rufs der Potsdamer Verwaltung.

Nachdem es einige Zeit tatsächlich so ausgesehen hatte, als sei in Berlin alles möglich, werfen die Ereignisse der vergangenen Tage doch ein anderes Licht auf das damalige Geschehen in Potsdam. Fest steht jetzt: Auch am Wannsee wird es keine schwimmende Bühne geben, die Seefestspiele finden an Land im Strandbad statt. Die Berliner Verwaltung zeigte sich im Übrigen über das Vorgehen der Festspiel-Veranstalter ähnlich irritiert wie einst das Potsdamer Rathaus: Von der geplanten Aufführung habe man aus der Zeitung erfahren und sei höchst verwundert gewesen, dass der Kartenverkauf schon begonnen hatte, bevor eine Genehmigung beantragt wurde. Auch hätten immer wieder Unterlagen gefehlt. Schwenkow wies all dies weitgehend zurück, doch die Unstimmigkeiten erscheinen offensichtlich.

Ein nachträglicher Freispruch also für Potsdams Rathaus? Zumindest liegt der Schluss nahe, dass die hiesige Verwaltung nicht auf ganzer Linie versagt, sondern sich mit gewohnten Turbulenzen behauptet hat. Freilich, damit lässt sich der über Jahre geprägte und immer wieder untermauerte Eindruck einer nach wie vor verkrusteten, schwer steuerbaren Verwaltung nicht einfach umdrehen. Zu viele Episoden offenbaren mangelnde Abstimmung, Alleingänge ganzer Ressorts, überholte Mechanismen.

Dem kritischen Blick der Bürgerschaft – und auch der Medien – sollte aber nicht entgehen, dass nicht allein das Rathaus eine Bringeschuld hat. Wer eine Genehmigung will, muss sich ebenso an die Regeln halten, wie er es von der Verwaltung erwartet. Dafür bietet die „Seeoper“ bestes Anschauungsmaterial.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })