zum Hauptinhalt
Grundstein gelegt. Die Forschungseinrichtungen auf dem Telegrafenberg expandieren weiter – und benötigen neue Bauflächen.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: In Richtung Stadt wachsen

Platznot am Telegrafenberg: Zwei Neubauten für die Geoforscher. Auch der alte Landtag soll künftig von Forschern genutzt werden

Stand:

Innenstadt - Die Forschungseinrichtungen vom Telegrafenberg sollen über den Brauhausberg in Richtung Stadt expandieren. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) will damit dem weiter steigenden Platzbedarf der Erdsystemforscher im „Wissenschaftspark Albert Einstein“ Rechnung tragen. Am Rande der Grundsteinlegung von zwei Erweiterungsbauten für das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) sagte er am Mittwoch, dass nun auch das ab 2013 leer stehende alte Landtagsgebäude (der „Kreml“) und Teile der Speicherstadt in die Pläne miteinbezogen werden sollten. Die Platzreserven auf dem Areal des Wissenschaftsparks selbst sind stark begrenzt. Laut Jakobs ist auch eine weitere Verkehrsanbindung des Areals entlang des Friedhofs zur Heinrich- Mann-Allee geplant.

Der GFZ-Vorstand Reinhard Hüttl begrüßte den Vorstoß der Stadt. Er brachte zudem auch die Liegenschaft des Umweltministeriums in unmittelbarer Nähe zum Wissenschaftspark als Erweiterungsstandort ins Gespräch. Hüttl hatte zuvor an die Kommune appelliert, zusammen mit dem Land nach standortnahen Expansionsflächen zu suchen. Das GFZ ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, mittlerweile beschäftigt das Forschungszentrum über 1100 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren hatte man daher Ausweichquartiere in der Helmholtzstraße und Heinrich-Mann-Allee beziehen müssen. „Ein unhaltbares Provisorium“, so Hüttl. Die stark vernetzte interdisziplinäre Arbeitsweise der Geoforscher erfordere ein große räumliche Nähe. „Das GFZ ist weltweit an der Spitze der Geoforschung, dafür ist kommunikative Nähe der Mitarbeiter unabdingbar“, erklärte der GFZ-Chef.

„Die Einrichtungen auf dem Telegrafenberg haben Potsdam zu einem der zentralen Orte der globalen Erdsystemforschung werden lassen“, so das GFZ. Die Entwicklung dürfe nun nicht abgewürgt werden. Neben der internationalen Sichtbarkeit der Forschung würden für Potsdam auch zahlreiche Arbeitsplätze entstehen. Hüttl hält auch im denkmalgeschützten Wissenschaftspark Erweiterungsbauten für möglich. „Bäume wachsen nach, sie werden nachgepflanzt“, sagte er. Für die nun realisierten Neubauten mussten bereits zahlreiche Bäume fallen.

Oberbürgermeister Jakobs sieht die Platzkapazitäten auf dem Telegrafenberg allerdings als nahezu erschöpft an. Auch sei es auf dem historisch gewachsenen Areal von größter Bedeutung, den Bestand zu respektieren. Für neue Bauten müsse eine entsprechende Formsprache gefunden werden. Dass dies dem Architekten der Erweiterungsbauten, Reiner Becker, gelingen wird, ist sich Jakobs sicher. Schließlich hat Becker bereits vor einigen Jahren einen GFZ-Anbau behutsam in das Areal eingefügt. Zudem zeichnet er für den Umbau der Stadt- und Landesbibliothek zu einem Bildungsforum und den Ausbau des Alten Rathauses für das Potsdam-Museum verantwortlich.

In den beiden Neubauten auf dem Telegrafenberg entstehen nun 700 Quadratmeter Bürofläche und 460 Quadratmeter Lager. Dennoch hat das GFZ weiteren Raumbedarf. Denn die Geoforscher räumen gleichzeitig rund 700 Quadratmeter Nutzfläche in alten Gebäuden, an deren Stelle neue Gebäude für das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) entstehen sollen. So heißt es dann bei den Forschern, dass dringend weitere Lösungen gefunden werden müssen. Der Platzbedarf steige auch in Zukunft weiter – nicht nur für Arbeitsplätze, sondern auch für Wohnraum von Gastwissenschaftlern.

Die beiden Neubauten wurden in Rekordzeit verwirklicht. Den Antrag dafür stellten die Geoforscher im Juli 2010 beim Land, im Februar wurde das Baufeld freigemacht, im September soll Richtfest und im Mai 2012 sollen die Neubauten bezugsfertig sein. Insgesamt 2,5 Millionen Euro sollen die zwei Gebäudeflügel kosten, 1,4 Millionen Euro davon kommen aus europäischen Efre-Fördermitteln. Für den Architekten Reiner Becker war auch dieser Auftrag eine Herausforderung. An so einem bedeutsamen Ort müssten sich neue Gebäude den vorhandenen unterordnen. Es gehe um zurückhaltende Architektur, die sich einfügt. „Man darf dem Telegrafenberg kein neues Gesicht geben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })