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Homepage: „Ins Ausland gehen!“

JoybratoMukherjee will mehr Internationalisierung

Stand:

Herr Mukherjee, sind die deutschen Studenten zu selten im Ausland?

Das kann man so nicht sagen. Wir haben die erfreuliche Tendenz, dass auch durch die Bolognareform in den höheren Semestern und dem Masterstudium die Neigung zum Auslandsstudium zunimmt. In den unteren Bereichen gibt es eher eine Stagnation. Aber auch hier erwarte ich zukünftig eine noch positivere Entwicklung. Der DAAD hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis zum Ende des Jahrzehnts jeder zweite Studierende in Deutschland im Rahmen seines Studiums eine Auslandserfahrung sammeln soll. Momentan macht das nur jeder dritte Studierende. Das wird also noch eine Kraftanstrengung.

Warum ist es so wichtig, dass Studierende Erfahrungen im Ausland sammeln?

Ganz banal anhand von zwei Zahlen: Wir sind etwa 80 Millionen Deutsche, die Weltbevölkerung geht auf knapp acht Milliarden Menschen zu. Wir machen also nur knapp ein Prozent der Weltbevölkerung aus. Es muss uns also in der Welt des 21. Jahrhunderts interessieren, was in den 99 Prozent der anderen Köpfe an Überlegungen getroffen, an Konzepten entwickelt und an Innovationen erdacht werden. Internationale Vernetzung ist unabdingbar für Exzellenz in Studium, Forschung und Wissenschaft. Und das fängt immer unten an: Wir müssen bereits bei den Studierenden den Willen zur Mobilität anregen. Das ist für unser Land, für unsere Hochschulen und für unsere Innovationsfähigkeit von entscheidender Bedeutung.

Sie kommen am Montag an die FH Potsdam, um über Internationalisierung ostdeutscher Hochschulen zu sprechen. Wie steht es damit in Brandenburg?

Wie alle ostdeutschen Länder ist Brandenburg auch darauf angewiesen, dass sich seine Hochschulen international vernetzen. Das geschieht hier auch. Insgesamt sehen wir, dass die ostdeutschen Länder die DAAD-Förderprogramme zur Internationalisierung zum Teil sehr viel stärker nutzen als die Hochschulen in den alten Bundesländern. Das zeigt aber auch, dass es bei der Grundfinanzierung der Hochschulen auch in Brandenburg nötig ist, Mittel für internationale Projekte von außen einzuwerben.

Kleinere Hochschulen haben es mit der Internationalisierung nicht leicht.

Das stimmt. Wir sehen, dass Strategien zur Internationalisierung – also Mobilität von Studierenden und Dozenten oder internationale Forschungsprojekte und gemeinsame Studiengänge – sehr klar hochschulspezifisch ausgerichtet sein müssen. Eine relativ kleine Fachhochschule in einer Randregion wird andere strategische Überlegungen anstellen müssen als eine große Tankeruniversität in einer Metropole.

Wo sehen Sie hier die FH Potsdam?

Das ist ein sehr interessanter Fall. Wir haben eine relativ junge FH mit 3000 Studierenden in einer Metropolregion, die für sich sehr genau definieren muss, was Internationalisierung für sie bedeutet und was man damit in Studium und Forschung erreichen will.

Vor welchen Herausforderungen steht der Osten?

Die größte Herausforderung wird für die östlichen Hochschulen der demografische Wandel sein. Der Speckgürtel um Berlin wird hier weniger Probleme haben. Aber in den metropolfernen Regionen wird man sich neu aufstellen müssen – das sieht man in Brandenburg bei der Diskussion um die Fusion der Hochschulen in Cottbus und Senftenberg. Die Frage ist, wie ostdeutsche Standorte in Regionen mit Bevölkerungsrückgang ihre Attraktivität steigern können. Fest steht: Wenn eine Region Hochschulen hat, dann sind das ganz wichtige Ankerstrukturen, die junge Menschen ins Land holen. Zum zweiten: Hochschulen sind dann erfolgreich, wenn sie international kooperieren, vernetzt sind, Studierende und Wissenschaftler aus dem Ausland anziehen. Im Osten wird es in vielen Regionen daher darauf ankommen, die Hochschulen zu stärken und die Internationalisierung voranzutreiben.

Wie sah Internationalisierung in Ihrem Studium aus?

Das war in den 1990er-Jahren, und ich habe während des Anglistikstudiums Auslandserfahrung gesammelt. Damals war die Mobilität unter den Studierenden gerade in den Lehramtsfächern noch nicht so weit verbreitet wie heute. Hier gibt es eine sehr erfreuliche Entwicklung. In meinem Fall kam natürlich hinzu, dass mir als in Deutschland geborener Sohn indischer Einwanderer der Drang zur interkulturellen Kompetenz sozusagen schon in die Wiege gelegt worden war.

Das Gespräch führte Jan Kixmüller

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