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Landeshauptstadt: In PDS-Hochburgen blieb Platzeck dran

Wahlanalyse: In der Teltower Vorstadt holte der Ministerpräsident mit 47,96 Prozent die höchste Stimmenzahl überhaupt / Minusrekord für Kellner (Grüne): 1,63 Prozent / CDU blieb zumeist nur Platz 3

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Wahlanalyse: In der Teltower Vorstadt holte der Ministerpräsident mit 47,96 Prozent die höchste Stimmenzahl überhaupt / Minusrekord für Kellner (Grüne): 1,63 Prozent / CDU blieb zumeist nur Platz 3 Die Schlacht um die Landtags-Direktmandate in Potsdam ist geschlagen. Das erwartete Duell zwischen den Kandidaten von SPD und PDS entschieden die Sozialdemokraten Matthias Platzeck und Klara Geywitz für sich. Doch der Blick auf die einzelnen Wahlgebiete zeigt, dass innerhalb der Wahlkreise 21 (Potsdams Innenstadt und Norden einschließlich Babelsberg) und 22 (Wohngebiete südlich der Havel) durchaus recht unterschiedlich gewählt wurde. Und in den neuen Ortsteilen konnte die CDU-Kandidatin Saskia Funck sogar richtig mitmischen. Wo also sind die Hochburgen der einzelnen Parteien? Wo brachen die Favoriten am meisten ein? Wie schnitten Bündnis 90/Grüne und FDP bei den Erst- und Zweitstimmen ab? Wahlkreis 21: Beinahe, ja beinahe hätte es für Wieland Niekisch von der CDU für einen Achtungserfolg gereicht. In der Berliner Vorstadt nämlich erreichte der Landtagsabgeordnete sein bestes Erststimmenergebnis: Mit 29,27 Prozent lag er nur ein Prozentpunkt hinter Klara Geywitz von der SPD. Dass die Berliner Vorstadt Potsdams CDU-Hochburg ist, zeigt auch der Blick auf die Zweitstimmen: Auch dort Platz 2 für die Christdemokraten hinter der SPD – übrigens der einzige Fall im Wahlkreis 21, wo sich die CDU an der PDS vorbeischieben konnte. Ansonsten wurde der Wahlkreis vom Duell zwischen Klara Geywitz und Anita Tack (PDS) beherrscht. PDS-Hochburgen nördlich der Havel sind Grube und Golm, denn dort holten die Linkssozialisten die meisten Zweitstimmen – wie auch Tack die meisten Erststimmen. Die 50-Jährige, die liebend gern den Wahlkreis von Herbert Knoblich (SPD) übernommen hätte, gewann auch in Eiche und Potsdam-West/Wildpark. In den übrigen Wahlgebieten räumte Klara Geywitz als Newcomer ab: Bornim, Bornstedt, Nedlitz, Sacrow, Nauener Vorstadt, Jägervorstadt, Brandenburger Vorstadt, in der nördlichen Innenstadt und ganz Babelsberg. In der Jägervorstadt kam die 28-Jährige mit 37,65 Prozent der Erststimmen auf ihr bestes Ergebnis, Tack hingegen konnte in Grube glatt 41,55 Prozent der Stimmen holen. In allen Wahlgebieten des Wahlkreises 21 blieb für Wieland Niekisch (CDU) stets der dritte Platz – bis auf eben jene Berliner Vorstadt, in der Anita Tack mit 22,38 Prozent ihr schlechtestes Einzelergebnis einfuhr. Dort war die PDS auch bei den für die Zusammensetzung des Landtags entscheidenden Zweitstimmen am schlechtesten dran: Platz 3 mit 16,6 Prozent. Niekischs 18,5 Prozent sind etwas schlechter als der Landeswert seiner Partei (19,3). Für Wolfgang Wieland (Bündnis 90/Grüne) und Heinz Lanfermann (FDP) – beide immerhin die Spitzenkandidaten für ganz Brandenburg – blieben nur die Plätze 4 und 5, oft genug mit ganz mageren Prozentzahlen. Wenigstens Wieland vermochte des öfteren zweistellig zu punkten, kam mit 14,19 Prozent in Babelsberg-Nord auf sein bestes Resultat. Mit 12,3 Prozent aller Erststimmen im Wahlkreis 21 kam der Spitzenkandidat immerhin auf einen Wert, der deutlich über dem Landeswert seiner Partei lag, die ja mit 3,5 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Insgesamt holten die Grünen hier 10,0 Prozent. Magere 3,9 Prozent für Heinz Lanfermann im Wahlkreis 21. Ob die Tatsache, dass