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Homepage: Intelligente Handtaschen

In der kommenden Woche beginnt das Design-Camp der FH / Prof. Boris Müller über den Schwerpunkt Interface-Design

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In der kommenden Woche beginnt das Design-Camp der FH / Prof. Boris Müller über den Schwerpunkt Interface-Design Der Fachbereich Design der Fachhochschule Potsdam veranstaltet vom 11. bis 16. Juli das 10. DesignCamp. In diesem Jahr steht der 2003 gegründete Studiengang „Interface Design“ im Mittelpunkt der Workshops. Über digitale Oberflächen, geniale Erfindungen und Visionen im Studienfach „Interface Design“ sprachen die PNN mit Prof. Boris Müller. Was ist Interface Design? Interface heißt ins Deutsche übersetzt Schnittstelle. Gemeint sind damit digitale Schnittstellen, wie z.B. Displays, die ja mittlerweile unseren gesamten Alltag durchdringen. Synonym wird dafür auch oft der englische Begriff „Interaction“ verwendet. Denn beim Interface Design spielt die Interaktion zwischen Mensch und Maschine eine zentrale Rolle. Ein Interface Designer arbeitet an dieser Schnittstelle und entwickelt Lösungen, welche die reibungslose Interaktion zwischen Mensch und Technik garantieren sollen. Das klingt nach einem sehr modernen Verständnis von Design. Ja. Die landläufige Meinung über Design ist leider oft noch, dass ein Gestalter nur für die optische Ästhetik zuständig ist. Dass er sozusagen ganz zum Schluss das Produkt noch ein bisschen hübsch macht. Die wirkliche Herausforderung für den Designer ist es aber, die Produktgestaltung mit der Funktion in eine Einheit zu bringen. Mit der digitalen Revolution ist das noch notwendiger geworden. Seit Ende der 1990er Jahre hat sich der Besitz von Mobiltelefonen verzehnfacht. Ähnliches gilt auch für den Zugang ins Internet. Es gibt sicherlich keinen Menschen in der westlichen Welt, der nicht einmal mit der Benutzeroberfläche eines Computerprogramms zu kämpfen hatte, weil er die Funktion, die er benötigte nicht finden konnte. Es ist die Arbeit des Interface Designers, solche Situationen durch gutes Design und Benutzerfreundlichkeit menschengerecht zu gestalten. Kann man sagen, dass in dieser Hinsicht ein neues Berufsbild entstanden ist, da Arbeitsabläufe komplexer und abstrakter geworden sind? Auf jeden Fall, denn das Verhältnis des Menschen zur Maschine hat sich deutlich gewandelt. Nehmen wir als Beispiel einen historischen Webstuhl aus dem 19. Jahrhundert, da waren die Arbeitsabläufe mechanisch und für denjenigen, der die Maschine bedient hat, deutlich sichtbar. Heute hingegen bewegt sich vieles in virtuellen Räumen. Die Struktur ist oft nicht direkt greifbar, geschweige denn der Arbeitsprozess technisch nachvollziehbar. Ein bekanntes Beispiel dafür ist etwa das Ordnersystem von Microsoft Windows. Da gaukelt uns die Maschine, sozusagen vor, dass es Ordner im Computer gibt. Diese Ordnerstrukturen gibt es natürlich auf der technischen Ebene nicht. Die Idee eines Ordners hilft uns aber, die Daten im Computer sinnvoll zu strukturieren. Um welche Bereiche dreht es sich noch? Unsere alltäglichen Maschinen, wie etwa das Telefon, sind in ihrem Benutzersystem vom Hersteller abhängig. Ein Festnetztelefon der 1960er Jahre funktionierte immer nach demselben Prinzip: die Wahlscheibe. Später kamen dann die Tasten. Heute ändert sich die Bedienung eines Mobiltelefons mit jeder neuen Produktreihe. Dazu kommt, dass ein Telefon heute nicht mehr nur Telefon, sondern multifunktional ist. Mit einem Mobiltelefon kann man Radio hören, surfen, Telefonnummern