Landeshauptstadt: „In jedem steckt etwas von einem Mörder“ Kommissar Jankowski setzt sich zur Ruhe
Von Henri Kramer Der Schreibtisch, an dem Hartmut Jankowski Platz genommen hat, ist aufgeräumt. „Das ist nicht mein Büro.
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Von Henri Kramer Der Schreibtisch, an dem Hartmut Jankowski Platz genommen hat, ist aufgeräumt. „Das ist nicht mein Büro. Bei mir sah es immer wie in einer Rumpelkammer aus.“ Der 59-Jährige Polizist sitzt in einem nüchternen Raum, ihm gegenüber mehrere Journalisten. Am 30. September geht Jankowski in den Ruhestand, an diesem Vormittag soll er über seine Jahre in der Morduntersuchungskommission (MUK) und im Polizeipräsidium Potsdam reden. Rückblick. Eigentlich will der junge Jankowski wie sein Großvater zur See, in der DDR-Volksmarine tut er vier Jahre Dienst im Torpedoboot. Dann geht es wieder zurück in den gelernten Dreher-Beruf, er qualifiziert sich zum Planungstechnologen. Doch richtig zufrieden ist Jankowski nicht. Drei Jahre nach seiner Heirat wirbt ihn seine Frau Monika 1971 für die Polizei. Er beginnt in Königs Wusterhausen als Kriminalmeister oder „als Wasserträger“, wie Jankowski heute schmunzelt. Ab 1975 arbeitet er in der Erweiterten MUK, dort zum ersten Mal in seinem späteren Spezialgebiet als Vernehmer. Die Leidenschaft für die Kriminalarbeit kocht hoch. „Die Dienstzeit spielte keine Rolle, wenn es der Fall erforderte.“ 1985 kommt Jankowski endgültig in den inneren Kreis der MUK: „Es war für mich eine Auszeichnung, dort arbeiten zu dürfen.“ Spektakuläre Fälle? Nach der Wende ist Jankowski 1991 an der Ergreifung des „Rosa Riesen“ oder der „Bestie von Beelitz“, Wolfgang Schmidt, beteiligt. Etwas wurmt Jankowski daran noch heute: „Eigentlich hätten wir Schmidt nach dem ersten von sechs Morden haben müssen, er war kurz vorher bei der Bereitschaftspolizei rausgeflogen.“ Doch die meisten Fälle löst „sein“ Team, Jankowski spricht von einer Aufklärungsquote von über 90 Prozent. Er weiß, aus welchen Gründen Morde immer wieder Geschehen. „Gerade bei Beziehungen gibt es fast Gesetzmäßigkeiten, wenn beide Partner nicht gelernt haben, Konflikte zu lösen“, sagt Jankowski, „Man versteht sich nicht mehr, zankt, säuft, irgendwann hat einer ein Messer in der Hand.“ Und er weiß auch: „In jedem Menschen steckt etwas von einem Mörder.“ Manche hat er nicht gefasst. Noch immer Kopfschmerzen bereitet Jankowski der Mord an der zehnjährigen Jane Fränzke aus Dornswald bei Baruth, die 1995 auf dem Weg zur Schule missbraucht und ermordet wurde. „Wir hoffen den Fall durch neue Gerätschaften und moderne Technik doch noch lösen zu können“, glaubt Jankowski und fügt bedauernd hinzu: „Aber wohl nicht mehr vor meinem Geburtstag.“ Dem immer noch sportlichen Mann merkt man die Wehmut an, nicht noch länger als Kriminalhauptkommissar arbeiten zu können: „Da ist nichts zu machen.“ Nun will er sich vielleicht ein Boot kaufen, wie schon zu Dienstzeiten in seinem Elternhaus in Ziegenhals, südöstlich von Berlin, leben. Nun hat er mehr Zeit zum Lesen, vor allem Abenteuer-Romane. Jankowski will auch wieder in einen Gesangsverein, lacht: „Früher war ich zweiter Tenor. Nach den vielen Zigaretten reicht es aber wohl nur zum Bass.“
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