er ein paar mehr Zehntelpunkte holte als die Landespartei (3,5), da Trost sein kann? Wahlkreis 22 Der Ministerpräsident hatte sich in die Höhle des Löwen gewagt und gewonnen. Der Wahlkreis 22, zuletzt von Lothar Bisky für die PDS geholt, ist in die Hände der SPD gefallen. Doch Herausforderer Hans-Jürgen Scharfenberg von der PDS hat es Matthias Platzeck nicht leicht gemacht. Zumal die Linkssozialisten bei den Zweitstimmen mit 37,6 Prozent ihr bestes Ergebnis in ganz Brandenburg erreichten. Die Wähler wollten offenbar die PDS-Fraktion im Landtag stärken – im Wahlkreis selbst aber Platzeck von der SPD gewinnen sehen. Bei den Erststimmen gingen insgesamt 41,3 Prozent an Platzeck, Scharfenberg holte 39,4 Prozent. Platzecks Plus: In einigen der Wahlgebiete, in denen er gewann, konnte er Scharfenberg trotz Platz 2 kräftig abhängen. So kam Platzeck mit 47,96 Prozent in der Teltower Vorstadt auf das beste Einzelergebnis aller Potsdamer Kandidaten überhaupt. Und in der Templiner Vorstadt waren es auch 46,12 Prozent. In diesen beiden Wahlgebieten erreichte Scharfenberg lediglich 28,25 bzw. 25,0 Prozent. Allerdings glänzte der wissenschaftliche Mitarbeiter der PDS-Fraktion – der als frisch gebackener Landtagsabgeordneter jetzt selbst Mitarbeiter einstellen kann – in den Hochburgen seiner Partei: Am Schlaatz (41,22 Prozent), in der Waldstadt II (41,92 Prozent), am Stern (40,43 Prozent) und in Drewitz (41,33 Prozent). Allerdings, und das wird wohl den Sieg ausgemacht haben: In den PDS-Hochburgen blieb Matthias Platzeck seinem Widersacher immer auf den Fersen: Am Schlaatz (39,90 Prozent), Waldstadt II (37,46 Prozent), Stern (39,28 Prozent), Drewitz (35,38 Prozent). Und Platzeck gewann im Kirchsteigfeld sowie in Waldstadt I und in der südlichen Innenstadt die meisten Stimmen. Angesichts dieses prestigeträchtigen Duells der Giganten hatten es die anderen Kandidaten in diesem Wahlgebiet besonders schwer zu punkten. Sven Petke sicherte den dritten Platz. Die meisten Punkte holte Petke in der Templiner Vorstadt (16,02 Prozent), am wenigsten gab es für den innenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion am Schlaatz zu holen: 9,27 Prozent. In diesem Wohngebiet des Wahlkreises 22 holten die Christdemokraten als Partei auch die wenigsten Stimmen (8,2 Prozent). Dafür kam hier die DVU mit 7,5 Prozent auf ihr bestes Ergebnis in Potsdam. Michael Kellner (Bündnis 90/Grüne) und Astrid Tributh (FDP) teilten sich in diesem Wahlkreis redlich die Plätze 4 und 5. Der politisch eher unbekannten Ärztin mit Praxis im Kirchsteigfeld gelang dabei etwas, was ihrem Landesvorsitzenden nördlich der Havel nicht vergönnt war: gleich viermal konnte sie sich an dem Bündnisgrünen Kellner vorbeischieben. Dessen 1,63 Prozent Erststimmen in der Waldstadt I stellen den Negativrekord unter den Kandidaten der etablierten Parteien dar. Da konnten sogar die beiden unabhängigen Kandidaten Dirk Promnitz (Allianz freier Wähler) und Andreas Martin(Allianz Unabhängiger Bürger) in einigen Wahlgebieten mehr Stimmen holen. Wahlkreis 19 In den neuen Potsdamer Ortsteilen, die zum Wahlkreis 19 in Potsdam-Mittelmark zählten, konnte die PDS dank Andreas Bernig gleich drei Wahlgebiete für sich verbuchen: In Uetz-Paaren, Marquardt und Satzkorn holte er die meisten Erststimmen. Susanne Melior von der SPD gewann in den restlichen Gebieten: Fahrland, neu Fahrland und Groß-Glienicke. In diesen drei Ortsteilen musste sich Bernig sogar mit Platz 3 zufrieden geben, da die CDU-Kreisvorsitzende Saskia Funck auf Platz 2 kam. Am Ende gewann Funck den gesamten Wahlkreis für die CDU. Ein Hoffnungsschimmer für Potsdams Christdemokraten.

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