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Ungewisse Zukunft. Wie es mit dem Institut für Informatik der Universität weitergeht, wird derzeit an der Hochschule diskutiert.

© Manfred Thomas

Universität Potsdam: Informatik soll aufgeteilt werden

Uni-Präsident Oliver Günther will die Informatik der Universität nicht abschaffen, sondern profilieren

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Das Institut für Informatik der Universität Potsdam (IfI) soll aufgespalten werden. Das sagte Uni-Präsident Oliver Günther am Donnerstag vor der Presse. „Es geht um eine Profilierung des Studienangebots und um eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen dem Hasso Plattner Institut und den Kollegen außerhalb des HPI“, sagte Günther. Zur Profilierung der Informatik schwebt dem Uni-Chef die Aufteilung des heutigen Instituts in ein Institut für „Science Informatics“ sowie ein Institut für Wirtschaftsinformatik vor. In diese Richtung gehe auch die Empfehlung der Evaluierung vom Vorjahr.

Der derzeitige Bachelorstudiengang in allgemeiner Informatik habe große Probleme, gute Studenten nach Potsdam zu holen. Die Nachfrage sei zu gering, während die Wirtschaftsinformatik sehr gut nachgefragt sei. Ein Bachelorstudiengang „Science Informatics“ könne die gute Zusammenarbeit mit der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät nutzen. „Das würde viele Studierende aus dem In- und Ausland anziehen“, sagte Günther, der auch Präsident der deutschen Gesellschaft für Informatik ist. „Bei solch einem Studiengang stellt sich aber die Frage, ob dann ein allgemeines Informatik-Institut noch Sinn macht.“ Eine Aufspaltung in zwei Institute sei hier zielführender.

Nachdem im Bericht der Hochschulstrukturkommission zu lesen war, dass die Universität erwägt, den grundständigen Informatikstudiengang aufzugeben, hatte es am Informatik-Institut Befürchtungen einer schleichenden Schließung der Einrichtung gegeben. Die Gutachter der Evaluation vom Vorjahr hatten nach Informationen der PNN empfohlen, das Profil des Bachelorstudiengangs Informatik zu schärfen und den Masterstudiengang beizubehalten. Grundsätzlich sollten die vorhandenen Ressourcen geschickter eingesetzt werden. Die Wirtschaftsinformatik sei stark nachgefragt, die Geoinformatik könne zusammen mit dem Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) Leuchtturmfunktion erreichen, die Bioinformatik könne an die fachliche Expertise des Campus-Golm anknüpfen, sagte ein Beteiligter den PNN. Das Institut für Informatik sei der Aufforderung zur Profilierung in den Vorjahren nicht ausreichend nachgekommen.

Das Gutachten sage allerdings nicht, wo die Ressourcen für die Neuausrichtung herkommen sollen. Vor dieser Aufgabe stehe nun die Hochschule. Gespräche dazu würden derzeit geführt. Das Institut bildet nach eigenen Angaben momentan insgesamt über 900 Studierende in sechs Studiengängen aus, wobei der Studiengang Bachelor-Informatik die meisten Studierenden hat. 30 Prozent der Studierenden am Institut seien Frauen, was den Bundesdurchschnitt um zehn Prozent übersteige.

Bei der Evaluierung war auch kritisiert worden, dass sich das direkt neben dem IfI gelegenen Hasso Plattner Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) zunehmend von der Uni abschottet. Bachelorstudierenden des Instituts für Informatik können laut einem Mitarbeiter nicht an Vorlesungen des HPI teilnehmen. Der Direktor des HPI, Christoph Meinel, hatte die Darstellung einer Blockade zurückgewiesen. Aufgrund der sehr strengen Aufnahmekriterien des HPI sollten Quereinstiege aus der Uni-Informatik im Bachelorstudium vermieden werden. Ansonsten sei aber das IfI in allen Berufungskommissionen des HPIs vertreten gewesen. Auch in Zukunft wolle das HPI Bausteine in den verschiedenen Informatik-Ausbildungsangeboten der Uni Potsdam anbieten. Insbesondere will man sich bei der Lehrerausbildung einbringen, die bisher nicht gut aufgestellt sei.

Uni-Präsident Günther hatte gestern erläutert, dass das grundlegende Problem der Informatik zu wenig Nachwuchs sei. „Die Informatik ist bei den Schülern leider wenig attraktiv“, sagte Günther, der selbst Wirtschaftsinformatiker ist. Dem stünde eine große Nachfrage nach Informatik-Absolventen in der Wirtschaft gegenüber. Daher wolle man nun das Lehrangebot in Potsdam profilieren, um spezielle Interessen besser zu bedienen. „Es geht nicht um Abschaffung der Informatik, sondern um eine Profilierung und darum, auf Teilbereiche der Informatik abzuheben, in denen die Nachfrage größer ist“, so Günther. Zudem sollen die Synergien mit dem HPI verstärkt werden. „Hier gibt es noch große Potenziale.“ Es müsse stärker über Forschungskooperationen sowie dem Im- und Export von Lehrleistungen nachgedacht werden.

Der Studierendenausschuss AStA der Uni befürchtet, dass die Universität den Studiengang Bachelor-Informatik nur noch am Hasso-Plattner-Institut anbieten will. „Die Studierenden der Informatik an der Uni Potsdam sind mit ihrem Studiengang, im Gegensatz zu vielen anderen, sehr zufrieden“, sagte der Informatikstudent Alexander Gayko. „Es ist für uns vollkommen unverständlich, warum der Studiengang ohne jegliche Notwendigkeit geschlossen werden soll“. Der AStA befürchtet bei einer möglichen Zusammenlegung mit dem HPI einen Studienplatzabbau.

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