Landeshauptstadt: In der Gefühlsfabrik
In Babelsberg entsteht die Telenovela „Anna und die Liebe“ mit Jeanette Biedermann. Ein Setbesuch
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Hinter der Rezeption läuft ein Fernseher – die direkte Verbindung vom lichtdurchfluteten Vorzimmer der Babelsberger Park Studios ins Herz der Sat-1-Produktion „Anna und die Liebe“. Denn auf dem Bildschirm ist zu sehen, was sich zeitgleich im Studio abspielt. Die junge Frau am Empfang ist davon allerdings nicht beeindruckt. Sie telefoniert. Große Gefühle gehören in Alt Nowawes seit Mai wieder zum täglichen Geschäft.
Denn hier entsteht in zwei Studios mit insgesamt 1600 Quadratmetern Fläche die Sat-1-Telenovela mit Jeanette Biedermann („Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“) in der Hauptrolle. Mit einer modernen Aschenputtel-Story um „das schüchternste Mädchen der Welt“ – wie es im Presseheft zur Serie heißt – will der Privatsender nach dem mäßigen Erfolg von „Schmetterlinge im Bauch“ an den Publikumshit „Verliebt in Berlin“ anknüpfen.
Bisher sprechen die Quoten jedoch eher für ein verhaltenes Echo: 1,91 Millionen Zuschauer schalteten nach Senderangaben am Montag um 19 Uhr zur ersten Episode ein. Zum Vergleich: Bei „Verliebt in Berlin“ waren es an manchen Tagen sogar mehr als 7 Millionen.
Solche Zahlen sind wichtig, auch in Babelsberg: An einer Wandtafel hängt dort neben dem aktuellen Dispo-Plan – mehrere Din-A-4-Seiten – auch ein Zettel mit der Quote vom Vorabend. 120 Leute arbeiten für die Produktion, davon 35 Techniker der Park Studios, wie Andrea Borg, die PR-Referentin der Telenovela, sagt.
Stellprobe im Studio: Etwa zwanzig Leute sind zwischen den Kulissen unterwegs, stehen hinter Kameras, halten Mikrophone, sitzen am Mischpult, sprechen in Funk-Telefone. Die kleinste von allen ist Jeanette Biedermann, ihrer Rolle entsprechend ganz in Grau gekleidet. Umso auffälliger wirkt Karolina Lodyga, die mit knallpinkem schulterfreien Top und breiten Goldcreolen im Ohr Annas durchtriebene Schwester Katja spielt. Bei der Stellprobe lesen beide noch aus dem Manuskript. Als wenige Minuten später die Kameras – und im Hintergrund fünf Komparsen – laufen, sitzt der Text.
„Wenn es um Männer geht, bist du genauso raffiniert wie ein Turnschuh“, sagt Karolina Lodyga. „Ich rede von Liebe, wenn du weißt, was das ist“, sagt Jeanette Biedermann. „Super“, sagt der Mann hinter den Mischpulten. Nächste Szene.
Hier geht es um jede Minute. Schließlich muss jeden Tag eine knappe halbe Stunde Filmmaterial entstehen – so lang dauert eine Folge. Deshalb ist der Tagesablauf in der Gefühlsfabrik auch minutiös durchgeplant. Sechs bis acht Wochen Vorlauf haben die Techniker und Schauspieler in Babelsberg. Und Feierabend ist oft erst, wenn der Titelsong der Serie bereits im Fernsehen anläuft.
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