
© Julius Frick
HV Grün-Weiß Werder: In der Verdammnis verkrampft
Die Handballer des HV Grün-Weiß Werder verpassen den "Pflichtsieg" im Kellerduell der 3. Liga Nord gegen Altjührden deutlich. Im Werderaner Kader standen drei Winter-Neuzugänge, die bei der nun noch schwerer gewordenen Mission Klassenerhalt helfen sollen.
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Selbst wurde es vonseiten des HV Grün-Weiß Werder im Vorfeld des Handballduells mit der SG VTB/Altjührden verkündet: Der Drittliga-Aufsteiger, hieß es auf Facebook, sei zum Siegen verdammt – quasi, um nicht alsbald ein Drittliga-Absteiger zu sein. Doch in dieser Verdammnis sind die Werderaner am Samstag völlig verkrampft. Sie verloren ihr Heimspiel nach einer schwachen Vorstellung mit 20:27 (8:13) gegen den unmittelbaren Konkurrenten im Tabellenkeller und haben als Vorletzter der Nordstaffel nunmehr bereits acht Punkte – also umgerechnet vier Siege – Rückstand auf einen Platz, der am Saisonende den Klassenerhalt bedeuten würde. „Jetzt wird es ganz schwierig“, sagte Grün-Weiß-Trainer Silvio Krause im Anschluss an die Partie.
Vor dieser hatte der Club aus der Blütenstadt nicht nur die Erfolgspflicht ausgerufen, sondern auch bekanntgegeben, dass es drei Winter-Neuzugänge gibt. Während Hendrik Retschlag – 23 Jahre alt, früherer Potsdamer Sportschüler und zuletzt beim Ostsee-Spree-Oberligisten Grünheider SV aktiv – schon in den ersten drei Rückrundenmatches eingesetzt worden war, kamen der Ungar Laszlo Ujvari (20) und Ranko Dzolic aus Serbien (28) erstmalig am zurückliegenden Samstag zum Zuge. Die Verpflichtungen seien eine Reaktion auf die angespannte personelle Lage gewesen, erklärte Vereinspräsident Norbert Jäger: „Wir haben mehrere Langzeitverletzte. Da mussten wir etwas unternehmen.“ Sponsoren der Grün-Weißen machten es durch eine Extra-Finanzspritze möglich, den Kader aufzufrischen. Zwei Wege führten dann für die Neuen ins Team. Retschlag nutzte für den Wechsel seinen Kontakt zu Freunden, die in Werder spielen – die beiden ausländischen Akteure meldeten sich derweil, nachdem die HV-Verantwortlichen in einem Internetportal ausgeschrieben hatten, Verstärkungen zu suchen. „Bei diesen Zweien“, so Jäger, „haben wir zugegriffen.“
Viele Fehler, keine Aggressivität und Leidenschaft
Es könnte sich herausstellen, dass es gute Griffe waren, denn am Samstag ließen beide ordentliche Ansätze erkennen. Ujvari, der vorher für einen Oberligisten in Nordrhein-Westfalen auflief und die Herausforderung eine Liga höher als „genau das Richtige für mich“ bezeichnete, war mit sechs Treffern bester Werfer der Hausherren. Gefolgt vom fünffachen Torschützen Dzolic. Er stand schon in Ungarn, Tunesien, der Türkei und Tschechien auf der Platte, ehe er nun zum ersten Mal in einer deutschen Liga mitmischt. „Das war schon immer mein Traum“, sagte Dzolic, der zusammen mit Ujvari mehr als die Hälfte der Werderaner Treffer gegen Altjührden erzielte.
Für ihre Leistung gab es Lob von Coach Silvio Krause: „Sie waren unsere beiden Lichtblicke auf dem Feld.“ Der Rest enttäuschte. Hoch war die Fehlerquote, außerdem mangelte es an Aggressivität und Leidenschaft. Dass sein Team zuvor bei den klar favorisierten Kontrahenten Potsdam und Schwerin zwar unterlag, aber achtbare Leistungen abrief, sei laut Krause bloß noch Makulatur: „Davon, dass uns da auf die Schulter geklopft und gesagt wird, wir hätten ein gutes Spiel gemacht, können wir uns nichts kaufen. In Partien wie heute müssen wir auf der Höhe sein. Ich kann mir das nur so erklären, dass unsere junge, unerfahrene Mannschaft genau dann dem Druck nicht gewachsen ist.“
Cleveres und unaufgeregtes Gäste-Team aus Friesland
Ganz anders der Gegner aus Friesland. Mit beeindruckender Cleverness und Unaufgeregtheit kompensierte das Altjührdener Team, dass es lediglich eine Feldspielerwechseloption hatte. Auf der Torwartposition hatten die Gäste nach fünf Minuten sogar überhaupt keine Alternative mehr. Denn: Keeper Björn Bröckerhoff stoppte im Kampf um den Ball einen Konter über Joe Boede per Foul und sah dafür die Rote Karte. Daraufhin musste der zweite Mann, Levin Stasch, dauerhaft zwischen die Pfosten rücken. Ein Nachteil entstand daraus aber gewiss nicht. Schließlich hatte Stasch mit seinem starken Auftritt großen Anteil daran, dass die Heimmannschaft letztlich auf 21 Fehlwürfe kam. Deutlich zu viele, wenn man zum Siegen verdammt ist.
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