Landeshauptstadt: In der Tradition der Toleranz
Mehr als 45000 Besucher beim 10. Tulpenfest im Holländischen Viertel und auf dem Bassinplatz
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Mehr als 45000 Besucher beim 10. Tulpenfest im Holländischen Viertel und auf dem Bassinplatz Von Ulrike Strube Innenstadt - „Gelebte Völkerverständigung“ nannte Christian Wendland das Tulpenfest. Seit zehn Jahren veranstaltet der Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam e.V., dessen Vorsitzender Wendland ist, das deutsch-holländische Fest. Und das mit Erfolg. Bereits zum zehnten Mal fand am Wochenende das Tulpenfest im Holländischen Viertel und erstmals auch auf dem Bassinplatz statt. In diesem Jahr lockte es an beiden Tagen „reichlich 45000 Besucher an“, wie Hans-Peter Gaul, Pressesprecher des Vereins, gestern erklärte. Die Ausweitung auf den Bassinplatz habe sich „gut bewährt“.In seinem Grußwort stellte Nikolaos van Dam, Botschafter der Niederlande, das Fest in die einst vom Großen Kurfürsten begründete Tradition der Toleranz. Seine Exzellenz, mit Tulpenkrawatte bekleidet, erinnerte an Friedrich Wilhelm II., den Soldatenkönig, der 1732 auf einer Hollandreise Jan Bouman kennen lernte. Der Architekt entwarf später die vier Karrees mit den 134 Rotziegelbauten: das Holländische Viertel. Wie einst der Große Kurfürst die Hugenotten anwarb, so wollte Friedrich Wilhelm II. niederländische Handwerker anlocken. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) würdigte die Arbeit des 1990 gegründeten Vereines, der damit „holländisches Lebensgefühl in Potsdam aufleben lässt“.In Zusammenarbeit mit dem holländischen Blumengarten Keukenhof/Lisse und dem Niederländischen Büro für Tourismus veranstaltet der Potsdamer Förderverein das Fest alljährlich im April. Von Anfang an beleben Mitglieder der Rikster Weber Group mit alten holländischen Traditionen die Tage. So auch in diesem Jahr. Bei strahlendem Sonnenschein ließen die 110 Frauen und Männer in Trachten aus Rubens Zeiten längst Vergangenes wieder aufleben: Wolle kämmen und spinnen, Wäsche im Holzzuber mit Waschbrett waschen oder auch die Klompenherstellung. Die Schuhe aus Pappelholz werden seit rund 800 Jahren geschnitzt. Martin Dijkman zeigte, wie aus eineinhalb Kilogramm frischem Holz fußgerechtes Laufwerk wird. Nach dem Trocknen wiegt jeder Schuh für den ausgewachsenen Fuß rund ein halbes Kilogramm. Der 37-Jährige ist einer von zehn Holländern, die sich und ihre Familie noch heute von dem traditionellen Handwerk ernähren. 100000 Tulpen wurden an die Flanierenden verteilt, eigens zum Fest an 25 Orten Tulpen gepflanzt. 100 Sorten der ursprünglich aus Asien stammenden Pflanze gab es zu bestaunen, für die Vase oder als Zwiebeln für den eigenen Garten zu erwerben. Auch einheimische Händler, Kneipen und Restaurants nutzten das Fest. Unter ihnen die Kneipe La Leander, dessen Team wieder ihre Blumen verschenkende männliche „Königin Beatrix“ durch die engen Straßen des Viertels wandeln lies. Ebenso mischte sich die Patronin des Keukenhofes, Jacoba van Beieren, unter die illustre Menschenmenge und lies sich für Erinnerungsfotos ablichten. Bereits zum fünften Mal schlüpfte die 20-Jährige Potsdamerin Katharina Göbel in die Rolle der Gräfin von Holland (1401 - 1436), die einst einen Küchengarten (Keukenhofen) mit Kräutern anlegte.
Ulrike Strube
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