
© Andreas Klaer
Von Holger Catenhusen: Interessanter als sein Ruf
„Drewitzer Porträts“ – Ausstellung über das Lebensgefühl der Drewitzer ging gestern zu Ende
Stand:
„Das erste, was mir zu Drewitz einfällt: Drewitz ist Dreckwitz“. Das sagt einer, der schon immer dort wohnt, im Neubaugebiet Drewitz: Peer Schwittay. Er ist einer von neun Drewitzern, die in einer Ausstellung des Drewitzer Projektladens porträtiert wurden. Die Ausstellung, die gestern zu Ende ging, und unter dem Motto „Drewitzer Porträts“ stand, hat gezeigt: Drewitz ist weit mehr als eine graue Plattenbausiedlung am Stadtrand von Potsdam. Drewitz ist lebendig und lebenswert. Ein Stadtteil mit ganz unterschiedlichen Menschen, deren Geschichten und Gedanken eine Ausstellung wert sind.
Die Fotografin Simone Ahrend und die Journalistin Heike Kampe hatten Einwohner des Neubaugebiets Drewitz mit jeweils einem Porträtfoto und den ganz persönlichen Gedanken der Protagonisten zu ihrem Leben in Drewitz vorgestellt - ganz auf Augenhöhe, wie Ahrend sagt. „Augenhöhe“ im doppelten Sinne: Ahrend hat die Porträtierten so fotografiert, dass sich Fotografin und Protagonist jeweils direkt in die Augen sehen, wäre da nicht die Kamera zwischen beiden. Keine Fotos „von unten in die Nasenlöcher“, wie Ahrend beschreibt. Das sei nicht nur eine ästhetische Frage, sondern zeige auch, wie ernst der Fotograf sein „Objekt“ nimmt, so Ahrend.
Die Ausstellungstexte zeugen von einem vielfältigen Leben in Drewitz. Für Ausstellungsmacherin Kampe war es erstaunlich, was die Menschen Spannendes zu berichten hatten.
Eine der Porträtierten ist Corinna Kirscht. Die Chemielaborantin lebt seit 21 Jahren in Drewitz und trainiert in ihrer Freizeit Karate. Im nächsten Jahr möchte sie einen Hubschrauberpilotenschein machen.
Auch Johnny Lehmann wurde porträtiert. Der 1949 Geborene hat ein abwechslungsreiches Berufsleben hinter sich: Von Beruf Chemiker und Schweißer arbeitete er im Umweltschutz und in der Landwirtschaft. Heute gibt er ehrenamtlich Schach- und Gitarrenunterricht und hilft bei der Potsdamer Tafel. Er betätigt sich als Fotograf und – wie auf der Finissage zu hören – als Hobbymusiker. Zusammen mit Siegfried Lietzmann gab er ein Oldie-Programm zum Besten. Mit Gitarre und Solo-Gesang rockten sich beiden vor allem durch die achtziger Jahre.
Wie Projektladen-Leiterin Kathleen Walter auf der gestrigen Finissage sagte, sollte die Ausstellung einen kleinen Beitrag dazu leisten, Drewitz lebenswerter zu machen. Der Stadtteil, zwischen Stern und dem Kirchsteigfeld gelegen, wurde Ende der achtziger Jahre hochgezogen. Heute genießt er ein gewisses Schmuddel-Image. Dass dies ein wenig ungerecht ist, bewiesen die „Drewitzer Porträts“.
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