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Sekundäre Pflanzenstoffe sollen förderlich für die Gesundheit sein / Nahrungsergänzung unwirksam
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Sekundäre Pflanzenstoffe sollen förderlich für die Gesundheit sein / Nahrungsergänzung unwirksam Von Mandy Schneider Sie wirken antibakteriell, stärken das Immunsystem, schützen vor Krebs oder senken den Cholesterinspiegel. Sekundäre Pflanzenstoffe besitzen gesundheitsfördernde oder heilende Wirkungen. Derzeit sind etwa 30 000 verschiedene Substanzen bekannt, von denen etwa 5000 bis 10 000 in unseren Nahrungsmitteln enthalten sind. Als sekundär werden die pflanzlichen Inhaltsstoffe bezeichnet, weil sie im Stoffwechsel der Pflanzen erst an zweiter Stelle, nach den Kohlehydraten, Fetten und Eiweißen gebildet werden. In den letzten Jahren ist es aufgrund verbesserter Analysemethoden möglich geworden, die natürlichen Substanzen zu analysieren und ihre Wirkungen im menschlichen Körper intensiv zu erforschen. Am Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Potsdam beschäftigt sich Professor Jürgen Kroll mit den Wechselwirkungen zwischen sekundären Pflanzenstoffen und den Eiweißen in unseren Nahrungsmitteln. Dabei konzentrieren sich der Lebensmittelchemiker und seine Kollegen auf zwei wesentliche Gruppen: die Pflanzenphenole und Senfölglucoside. Schon die Gruppe der Phenole ist äußerst vielfältig. Hier sind mehr als 6000 Substanzen bekannt, die beispielsweise in Erdbeeren, Brombeeren, Äpfel enthalten sind. Sie schützen vor Herzinfarkt sowie Magen- und Darmkrebs und wirken antibakteriell. „Dies konnte bereits in mehren Studien gezeigt werden“, so Kroll. Aber die vermeintlichen Wundermittel aus der Natur besitzen nicht nur positive Wirkungen. Bei übermäßiger Aufnahme, können andere Substanzen in ihrer Funktion eingeschränkt werden. In einer kürzlich abgeschlossenen Studie untersuchten die Potsdamer Forscher drei verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, die mit Verdauungsenzymen angereichert waren. Diese Proteine sind natürlicherweise während unserer Verdauung aktiv und katalysieren Stoffwechselreaktionen. Die getesteten Präparate enthielten außer den Enzymen auch Pflanzenphenole. Sie sollen verdauungsfördernd wirken und vor Krebs schützen. „Bei unseren Messungen stellten wir fest, dass die Wirkung der Verdauungsenzyme durch die hohen Konzentrationen an Pflanzenphenolen in den Präparaten nahe null war“, erklärt der Ernährungsexperte. Die Einnahme der gesundheitsfördernden Produkte könne somit nutzlos sein. „Allerdings stützen sich wie bisherigen Ergebnisse auf Tier- und Laborexperimente.“ Bisher sei nicht geklärt wie solche Nahrungsergänzungsmittel, die Enzyme in unserem Körper beeinflussen. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Wirkung von Senfölen auf die Nahrungseiweiße. Die Spaltprodukte der Senfölglucoside beugen ebenfalls der Krebsentstehung vor und hemmen das Wachstum von Bakterien. In Tierexperimenten bewiesen die Forscher, dass bei übermäßigem Verzehr senfölhaltiger Gemüse wie Rosenkohl, Brokkoli und Weißkohl, die Aufnahme der Aminosäure Lysin vermindert wird. Die ist essentiell, dass bedeutet der Körper kann sie nicht selbst bilden, sondern muss sie mit der Nahrung aufnehmen. Benötigt wird der Grundbaustein des Eiweißstoffwechsels vor allem für die Entwicklung der Muskeln. Übermäßiger Konsum von Senfölen kann zu Schilddrüsen-Unterfunktion führen, da die Aufnahme von Jod gehemmt und so die Funktion der Schilddrüse vermindert wird. Aber auch Wachstumshemmungen, Haarausfall und Müdigkeit können Anzeichen einer Defizienz sein. „Lysinmangel kommt in unseren Regionen aber selten vor, da wir genügend tierische Eiweiße mit der Nahrung aufnehmen“, erklärt der Forscher. Bei strengen Veganern und Menschen aus den Entwicklungsländern sei dies schon anders, da sie aufgrund der einseitigen und pflanzlichen Kost wenig von der Aminosäure aufnehmen. Hier bestünde die Gefahr das Mangelerscheinungen auftreten und als Folge könne es bei Kindern zu Wachstumsverzögerungen kommen. In Tierversuchen konnte das bereits beweisen werden. Aber nicht nur Pflanzenphenole und Senföle sind in hohen Dosierungen bedenklich. So steht die Sonnenschutzsubstanz Beta-Carotin im Verdacht, bei übermäßiger Einnahme ihre zellschützende Wirkung ins Gegenteil zu verkehren und das Lungenkrebsrisiko zu erhöhen. „Dennoch sollten Obst und Gemüse auf dem täglichen Speiseplan nicht fehlen, denn in Maßen genossen, sind sie förderlich für unsere Gesundheit“, so das Fazit des Forschers. Auf Nahrungsergänzungsmittel sollte aber weitgehend verzichtet werden, da Wissenschaftler bei vielen sekundären Pflanzestoffen weder den genauen Wirkungsmechanismus noch die Folgen übermäßiger Dosierungen kennen.
Mandy Schneider
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