speichern und vieles mehr. Was bedeutet das konkret für die Arbeit eines Interface-Designers? Welche Fähigkeiten muss er mitbringen und welchen Herausforderungen muss er sich stellen? Neben dem Interesse für neue Technologien muss sich ein Interface-Designer vor allem für Menschen interessieren. Er muss sich in andere hinein versetzen können. Denn letztlich sollten sich neue Produkte, Technologien oder Konzepte nach dem Menschen richten. Nicht umgekehrt. Die große Herausforderung liegt darin, einfache und benutzerfreundliche Lösungen zu entwickeln. Deshalb spielt die Benutzerforschung während des Studiums eine zentrale Bedeutung. Können Sie Beispiele nennen, wie Sie Nutzerfreundlichkeit im Studium vermitteln? Wir hatten beispielsweise ein Studienprojekt, wo es um ein elektronisches Abstimmungsgerät für z.B. Bundestagswahlen ging. Studenten haben dafür ein Konzept für eine Benutzeroberfläche entwickelt. Allerdings nicht am PC, sondern mit Papier. Das Abstimmungsgerät bestand aus einem Interface-Gerüst, das sich aus verschiebbaren Papierstreifen zusammensetzte. Auf ihnen waren die einzelnen Funktionstasten aufgemalt. Die Studenten haben das System an Versuchspersonen getestet. Auf diese Weise wird der Designer sehr schnell auf Systemmängel aufmerksam, die er vorher so gar nicht gesehen hat. Außerdem wird ein digitales Funktionsgerüst visuell greifbar. Die Visualisierung komplexer Systeme nimmt während des Studiums einen zentralen Platz ein. Entwickelt ein Interface-Designer also vor allem Software-Anwendungen und digitale Nutzeroberflächen? Ja, aber nicht nur. Es geht ganz allgemein gesagt darum, neue Technologien für den Alltag nutzbar zu machen. Das „Physical Computing“ ist zum Beispiel ein wichtiger Entwicklungsbereich. Ziel ist es, Geräte zu entwickeln, die uns auf intelligente Weise Arbeit abnehmen. Ein Beispiel: die unvergessliche Handtasche, die bei uns von einer Studentin als Studienarbeit entwickelt wurde. Die Tasche registriert, ob sich bestimmte Objekte, wie zum Beispiel, der Hausschlüssel oder die Geldbörse, in ihrem Innern befinden. Entfernt sich eines der Objekte aus diesem Bereich, warnt die Tasche ihren Benutzer durch leichte Vibration an der Schulter. So kann der Taschenbesitzer sicher sein, dass er nicht ohne Schlüssel das Haus verlassen hat. Wie funktioniert diese Tasche? Das Prinzip, das dahinter steckt ist ganz einfach. An den Objekten befinden sich so genannte RFID-Tags. Das sind Chips, die bereits zur elektronischen Warenkennzeichnung verwendet werden. In die Tasche ist ein Lesegerät eingearbeitet, das mit den Chips kommuniziert. Wenn Sie an gegenwärtige Produkte denken, über welche gelungenen Interface-Schöpfungen verfügen wir ihrer Meinung nach bereits? Die genialste Erfindung des 20. Jahrhunderts ist meiner Meinung nach die Desktop-Oberfläche. Bis heute schafft sie es, eine riesige Menge von Daten am PC übersichtlich zu organisieren. Dann fällt mir noch der iPot von Apple ein. Sicherlich ist das ein Lifesyle-Gerät, aber es überzeugt sofort durch seine absolut leichte Bedienung. Wenn sie da andere Geräte vergleichen, fällt das sofort auf. Das ist letztlich auch das Schicksal eines Interface-Designers. Immer wenn etwas nicht funktioniert, bekommt er Rückmeldung. Sonst nicht, denn dann klappt ja alles. Das Interview führte Tania Greiner Prof. Boris Müller (32) lehrt er seit 2003 im Studiengang Interface Design an der FH Potsdam. Zuvor war er unter anderem beim Fraunhofer Institut für Medienkommunikation, Sankt Augustin.

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