Landeshauptstadt: Interesse am Studieren wecken
In Brandenburg sollen künftig mehr Absolventen von Oberstufenzentren zum Studium animiert werden
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Auf „großes Augenrollen“ trifft Katrin Sawitzki regelmäßig, wenn sie Schüler der Potsdamer und Teltower Oberstufenzentren (OSZ) über Studienmöglichkeiten an den Brandenburger Fachhochschulen (FH) informieren will. „Für den Großteil der OSZ-Absolventen steht ein Studium überhaupt nicht zur Debatte“, sagt Sawitzki, die an der FH Potsdam die Ansprechpartnerin für Studienorientierung ist.
Brandenburg hat im Vergleich zu anderen Regionen bei der Studierquote von OSZ-Schülern einen starken Nachholbedarf. Nur 46 Prozent der OSZ-Absolventen beginnen nach Angaben des Wissenschaftsministeriums ein Studium. Im Durchschnitt der neuen Bundesländer sind es 60 Prozent.
„Wir haben also zu viele Schulabsolventen, die auf ein Studium verzichten und damit wichtige Lebenschancen verstreichen lassen“, kommentiert Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) die Zahlen. Dies soll sich jetzt ändern. Mit einem Pilotprojekt will das Ministerium erreichen, dass künftig mehr OSZ-Absolventen ein Studium an den Fachhochschulen des Landes beginnen.
Dazu soll an den fünf brandenburgischen Fachhochschulen je ein Ansprechpartner die Kooperation zu den Oberstufenzentren der jeweiligen Region festigen. Dafür wird an jeder FH derzeit eine Konzeption für die künftige Studieninformation entwickelt. „Unser Ziel ist, alle FH-Studiengänge vorstellen zu können und dafür die wichtigsten Anknüpfungspunkte zwischen OSZ und FH zu finden“, sagt Sawitzki. Aus Landesmitteln werden die Personalstellen der Ansprechpartner anteilig mitfinanziert, sagt Ministeriumssprecher Holger Drews.
Insgesamt will das Land bis zum Jahr 2010 insgesamt 2,2 Millionen in die Steigerung der Studierbereitschaft investieren. Aus diesem Topf würden unter anderem auch die „Schüleralumni“ gefördert, sagt Drews. Bei diesem Teilprojekt gehen Studenten an die Schulen und reden mit den Schülern über die Studienmöglichkeiten. Gerade in diesem Bereich gebe es große Wissenslücken, bestätigt Sawitzki. Viele Schüler wissen nicht, dass ihnen mit ihrer am OSZ erlangten Fachhochschulreife jeder Studiengang und nicht nur fachgebundene Studien offen stehen. Zum anderen kommen viele OSZ-Schüler aus Familien, in denen es keine Studienvorbildung gibt und deshalb ein Studium nicht in Betracht gezogen wird.
Um mehr Schülern ein Studium schmackhaft zu machen, wollen Sawitzki und ihre Kollegen zunächst bereits bestehende Verbindungen zwischen den Bildungseinrichtungen festigen. Eine gute Kooperation habe sich zwischen dem Teltower Oberstufenzentrum Technik und dem Fachbereich Bauingenieurwesen der Potsdamer Fachhochschule (FHP) entwickelt. Schüler des auf Sozialberufe orientierten Potsdamer Oberstufenzentrums „Johanna Just“ pflegen gute Kontakte zum Fachbereich Sozialwesen der FHP.
Kernpunkt des Pilotprojekts soll jedoch eine verbesserte Studieninformation sein, die die Fachhochschul-Ansprechpartner bei jeder OSZ-Klasse einmal im Jahr anbieten sollen. Einen positiven Effekt kann Sawitzki bereits aus dem Jahr 2007 verzeichnen. Sie hat etwa 700 OSZ-Schüler aus Potsdam und Teltow befragt. Während die Studienbereitschaft bei Schülern der zweijährigen Bildungsgänge im ersten Jahr unter 40 Prozent lag, waren es im zweiten Jahr bereits über 45 Prozent.
Dem anfänglichen Augenrollen bei ihren Gesprächen begegnet Sawitzki mit Fakten. „Während 20 Prozent der Jugendlichen nach Abschluss der Lehre arbeitslos werden, liegt die Quote bei Studienabgängern bei nur sechs Prozent“, zitiert sie Statistiken des Arbeitsamtes.
Beatrice George
Beatrice George
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