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Vaclav Luks ist dieses Saison der Artist in Residence der Kammerakademie Potsdam.

© Ottmar Winter PNN

Inspirierendes Geben und Nehmen: Václav Luks ist Artist in Residence der KAP

Der Dirigent und Alte-Musik-Experte Václav Luks ist in dieser Saison bei der Kammerakademie Potsdam als Artist in Residence zu Gast.

Von Babette Kaiserkern

Er wurde fast genau zweihundert Jahre nach Beethoven geboren, aber er widmet sich der Aufführung noch weit älterer Musik. Seine beiden Ensembles Collegium 1704 - ein Orchester und ein Chor - machten Václav Luks über die Grenzen der Tschechischen Republik hinaus bekannt. In dieser Saison ist der Alte-Musik-Experte bei der Kammerakademie Potsdam (KAP) als Artist in Residence zu Gast.

Als Kind oft in Brandenburg

Schon als Kind verbrachte Václav Luks seine Ferien oft an einem der Brandenburgischen Seen und viele Ausflüge führten ihn zu den Potsdamer Parks und Schlössern. Die Geschichten über Sanssouci, Friedrich II. und dessen Cembalisten C. Ph. E. Bach faszinierten ihn ganz besonders, sagt er im Gespräch mit den PNN. Auch die Musik von Mozart war ein einschneidendes Erlebnis bei seinem Werdegang.

Als Student spielte Luks Horn

Doch die Entscheidung für eine musikalische Laufbahn fiel erst viel später. Noch als Student spielte Luks Horn im Nationaltheater von Prag, bevor er nach Basel trampte, um dort an der renommierten Hochschule für Alte Musik zu studieren, unter anderem Cembalo, Generalbass und historische Aufführungspraxis. Anschließend wurde er Mitglied bei der Berliner Akademie für Alte Musik, wo er Naturhorn spielte.

Bach war damals in Tschechien nur wenig bekannt

Zugleich nahm Václav Luks seine Aktivitäten als Dirigent und künstlerischer Leiter wieder auf und entwickelte die beiden bereits 1990 gegründeten Ensembles zu den größten Klangkörpern für historische Aufführungspraxis seines Landes. Anfänglich lag der Schwerpunkt noch auf den Werken von Johann Sebastian Bach und Jan Dismas Zelenka. Während Bach damals in Tschechien nur wenig bekannt war, so war Zelenka eine regelrechte Neuentdeckung. Auch der böhmische Komponist Josef Mysliveček, ein Freund von Mozart, verdankt seine Renaissance zu großen Teilen den Aktivitäten von Václav Luks.

Man soll die Komponisten mit den großen Namen nicht isoliert betrachten. Ohne die vielen Kleinen hätte es auch die ganz Großen nicht gegeben.

Václav Luks, Artist in Residence bei der Kammerakademie Potsdam.

Überhaupt sei es ihm ein Anliegen, musikalische Landschaften etwa in Böhmen oder in Mitteldeutschland wiederzubeleben, sagt der sympathische Tscheche: „Man soll die Komponisten mit den großen Namen nicht isoliert betrachten. Ohne die vielen Kleinen hätte es auch die ganz Großen nicht gegeben.“ Bis heute liegt der Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf der Barockepoche, auch wenn es zuletzt Ausflüge in die Romantik gab. An der Barockmusik, wie auch an der Kunst der gesamten Epoche fasziniert Václav Luks, dass hier ein hoher künstlerischer Anspruch mit leichter Zugänglichkeit verbunden wurde: „Diese Kunst lebt, auch ohne dass man sie versteht.“

Unter der Patina immer Neues entdecken

Für Luks stellt die Barockepoche eine ganz eigene Welt dar, unter deren Patina es immer wieder etwas Neues zu entdecken gäbe. So war die barocke Musik ungeheuer vielfältig, in jeden Land gab es beispielsweise andere Stimmungen. Während in Frankreich auf einer Tonhöhe von 392 Hertz gespielt wurde, und Musik aus der Bachzeit gern auf einer Höhe von 415 Hertz erklingt, wurde die heute international übliche Schwingung von 440 Hertz auf dem Kammerton a1 erst im Jahr 1939 festgelegt.

Programm enthält deutsche und tschechische Musik

Auch beim heutigen Konzert (Samstag, 24.9.) von Václav Luks mit der Kammerakademie Potsdam in der Friedenskirche wird in dieser „normalen“ Stimmung gespielt, aber mit historischen Bögen und mit Naturhörnern. Das Programm enthält deutsche und tschechische Musik aus der nachbarocken Zeit, die gemeinhin als Sturm-und-Drang-Epoche bezeichnet wird: „Es ist die Zeit des jungen Goethes und der Bach-Söhne“, sagt Luks. „Die wollten etwas Neues machen, sie sind experimentell, aber zugleich doch noch sehr im Kontrapunkt verhaftet.“

Besonders freut ihn, dass neben Werken von Carl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann Bach auch Stücke von zwei Komponisten aus der böhmischen Familie Benda erklingen. Franz Bendas brillantes, Friedrich II gewidmetes Flötenkonzert wird von dem namhaften tschechischen Solisten Jan Ostrý gespielt. Die Arbeit mit der Kammerakademie bezeichnet Václav Luks als inspirierendes Geben und Nehmen: „Es kommt etwas von mir, dann kommt etwas zurück, wie beim Ping-Pong-Spiel.“

Dass der Mensch ein kreatives Geschöpf ist, das immer etwas neues erfinden möchte, liegt für Václav Luks auf der Hand. Mit seinen beiden Ensembles Collegium 1704 hat er höchst erfolgreich bewiesen, wie auch aus Jahrhunderte alter Musik noch etwas Frisches und Neuartiges entstehen kann. Auf das heutige Konzert darf man gespannt sein.

Samstag, 24.9., Friedenskirche, Am Grünen Gitter 3, 14469 Potsdam, ab 19.30 Uhr

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