
© dpa
Sport: Intensivkur und Fehleranalyse
Turbine Potsdam will mit einem Pokal-Erfolg gegen Herford wieder zurück in die Erfolgsspur finden
Stand:
Bernd Schröder sprach von paradiesischen Verhältnissen und dachte dabei nicht an Sansibar. Dort weilen dieser Tage zwar seine beiden Spielerinnen Stefanie Draws und Ingrid Wells im Rahmen eines Städteaustauschs. Der Cheftrainer des 1. FFC Turbine Potsdamer indes meinte die Bedingungen im heimischen Luftschiffhafen. Dank der Ferienzeit war der Sportpark in den vergangenen zwei Wochen nahezu verwaist. „Wir konnten alle Trainingsanlagen nutzen, wann und wie wir wollten“, sagt der Cheftrainer des Bundesligisten vor dem DFB-Pokalspiel am Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion gegen den Herforder SV (14 Uhr). „Wir konnten quasi überall das Licht an- und ausmachen“, sagt Schröder.
Ganz so vergnüglich werden es seine Spielerinnen nicht empfunden haben. Nach den beiden Niederlagen in der Liga gegen Wolfsburg und Bayern München und dem mageren Remis beim Tabellenvorletzten in Duisburg hat Schröder in den zwei Wochen Spielpause aufgrund zweier Länderspiele die Zügel angezogen. „Wir haben die 14 Tage ein bisschen intensiver gemacht – nicht nur für das Pokalspiel, sondern auch für die folgenden Spiele in der Bundesliga“, sagt er. Und wer den 72-jährigen Coach kennt, weiß, dass „ein bisschen“ äußerst viel und anstrengend war.
Dabei war das körperliche Intensivprogramm das eine. Das andere war die Fehleranalyse der vergangenen Wochen. „Es lässt sich nicht alles nur als ,unglücklich gelaufen’ bezeichnen“, kommentiert Schröder selbstkritisch die magere Ausbeute eines Punktes aus den vergangenen drei Spielen. „Das hat vielschichtige Ursachen, die bei uns liegen und die wir versucht haben zu erkennen“, sagt er.
Das Ergebnis des Krisenmanagements soll der Herforder SV am Sonntagnachmittag zu spüren bekommen. Als Wachrüttler für seine Mannschaft bezeichnet Schröder die Pokalpartie gegen den derzeit Letzten der Bundesliga, den Turbine zum Saisonauftakt 4:0 besiegt hatte. Doch das sei inzwischen ein Muster ohne Wert, so Schröder und wachgerüttelt hat er seine Mannschaft schon lange vor dem morgigen Anpfiff: „Jeder weiß, was die Stunde geschlagen hat! Wir können uns keine Fehler mehr erlauben.“
Natürlich gilt Turbine zu Hause gegen den Bundesligaletzten als Favorit im Pokal-Achtelfinale. Dass der Tabellenstand aber keinerlei Wert für den Ausgang eines Fußballspiels hat, haben die Turbine-Kickerinnen erst vor zwei Wochen beim 3:3 in Duisburg gelehrt bekommen: Einen Punkt und ein Tor hatte der bis dato Letzte auf dem Konto. Wie Duisburg dürfte auch Herford zunächst in der Defensive kompakt stehen und Turbine das Spiel machen lassen. Genau damit hatten die Potsdamerinnen zuletzt aber ihre Probleme. Zudem kommt Schröder nicht umhin, den Charakter eines Pokalspiels zu betonen. „Das haben wir in dieser Woche auch wieder bei den Männern gesehen“, sagt er. Dass etliche Spielerinnen in den vergangenen Tagen mit ihren Nationalteams im Einsatz waren – unter anderem spielten Tabea Kemme, Jennifer Cramer und Pauline Bremer am vergangenen Mittwoch beim 2:1 gegen Schweden – sei ein Umstand, der keinen Einfluss auf die Sieg-Ambitionen gegen Herford habe. Zumal Schröder bis auf die Langzeitverletzten Stefanie Draws und Magdalena Szaj den kompletten Kader zur Verfügung hat. Auch die zuletzt ausgefallene Lidija Kulis ist wieder einsatzfähig. Und die 22-Jährige gibt sich kämpferisch: „Wir haben aus dem letzten Jahr im Pokal noch etwas gut zu machen und wollen diese Saison so weit wie möglich kommen“, sagt sie auf der Vereins-Webseite. Im Pokal überwintern – das wären nicht gleich paradiesische Verhältnisse, aber eine komfortable, beruhigende Situation.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: