zum Hauptinhalt

Homepage: Innovationskultur

An der School of Design Thinking des Plattner-Instituts werden Ideen gesucht, die den Alltag erleichtern

Stand:

Der Ärztin schwebt vor, dass ihre Patienten beim Betreten des Wartezimmers „Wohww!“ denken. Sie sollen von der Wartesituation angenehm überrascht werden. Nur wie macht man das? Mia-Alina Schauf zerbricht sich darüber zurzeit mit ihren Kommilitonen den Kopf. Die Optimierung der Wartesituation in einer Berliner Arztpraxis ist die Aufgabe der Projektgruppe. Eigentlich studiert die 27-Jährige in Bielefeld Wirtschaftssoziologie. Doch nun ist sie für ein Urlaubssemester eine der auserwählten Studierenden der School of Design Thinking am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI). Hier werden innovative Ideen für alle Lebensbereiche ausgebrütet. Die Studierenden kommen aus allen erdenklichen Disziplinen. Es geht um Ideen, die den Alltag erleichtern sollen.

Drei Wochen der Projektphase sind nun um. Patienten im Wartezimmer wurden beobachtet, Beteiligte befragt, Ideen entwickelt. Nun bleiben noch drei Wochen, um daraus ein fertiges Konzept zu entwickeln. Ideen sind iPads im Wartezimmer, Massagestühle oder der Aufruf per SMS, der den Wartenden ermöglicht, vor die Tür zu gehen. Mia-Alina Schauf will noch nicht zu viel verraten, schließlich könnte aus der Sache auch ein marktfähiges Beratungskonzept werden. Eine Idee gibt sie aber noch frei: Ein Bildschirm mit der Reihenfolge der Patientenaufrufe. Hier könnte nun beispielsweise ein Geschäftsmann, der es eilig hat, einem wartenden Studenten mit viel Zeit seinen besseren Platz abkaufen. Eine Art Tauschbörse: Zeit gegen Geld.

HPI-Stifter Hasso Plattner vergleicht die Brainstorming-Situation an der Potsdamer School of Design Thinking gerne mit dem Kindergarten. Denn dort sei das spielerische Herangehen an Problemlösungen noch so frei, dass wirkliche Kreativität entstehe. Das soll sich die Kreativszene von Morgen zum Vorbild nehmen. „Design Thinking“ ist eine Innovationskultur, die es ermöglichen soll, komplexe Problemstellungen aller Lebensbereiche in kleinen multidisziplinären Teams systematisch zu lösen, erklären die Macher der D-School.

Was Mia-Alina Schauf gerne aufnimmt. Sie ist überzeugt davon, dass es richtig ist, verschiedene Disziplinen zur Problemlösung zusammenzubringen. „Das bringt mehr, als wenn immer nur eine Gruppe Betriebswirte über ein Problem nachdenkt“, sagt sie. So sollte beispielsweise auch der Geschäftsführer eines großen Unternehmens mit seinen Verkäufern sprechen. „Das bringt Insides, die wichtig sind“, sagt die Studentin – also Innenansichten, die sonst verborgen blieben.

Der Bezug zu Software und IT ist an der Potsdamer D-School trotz der Nähe zum HPI nicht zwingend. Alles ist sehr frei. Nur so können innovative Ideen entstehen, lautet Plattners Credo, der die Idee für den Studiengang aus den USA mitgebracht hat. Modell hat die berühmte „d.school“ der US-Eliteuniversität Stanford im Silicon Valley gestanden, die heute ein Schwesterinstitut des Potsdamer HPI ist. Und nicht umsonst sind die Räume der Design-Denker in unmittelbarer Nähe zu Hasso-Plattner-Ventures (HPV) angesiedelt, wo IT-Ideen für die Zukunft marktreif gemacht werden.

Die Potsdamer D-School betreibt ihre Projekte zusammen mit Partnern aus Wirtschaft, Kultur und Initiativen. So gibt es beispielsweise mit der Potsdamer Schlösserstiftung seit zwei Jahren schon eine Verbindung. Im vergangenen Jahr haben sich die Studierenden darüber Gedanken gemacht, wie man den freiwilligen Parkeintritt am besten gestalten kann. Eine Idee: für den freiwilligen Obolus gibt es ab einer bestimmten Höhe ein Andenken, etwa eine Tüte mit Samen von Pflanzen, die im Schlosspark wachsen. „Ein Orientierungsplan bietet sich nicht so an, der wird schnell weggeschmissen“, sagt die Projektleiterin Claudia Nicolai. Zur Umsetzung der Ideen gäbe es nun Gespräche mit der Stiftung.

In diesem Jahr entwickeln die Design-Denker Ideen für den 300. Geburtstag Friedrich des Großen im kommenden Jahr. Die Frage sei, wie man dafür an die junge Generation herankomme. „Man muss die Jugend für so ein Thema heute anders abholen“, sagt Nicolai. Pädagogische Ansätze oder klassische Plakat- und Flyerwerbung würden kaum noch fruchten. Die digitale Welt sei bei der Jugend heute wichtiger. Dort müsse man eine Debatte darüber anregen, wer die Idole und Trendsetter der Gegenwart sind. „Darüber kann man der Jugend dann auch den Alten Fritz näher bringen.“

Studenten aller Fachrichtungen können sich noch bis zum 31. Juli für das Zusatzstudium an der HPI School of Design Thinking bewerben. 80 neue kreative Querdenker werden im Wintersemester aufgenommen. Infos und Bewerbung unter www.hpi.uni-potsdam.de/d-school

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })