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MMZ-Direktor Julius H. Schoeps.

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Moses Mendelssohn Zentrum: Institut mit gesellschaftspolitischem Mandat

Professor Julius H. Schoeps kann es selbst kaum glauben: Das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) in Potsdam hat seit seiner Gründung vor 20 Jahren fast 80 Konferenzen veranstaltet und mehr als 300 Bücher veröffentlicht.

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Professor Julius H. Schoeps kann es selbst kaum glauben: Das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) in Potsdam hat seit seiner Gründung vor 20 Jahren fast 80 Konferenzen veranstaltet und mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Am Donnerstag feiert das Zentrum sein Jubiläum mit einem Festakt. Historiker Schoeps leitet das Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam seit 1992. Damals hat sich niemand den Erfolg des Zentrums vorstellen können, das heute nur zehn Mitarbeiter hat. Eines seiner nächsten Projekte ist die Gründung eines jüdischen Kulturinstituts in Kroatien an.
Blickt Schoeps auf vielfältigen Aktivitäten des MMZ, spricht er von einem „florierenden Unternehmen“. Seine zehn Mitarbeiter kooperieren mit Wissenschaftlern in aller Welt. Zudem gibt es engste Verbindungen zu anderen, nach dem berühmten Berliner Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) benannten Einrichtungen.
 „Wir sind mittlerweile ein ganzer Verbund“, sagt Schoeps und verweist auf die Moses Mendelssohn Stiftung und die Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt. Während in Halberstadt Bildungsangebote unter anderem für Schulklassen unterbreitet werden, konzentriert sich das MMZ auf die reine Wissenschaft. „Zudem konzipieren wir Ausstellungen und veranstalten Tagungen“, sagt der Historiker, der selbst ein Mendelssohn-Nachfahre ist. Im März beispielsweise beschäftige sich die MMZ-Tagung „200 Jahre Emanzipationsedikt in Preußen“ mit der Situation der Juden in Preußen.

EIN AUSFÜHRLICHES INTERVIEW MIT JULIUS SCHOEPS UND MEHR HINTERGRÜNDE FINDEN SIE IN DER MITTWOCHSAUSGABE DER POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Ebenfalls schon in Kürze wird der MMZ-Direktor in die kroatische Hauptstadt Zagreb reisen. „Dort führen wir interessante Verhandlungen“, verrät der 69-Jährige. Geplant sei ein Moses Mendelssohn Institut an der Universität Zagreb. Es gehe dabei um ein Institut für die Geschichte und Kultur der Juden in Mittel- und Südosteuropa - also von Prag bis zum Balkan.
Das Projekt sei auch vor dem geplanten EU-Beitritt Kroatiens sehr spannend, unterstrich der Wissenschaftler. Das Konzept für Zagreb entstand in Potsdam. Das Institut in Kroatien werde eng mit dem MMZ kooperieren, aber doch selbstständig sein, sagt Schoeps.
In den 20 Jahren seit der Gründung hat das MMZ nach Einschätzung von Schoeps bewiesen, dass sich die „Wissenschaft vom Judentum auch in Deutschland wieder in einer vitalen Entwicklungsphase befindet“.
Das MMZ verstehe sich auch nicht nur als Forschungseinrichtung. Es habe auch ein gesellschaftspolitisches Mandat und mische sich in die Politik ein. Besonders stolz sei das MMZ auf seine inzwischen mehr als 70.000 Bände umfassende Spezialbibliothek, die von Forschern aus aller Welt besucht werde.
Zum Festakt am Donnerstag erwartet das MMZ mehr als 300 Gäste im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam. Es wird laut Schoeps einen „staunenden Blick“ zurück geben und einen Ausblick auf kommenden Projekte wie Zagreb.

Susann Fischer

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