zum Hauptinhalt

Von Kay Grimmer: Integration durch Sprache und Arbeit

Diskussion über Integrationskonzept machte Defizite deutlich: Mehr Geld für dauerhafte Angebote

Stand:

Schlaatz - Die Förderung von dauerhaften Sprachangeboten, eine bessere Vermittlung in Arbeit und die Stärkung des interreligiösen Dialogs sind vordringliche Aufgaben in der Integration von Ausländern in Potsdam. Das ist Ergebnis einer Diskussion, moderiert von der Kommunalwahlkandidatin der Grünen, Marie Luise von Halem, über das Potsdamer Integrationskonzept am Donnerstagabend. Die Vorsitzende des Ausländerbeirats, Hala Kindelberger, betonte jedoch, dass die Stadt Geld für die Umsetzung solcher Forderungen einplanen müsste.

Professor Heinz Kleger, Initiator des Toleranzedikts, warnte davor, Probleme bei der Integration zu verharmlosen. „Ansonsten droht Potsdam eine ähnliche Entwicklung wie in Rom, wo wegen fehlender Integration und daraus resultierenden Problemen mit Immigranten ein Postfaschist zum Bürgermeister gewählt wurde.“ Wichtig sei, sich auf Schwerpunkte zu konzentrieren. „Nicht dreißig Dinge versuchen gleichzeitig durchzusetzen, sondern sich auf Einzelaspekte konzentrieren. Beispielgebend, so Kleger, sei das Angebot des Hauses der Generationen und Kulturen am Schlaatz. Dessen Leiter Friedrich Reinsch betonte den Werkstattcharakter seiner Einrichtung. „Wir versuchen, bei aller Andersartigkeit der unterschiedlichen Kulturen, ein Kennenlernen anzubieten.“ In manchen Fällen würde das auch über anfängliche Konflikte erreicht. So beschrieb Reinsch, dass die Lautstärke bei Gottesdiensten afrikanischer Einwanderer direkte Anwohner gestört hatten. „Das bot aber auch den Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Reinsch wies auf ein Projekt in seinem Haus hin, das auch von Kleger als gelungene Förderung benannt wurde: „Mama lernt Deutsch“: ein Kurs, in dem Mütter „viel mehr als nur die Sprache lernen“, so Reinsch. Kleger lobte vor allem, dass mit der Konzentration auf die Zielgruppe Mütter sogenannte familiäre Multiplikatoren im Zentrum der Förderung stehen.

Esther Okezie vom Internationalen Center für Deutsche und Immigranten, die erst unlängst für ihre ehrenamtliche Arbeit ausgezeichnet wurde, wünschte sich Plätze in Potsdam, „wo die Afrikaner ihre Musik und ihren Tanz ohne Klagen über die Lautstärke genießen können“.

Problematisch sei es nach wie vor, qualifizierte Ausländer in entsprechende Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. „Vor allem die Anerkennung der ausländischen Abschlüsse muss möglich sein“, so Kindelberger. Die Ausländerbeiratsvorsitzende wies aber darauf hin, dass es Bereiche gebe, in denen Ausländer mit geeigneter Qualifikation selbst ohne deutsche Sprachkenntnisse sofort Jobs erhalten würden. „Im VW-Design-Center wird beispielsweise Englisch gesprochen“, wusste Kindelberger. An der Tagesordnung sei aber, dass Ausländer lediglich Putzjobs angeboten werden, selbst wenn die Betroffenen fünf Sprachen sprechen und eine Berufsausbildung haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })