Landeshauptstadt: Insolvenz angemeldet
Erste Firma bei „Hasso Plattner Ventures“ am Ende
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Babelsberg - An der renommierten Existenzgründerschmiede „Hasso Plattner Ventures“ (HPV) gibt es die erste Insolvenz. Mit dem Ende der dort ansässigen Mindquarry GmbH geht dem HPV nach PNN-Informationen knapp eine halbe Million Euro verloren. Das Insolvenzverfahren gegen die Softwarefirma wurde am 27. Dezember offiziell am Amtsgericht Potsdam eröffnet.
Das Aus für Mindquarry ist für das HPV zweieinhalb Jahre nach seiner Gründung ein Rückschlag: Das Inkubator-Zentrum an der August-Bebel-Straße, das junge Existenzgründer mit Risikokapital unterstützt, rühmte sich in der Vergangenheit mit seinem ausgefeilten Kontrollsystem, um mögliche Fehlinvestitionen zu vermeiden. Selbst Hasso Plattner persönlich sei an der Prüfung der Geschäftsideen beteiligt. Nach HPV-Angaben haben erst neun Firmen – inklusive Mindquarry – die Tests gegen hunderte Mitbewerber bestanden. Das Ende von Mindquarry bestätigte gestern auch Rouven Westphal, Investment Manager bei HPV, den PNN – jedoch sei es bei Risiko-Unternehmungen eben „normal“, dass einmal etwas nicht funktioniere. Detaillierter wolle sich Eran Davidson als Präsident des HPV am nächsten Montag zu der Insolvenz äußern.
Schon gestern wurden allerdings die Hintergründe der Insolvenz von Mindquarry deutlich: Offenbar hatten die HPV-Manager das Vertrauen in die GmbH verloren und deswegen entschieden, nicht weiter in das Unternehmen zu investieren, weswegen die Firma keine Rechnungen mehr zahlen konnte. Dies berichteten gestern übereinstimmend ehemalige leitende Mitarbeiter der Mindquarry GmbH. „Es gab Meinungsverschiedenheiten über unsere Chancen am Markt“, sagte Lars Trieloff, einer der Mitbegründer der Firma, die er und zwei Mitstudenten am Hasso Plattner Institut (HPI) im Sommer 2006 gegründet hatten. Nach seinen Angaben programmierte Mindquarry sogenannte „Open Source“-Software, die also offen für Verbreitung und Bearbeitung zur Verfügung steht. Das Team um Trieloff entwickelte dabei eine Plattform, die die Kommunikation in einer Projektgruppe effizienter gestalten sollte. „Unsere Lösung hatte eine größere Breite und Tiefe als die Produkte der Mitbewerber“, sagte Trieloff. Allerdings habe das HPV gerade neue Konkurrenten wie Microsoft oder google.com als Begründung für das Ende der Förderung von Mindquarry angeführt. „Das kann ich nur schwer nachvollziehen“, so Trieloff. Erst im März vergangenen Jahres sei die Firma mit dem in Branchenkreisen renommierten Red Herring 100 Europe Award ausgezeichnet worden.
Nach dem Ende von Mindquarry hat das Trio um Trieloff inzwischen allerdings einen neuen Arbeitgeber – sie sind bei der Schweizer Softwarefirma Day Software angestellt. „Wir können nun unsere Ideen dort weiterführen“, so Trieloff. Im Verhältnis zu HPV sprach er von einer „gewissen Enttäuschung“, ohne ein persönliches Problem zu haben. Engagement zu beenden und damit investiertes Geld abzuschreiben sei eben für Unternehmen wie HPV „Teil des Geschäfts“, solche Risiken in Kauf zu nehmen. Henri Kramer
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