Landeshauptstadt: Intelligenz statt Muskeln
Firma bildet Personenschützer aus – weibliche Bodyguards begehrt
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Firma bildet Personenschützer aus – weibliche Bodyguards begehrt Die pastellgelbe Villa in der Großen Weinmeisterstraße 54-55 in Potsdam wirkt ruhig und einladend. Im Vorgarten stehen kleine Statuen, Palmenkübel und ein Oldtimer. Nur die wachsamen jungen Männer neben dem Haus passen nicht so recht ins idyllische Bild. Hinter der hübschen Fassade verbirgt sich seit 1994 ein Ausbildungszentrum für Personenschützer. Horst Pomplun und seine Frau Ewa-Maria, die das Sicherheitsunternehmen VTP-Security führen, trainieren hier junge Leute für den Ernstfall. „Wir bilden in Gruppen mit sechs bis acht Teilnehmern aus“, sagt Horst Pomplun, der früher einer Sondereinheit der Berliner Polizei angehörte und vor 25 Jahren in Saudi-Arabien zu seiner jetzigen Tätigkeit animiert wurde. Viele der Teilnehmer seien Bundeswehrsoldaten. Aber auch Menschen, die mit dem Sicherheitsbereich noch nie in Berührung gekommen seien, interessierten sich für den Beruf. Manche wollten einfach ihre Kondition testen und ihre Leistungsgrenzen kennen lernen. „Die wichtigsten Voraussetzungen für die Ausbildung sind positive Ausstrahlung und Aufgeschlossenheit“, erläutert Pomplun. Statt Muskelpaketen sei Intelligenz gefragt. „Unsere Waffe ist das Gehirn“, unterstreicht der 57-Jährige, der den Begriff Bodyguard nicht mag. Es gehe bei der Arbeit vorrangig darum, Gefahren für Gesundheit und Leben des Kunden im Vorfeld abzuwehren und Konflikte zu vermeiden. Der Frauenanteil in den Kursen ist nach Angaben von Pomplun sehr niedrig, auf 19 Männer komme eine Frau. Dabei seien weibliche Personenschützer sehr begehrt. „Frauen wirken deeskalierend und können mit einem Lächeln mehr ausrichten als Männer“, betont der Sicherheitsexperte. Sie seien außerdem besser getarnt, da sie bei einem Einsatz häufig für die Ehefrau, Schwester, Freundin oder Mitarbeiterin eines Kunden gehalten würden. Mit Übungen und der Teilnahme an echten Einsätzen, die teilweise im Ausland stattfinden, werden die zukünftigen Personenschützer geschult. Sie lernen dabei auch, sich nicht auf den äußeren Eindruck zu verlassen. „Auf eine schöne Frau fallen bei unseren Tests eigentlich alle Männer rein“, erzählt Pomplun. Ziehe diese plötzlich eine Waffe, sei das Staunen groß. Psychologie und Disziplin spielten in der Ausbildung daher eine wichtige Rolle. Gelehrt werden außerdem Taktik, Kommunikation, Waffen- und Gesetzeskunde. Hinzu kommen Konditions- und Krafttraining sowie Selbstverteidigung und Schießen. Der Anfänger-Lehrgang kostet rund 1000 Euro. Nur wer in einem Lehrgang 75 Prozent der geforderten Punktzahl erreicht, darf die nächste der insgesamt sechs Stufen absolvieren. Für die komplette Ausbildung, die von der Industrie- und Handelskammer anerkannt wird, werden rund 6500 Euro fällig. Pomplun und seine Mitarbeiter schützen vor allem Vertreter ausländischer Regierungen, Mitglieder verschiedener Königsfamilien und Wirtschaftsbosse. Der spannende Beruf hat offenbar auch seinen Preis. Seine Frau und er seien schlechte Gesellschafter geworden, erzählt der Sicherheitsexperte. „Auf privaten Partys beobachten wir ständig die Umgebung, statt unseren Gesprächspartnern in die Augen zu sehen.“ Der nächste Anfängerlehrgang beginnt am 24. Juli und dauert neun Tage. Weitere Infos: Telefon: 0331 / 240 680; Fax: 0331 /240 788; www.vtp-pomplun.de
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