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Engagiert für Golm. Der Freundeskreis um K. Krause (M.) und L. Lehmann (r.).

© privat

Amphitheater für den Ortsteil: Initiative Golmer Mitte mit neuen Ideen

Der neugegründete Freundeskreis Golmer Mitte versteht sich als Stadtteilnetzwerk und will den Ortsteil mitgestalten.

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Golm? Viele Potsdamer, die in der Innenstadt wohnen, verbinden mit der 2003 eingemeindeten Ortschaft einen verschlafenen, ländlichen Stadtteil, in dem sich irgendwo auch ein Uni-Campus befindet. Eine Sichtweise, die Carsten Riedel keinesfalls teilen kann: „Vielen Potsdamern ist gar nicht im Bewusstsein, was hier alles passiert“, sagt der Golmer, der zusammen mit neun anderen Anwohnern jetzt den Freundeskreis Golmer Mitte e. V. gegründet hat. Zusammen wollen sie ihren Stadtteil neu gestalten.

Denn Golm, Eiche und Grube wachsen, neuer Wohnraum entsteht, bis 2030 wird ein Bevölkerungsanstieg auf mehr als 10 000 Einwohner prognostiziert. Doch Golm soll kein reiner Schlafort werden: „Darüber klagen alle“, sagt Kathleen Krause, die früher Mitglied des Ortsbeirates war und ebenfalls zum Freundeskreis gehört. Zudem befinde sich mit dem international renommierten Wissenschaftspark sowie der Universität Potsdam in Golm „das Silicon Valley Potsdams“, sagt Lutz Lehmann, Betreiber der Gaststätte Hr. Lehmann im alten Bahnhof Golm.

Unweit davon befindet sich der neue Bahnhof, der als wichtigster Verkehrsknoten künftig zu einem neuen Zentrum des Ortsteils entwickelt werden soll. So sieht es ein Entwurf der TU Dortmund vor, der im vergangenen Jahr im Rahmen des Wettbewerbs „Funktionale Mitte Golm“ den ersten Platz erzielte und unter anderem ein Bürgerhaus sowie zwei Stadtplätze rund um den Bahnhof vorsieht.

Kurz gesagt: „Hier bewegt sich gerade einiges“, fasst es Lehmann zusammen. Da wolle man nicht hinten anstehen, sondern aktiv mitmischen, Ideen einbringen und Dinge selber in die Hand nehmen. Natürlich nicht im Alleingang: Der Freundeskreis hat es sich zum Ziel gesetzt, als Stadtteilnetzwerk die verschiedenen Gruppen im Ort zusammenzubringen und Golm gemeinsam zu gestalten: Alteingesessene, Zugezogene, Studierende, Wissenschaftler. Sie alle sollen mitgenommen werden, denn: „Sie alle haben Ideen“, sagt Lehmann.

Einige davon werden am Montag um 20 Uhr bei einer Ideenwerkstatt im Hr. Lehmann diskutiert, zu der alle Golmer eingeladen sind: So gibt es etwa die Überlegung, die kahle Unterführung am Bahnhof zu bemalen, eine Brachfläche zum Erlebnisgarten zu entwickeln oder nahe dem Bahndamm ein kleines, hölzernes Amphitheater für Veranstaltungen, Filmabende oder einfach zum Sitzen und Entspannen zu errichten. Bereits geplant ist eine Willkommensaktion zum Start des Wintersemesters im Oktober: Dann sollen rund um den Bahnhof Plakate angebracht werden, auf denen Alt-Golmer die neuen Studierenden begrüßen.

Entstanden ist der Freundeskreis Golmer Mitte im Hr. Lehmann: „Hier hatte sich im Laufe der Zeit eine gewisse Community gebildet“, sagt Lehmann, der 2014 den alten Bahnhof zum Restaurant ausbaute, zuvor hatte er das Café am Volkspark geleitet. Seitdem hat sich das Haus mit dem Biergarten zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt: Zusammen mit dem Familienbündnis Potsdam Nord-West finden monatliche Trödelmärkte statt, im Frühjahr wurden hier Filme des Sehsüchte-Kurzfilm-Festivals gezeigt. Es gibt Sommerfeste, Grillabende, Open-Air-Partys, Konzerte, Theaterveranstaltungen, sogar Kartoffelsalat-Wettbewerbe. Zudem befinden sich im Keller ein Band-Proberaum und ein Tonstudio, in dem künftig auch Workshops angeboten werden sollen. Nächste Veranstaltung ist eine Techno-Party am zehnten Juni – Eintritt frei.

Ein Novum wird der Weihnachtsmarkt sein, der sonst immer im alten Ortskern stattfand, diesmal aber zum ersten Mal am alten Bahnhof veranstaltet werden soll. „Das wird natürlich sehr skeptisch beäugt“, sagt Krause. So mancher alteingesessener Golmer habe erst mal verhalten auf den Freundeskreis Golmer Mitte reagiert – schließlich gibt es in Golm bereits 13 Vereine, die sich etwa um die Förderung von Kultur und Sport kümmern.

Mit denen habe man im Vorfeld natürlich gesprochen, sagt Krause: „Manche haben erst mal gesagt: Warum denn noch ein Verein?“ Doch der Freundeskreis wolle lediglich die bereits vorhandenen Gruppen vernetzen und Aktivitäten bündeln, aber auch Nachbarschaftshilfe leisten und zum Beispiel Ansprechpartner für Neu-Golmer sein, die nach kulturellen Angeboten suchen. „Wir wollen ein Raum für alle Menschen sein, die sich einbringen wollen“, sagt Lehmann. „Aber wir wollen nicht gegen irgendjemanden arbeiten.“ Die Voraussetzungen dafür seien auf jeden Fall da. Lehmann schätzt die nachbarschaftliche Atmosphäre im Ort, wo sich noch jeder kennt und jeder jedem hilft: „Daraus kann man was machen.“ Wer mit dem Freundeskreis Golmer Mitte in Kontakt kommen möchte, kann dies jeden Freitag um 20 Uhr tun: Dann trifft sich der Verein im Hr. Lehmann. Auch im sozialen Netzwerk Facebook ist der Freundeskreis zu finden, eine Webseite ist derzeit in Arbeit.

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