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Landeshauptstadt: Integrationskick

Im Turbine Girls Camp treffen 15 Potsdamerinnen auf Fußballerinnen aus der Stadt des polnischen Meisters

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Innenstadt – „Dzien dobry!“ Nele hat sich schon vorbereitet und ein bisschen polnisch gelernt. „Tak heißt ja und nie nein“, weiß die Zwölfjährige. Die neunjährige Jara kann sogar noch eins draufsetzen: „Nalesniki“ heiße ihr Lieblingsgericht auf polnisch, „Eierkuchen.“ Gestern morgen sind die beiden zusammen mit 13 Potsdamer Mädchen zum Turbine Girls Camp 2006 ins polnische Wroclaw (Breslau) aufgebrochen.

Das Frauenfußball-Projekt der Flick- Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und ist zu einer deutsch-polnischen Kooperation ausgeweitet worden. 16 polnische Mädchen und 15 Potsdamerinnen werden zwei Wochen lang Fußball spielen, so Pressesprecher Jean-Pierre Winter. Die Acht- bis Zwölfjährigen üben zuerst beim polnischen Frauenfußball-Meister AZS Wroclaw. Ab kommendem Montag trainieren die Teilnehmerinnen dann mit Spielerinnen von Turbine Potsdam, dem deutschen Frauenfußball-Meister, in Potsdam.

Am Hauptbahnhof wurden die Potsdamerinnen gestern von Turbine-Trainer Bernd Schröder und der Turbine-Kickerin Peggy Kuznik verabschiedet. Nach Wroclaw ging es im Turbine-Bus. Als Fan fand Jara das „toll“. Für Nele geht mit der Teilnahme am Girls Camp ihr „großer Traum“ in Erfüllung und die elfjährige Nicole fährt zum ersten Mal ohne Eltern ins Ausland. Ihre Eltern verschoben den Familienurlaub extra, als die Zusage für das Girls Camp ins Haus flatterte. 140 Mädchen hatten sich um die kostenlose Teilnahme an dem Projekt beworben, die Teilnehmerinnen wurden ausgelost. Kein Wunder, dass die Glücklichen gestern aufgeregt waren.

„Spätestens fünf Uhr werden wir in Wroclaw sein“, schätzte Initiatorin Christiane Irina Fetscher. Die Geschäftsführerin der Flick-Stiftung, selbst Fan des FFC Turbine Potsdam, begleitet die Mädels „natürlich!“ nach Polen. Am Abend stand dann ein Lagerfeuer zum Kennenlernen auf dem Programm.

Der typische Girls-Camp-Tag beginnt nun jeweils halb neun mit dem Frühstück. Vormittags wird zweieinhalb Stunden lang trainiert. Der Nachmittag ist für kulturelle und touristische Aktivitäten reserviert: eine Stadtführung, der Besuch auf einem Reiterhof und in einer Puppenwerkstatt sowie eine Bergwanderung sind geplant, verriet Fetscher.

Der Austausch mit polnischen Jugendlichen soll „den Integrationscharakter des Projektes stärken“, sagte Winter. Insgesamt seien sogar sieben Nationen beim Girls Camp vertreten, so Fetscher. Sechs der Potsdamer Teilnehmerinnen stammten aus Familien mit Migrationshintergrund: Mädchen aus dem Iran, aus Kamerun, dem Kosovo, der Ukraine und Vietnam seien dabei.

Die Verbindung zum AZS Wroclaw bestehe schon länger, erklärte Trainer Bernd Schröder. Lena Hohlfeld, Ex-Turbine-Spielerin, hätte während eines Auslandssemesters in Wroclaw sogar beim AZS im Tor gestanden.

Dass beim Girls Camp künftige Bundesliga-Spielerinnen gefunden werden können, schloss der Turbine-Trainer nicht aus. Zwar stehe nicht nur der Fußball im Mittelpunkt, aber immerhin würde eine jüngere Zielgruppe angesprochen. „Wir wollen versuchen, die Spielerinnen aus diesem Bereich mit hereinzuziehen“, sagte Schröder. Der klassische Weg laufe bislang über die Potsdamer Sportschule und greife damit erst ab einem Alter von 13 Jahren. Jana Haase

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