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Homepage: Insekten, Sardinen und Zigarettenstummel

Moderne Kunst: Absolventen des Lehramtsstudienganges Kunst der Universität Potsdam präsentieren ihre Abschlussarbeiten

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Mit einer feierlichen Ansprache bei geschätzten 40 Grad Innentemperatur und extrem hoher Luftfeuchtigkeit wurde gestern die Ausstellung der Kunst-Lehramtsstudenten im Alten Rathaus eröffnet. Langsame Elektro-Sounds geleiteten die Gäste – meist Bekannte und Verwandte der Künstler – Punkt 18 Uhr in den Hauptraum im ersten Stock. Dort wartete bereits die Leiterin des Studiengangs Kunst Prof. Meike Aissen-Crewett am Mikrofon. Der Rektor der Universität Potsdam Prof. Wolfgang Loschelder, der sein Kommen angekündigt und sich im Vorfeld stark für die Ausstellung in der Innenstadt eingesetzt hatte, ließ sich entschuldigen. Doch auch ohne den Rektor, so Aissen-Crewett, sei die Ausstellung „eine schöne Begegnung mit der Stadt Potsdam, die ohne die Bildenden Künste nur halb so attraktiv wäre.“

Unter dem Titel „Ästhetische Reflexionen“ präsentieren die Absolventen des Lehramtsstudienganges Kunst der Universität Potsdam im Alten Rathaus ihre künstlerischen Abschlussarbeiten aus den Bereichen Grafik, Malerei, Skulptur, Computergrafik, Video, Fotografie und Collage.

Die äußerst unterschiedlichen Arbeiten sind, über drei Stockwerke verteilt, noch bis Ende August zu sehen. Der künstlerische Arbeitsprozess wurde in begleitenden Manuskripten analysiert und reflektiert, um den Ausstellungs-Besucher die Entstehung der Werke nachvollziehen zu lassen.

Nach Auskunft von Aissen-Crewett spiegle die Ausstellung ein hochschuldidaktisches Konzept wieder, das auf die integrierende Kraft der Künste in Bildung und Gesellschaft setze und die zukünftigen Kunsterzieher auf ihre pädagogische Arbeit vorbereite.

Scheint es eher unüblich, den Absolventen eines Lehramtsstudienganges Kunst zum Abschluss ihres Studiums eine ganze Ausstellung zu widmen, ist es an der Universität Potsdam die Regel, wie Steffen Lasch, ein nun „fertiger“ Kunst-Lehrer den PNN erklärte.

Um ihr Lehramtsstudium Kunst regulär abzuschließen, müssen die Studenten zunächst eine praktische Prüfung absolvieren. Die zu prüfenden Objekte sind eben jene über zwei Semester entstandenen Ausstellungsstücke im Alten Rathaus. Diese wurden am vergangenen Dienstag von der Prüfungskommission im Fach Kunst der Universität Potsdam begutachtet. Daraufhin folgt erst das Staatsexamen, welches, bei Bestehen, das Studium abschließt. Dass in Potsdam, im Gegensatz zu anderen deutschen Universitäten, bei diesem Studienzweig der Schwerpunkt auf der Praxis liegt, ist etwas Besonderes.

Etwas Besonderes war auch das kleine mediterrane Buffet, dass Steffen Lasch in seinem Ausstellungsraum in der dritten Etage offerierte: Sardinen, Oliven, Schafskäse und Fladenbrot hoben sich sehr von den eher phantasielosen Speisen auf dem eigentlichen Buffet ab, das in unmittelbarer Nähe zu Collagen aus Zigarettenstummeln aufgebaut war.

Ähnlich wie Steffen Lasch, konnten auch andere Absolventen separate Räume für ihre Werke und Installationen in Anspruch nehmen. Diese gaben dem Besucher die Gelegenheit, sich den Ausstellungsobjekten ohne Ablenkung widmen zu können.

Mit jedem neuen Raum, den man betritt, ändert sich das Kunstgenre: Sieht man sich eben noch in einen griechischen Lebensmittelladen der 50er Jahre versetzt, findet man sich im nächsten Raum inmitten metallener Schmiedewerkzeuge in Bilderrahmen wieder. Insektenzeichnungen im Gang und eckige Skulpturen in Neonfarben zeigen die breite Vielfalt der Ausstellungsobjekte.

„So viel eigene Kreativität traut man zukünftigen Kunstlehrern gar nicht zu, oder?“, kommentierte Steffen Lasch amüsiert das Geschehen. Die Antwort fällt nicht leicht, bekam man im eigenen Kunstunterricht nur selten die künstlerischen Ergüsse der Lehrkräfte zu sehen. Lasch fährt fort: „Ich weiß gar nicht, ob mein Kunstlehrer überhaupt malen konnte.“ Diejenigen Schüler, die zukünftig von den Absolventen des diesjährigen Studiengangs der Uni Potsdam unterrichtet werden, können sich dessen jedenfalls sicher sein. Malalai Bindemann

Noch bis 27. August, Altes Rathaus, Am Alten Markt, außer montags von 10 bis 18 Uhr.

Malalai Bindemann

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