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Berlin-Brandenburg auf dem Vormarsch: Innovation in der Region voranbringen
Regionalforscher am Leibniz-Institut für Raumbezogene Regionalforschung denken über die Zukunft der Clusterstrategie nach.
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Das Clustermanagement in der Region Berlin-Brandenburg hat funktioniert, so die Einschätzung von Oliver Ibert vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Regionalforschung (IRS). Vor fünf Jahren beschlossen Berlin und Brandenburg, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, um Innovationen in der Region voranzubringen. Energietechnik und Kreativwirtschaft, Optik und Logistik aus der Region sollten sich zu Spitzenreitern vorwiegend technisch verstandener Innovation in Deutschland und weltweit entwickeln.
Zunächst sei eine Phase der Sondierung durchlaufen worden, so Ibert. Man habe geprüft, wie neue, vorwärtsweisende Ideen entwickelt werden könnten. Denn die Region Berlin-Brandenburg sei in Bezug auf Produktion und Entwicklung von unternehmerischen Ideen immer noch vielfach die verlängerte Werkbank von Unternehmen, die ihren Hauptsitz in anderen Regionen hätten. Diese Strukturen aufzubrechen und der Region neue Perspektiven und ein neues Selbstbewusstsein zu verschaffen, war das Ziel der Innovationsstrategie. Dazu sollten Cluster gebildet werden.
Was aber unterscheidet ein Cluster vom herkömmlichen Begriff der Branche? Denn Branchentreffs, Unternehmerverbände und Gesprächsrunden nahestehender Firmen gibt es schließlich seit Beginn der Industrialisierung. Charakteristisch für die nun gegründete Clusterstrategie sei das Zusammenbringen ganz unterschiedlicher Produzenten, erläutert Jürgen Varnhorn von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Man habe beispielsweise Stahlmanager mit Theaterleuten zusammengebracht und dabei ein unerwartetes kreatives Potential freigesetzt.
Allerdings habe sich nach fünf Jahren auch gezeigt, dass nicht nur das belebende Gespräch wichtig sei. Unternehmer, die einen Abend oder einen Tag für einen Workshop oder eine Gesprächsrunde opfern würden, erwarteten konkrete Ergebnisse. Und die gebe es aber auch. Die Zusammenarbeit eines Pharmakonzerns mit einem Logistikunternehmen aus der Region habe sich beispielsweise erst durch eine entsprechende Vernetzung der Unternehmen im Rahmen des Clusters ergeben. Als Vorreiter für Innovation habe sich auch die Berliner Charité erwiesen. An dem Krankenhaus würden zahlreiche neuartige Medizintechniken erprobt, die dann auch in anderen medizinischen Einrichtungen zur Anwendung kommen würden.
Durch die Digitalisierung, durch Nanotechnologien und eine Start-up-Kultur, die sich auch in Berlin mittlerweile etabliert hat, ist die Region in einem Umbruch begriffen. Zwar sind die Unterschiede zum Silicon Valley in den USA noch erheblich. Dort wird, anders als in Berlin, niemand beargwöhnt, der zu einem neuen Unternehmen wechselt und das zuvor erworbene Wissen mitnimmt und beim neuen Arbeitgeber anwendet. Aber Berlin-Brandenburg holt auf. Gerade in Potsdam hat sich eine Forschungslandschaft gebildet, die mit neu entstehenden Unternehmen und der Universität eng vernetzt ist und so deutschlandweit deutlich hervorsticht.
Nachdem nun im Rahmen der Entwicklung des Clusters allerdings zahlreiche Prozesse gut vorangetrieben worden sind, stellt das IRS die Frage: „Was kommt nach dem Cluster?“ „Das Cluster ist eine gute Ausgangsbasis für einen Schwarm von kleinen unternehmerischen Entdeckungsprozessen, die bereits begonnen haben“, so Peter Eulenhöfer von der ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB). Als ein Beispiel nennt er die Papierindustrie. Durch die Anwendung von Nano-Technologien habe sich dort ein ganz neues Potenzial gezeigt. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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