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Frauensache. In Zukunft sollen mehr Frauen eine Professur erhalten.

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Homepage: In weiblicher Hand Mentoring-Programm für Wissenschaftlerinnen

„Man sollte nicht immer nur nett sein“, forderte Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin die versammelten Wissenschaftlerinnen auf. Zum Startschuss des neuen Durchgangs des gemeinsamen Förderprogramms „Profil“ hatte die Universität Potsdam zusammen mit den Partneruniversitäten mehr als 130 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen.

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„Man sollte nicht immer nur nett sein“, forderte Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin die versammelten Wissenschaftlerinnen auf. Zum Startschuss des neuen Durchgangs des gemeinsamen Förderprogramms „Profil“ hatte die Universität Potsdam zusammen mit den Partneruniversitäten mehr als 130 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen.

Allmendinger berichtete von ihren Erfahrungen mit dem US-Lehrbetrieb. Als sie ihrem Professor in den USA eine Studienarbeit zur Benotung vorlegte, reichte dieser ihr das Papier in einem extra geschlossenen Umschlag zurück. Die zunächst über die Mühe des Professors erfreute Nachwuchswissenschaftlerin sah dann aber die Schnipsel ihrer zerrissenen Expertise aus dem Umschlag rieseln: „Danach habe ich nie wieder nur 70 Prozent Leistung gegeben, sondern immer 100“. An deutschen Unis gehe es oft zu nett zu, derart rigorose Kritik gebe es hier selten, wäre aber nötig, meint Allmendinger.

Höflich mag zwar der Umgangston sein, aber Frauen haben es in Wissenschaft und Lehre immer noch schwer. Im Wintersemester 2006/2007 waren 57 Prozent Frauen an der Universität Potsdam immatrikuliert. 60 Prozent der Studienabschlüsse erbrachten ebenfalls Frauen. Nur ein Fünftel der Professorenschaft besteht jedoch aus Frauen, nur sieben von 27 Habilitationsverfahren brachten Frauen die begehrte Professorenstelle. Es ist kein Potsdamer Problem, auf Bundesebene sieht es eher noch schlechter für die Hochschulkarrieren von Frauen aus. Deshalb haben sich über 2000 Hochschullehrerinnen der Universität Berlin, der Humboldt-Universität und der Freien Universität Berlin zur Initiative „Profil“ zusammengeschlossen, die Nachwuchswissenschaftlerinnen fördert. Ziel: Mehr Frauen sollen eine Professur erhalten.

Nun ist auch Potsdam bei „Profil“ dabei. Zehn von 48 Nachwuchswissenschaftlerinnen des diesjährigen Profilierungsdurchgangs lehren an der Universität Potsdam. Bei Seminaren und in der Betreuung von Kolleginnen erfahren sie, wie es in der Karriere am besten voran geht. „Aus weichen Faktoren werden schnell harte“, konstatiert die Präsidentin der Universität Potsdam, Sabine Kunst. Sie bezog sich auf die Vereinbarkeit von Karriere- und Familienplanung. Die 55-jährige Wasserbauingenieurin hat nicht nur eine akademische Karriere, sondern auch ein Leben mit drei Kindern gemanagt. Das gelänge aber längst nicht allen Frauen war der einmütige Tenor der Podiumsdiskussion, viele entschieden sich bei der Wahl zwischen Karriere und Mutterrolle dann doch für die traditionellen Rollenmuster.

„Dual career“, also eine Karriere für beide Partner, sei an der gar nicht so kleinen Universität nicht einfach zu gewährleisten, stellte die Präsidentin fest. Eine konkrete „Zielmarge“ für einen Frauenanteil an den Lehrstellen wolle sie nicht festlegen, aber es gebe mehr Frauen bei den Neuberufungen. Die Mathematik sei an der Technischen Universität Berlin (TU) bereits mehrheitlich „in weiblicher Hand“ stellte Marion Esch vom Institut für Werkzeugmaschinen an der TU fest. Entschieden sich Frauen erst einmal für eine Karriere in technisch-mathematischen Fächern, seien sie in der Regel recht erfolgreich. Ein Hindernis sah Professorin Esch in den immer noch bestehenden gesellschaftlichen Rollenbildern. In Fernseh-Soaps würden beispielsweise keine Frauen in technischen Berufen gezeigt. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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