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Von Kay Grimmer: Interesse zu wecken, ist der erste Erfolg

Das „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“-Team lud auf der Straße Jugendliche in die Studios ein

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Babelsberg – Die Ketten an der abgewetzten Lederweste klappern, die Piercings in der Lippe vibrieren leicht. Mit großen Augen guckt Marina auf die Kulissen. „Das ist das Vereinsheim“ flüstert sie, als die kleine Gruppe an den Studioaufbauten vorbeiläuft. Marina traut man einiges zu – aber nicht unbedingt Fan der Daily Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ zu sein. Die 27-jährige Punkerin guckt die Serie seit 1992. „Zwei, drei Staffeln habe ich aber verpasst“, sagt sie, fügt leise an: „Als ich keinen Fernseher hatte.“ Eine Andeutung, dass die Berlinerin in der Vergangenheit nicht nur auf der Sonnenseite gelebt hat. Am gestrigen Nachmittag allerdings scheint sie glücklich – sie steht in den Kulissen ihrer Lieblingsserie in Babelsberg, unterhält sich mit GZSZ-Darstellern wie Vincent Krüger oder Felix von Jascheroff.

Doch der Einblick in die Daily Soap ist nicht allein Vergnügen. Den jungen Erwachsenen und Jugendlichen sollen Lebens- und Berufsperspektiven aufgezeigt werden, die sie bislang nicht gefunden haben – auch, weil sie auf der Straße leben. Ihre Anlauf- und Betreuungsstelle ist der „Klik“-Laden, ein Berliner Projekt für Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Lebensmittelpunkt Straße. Durch das persönliche Engagement der Babelsberger Filmproduktion Grundy Ufa und des GZSZ-Teams gab es über die Aktion „Grundy Ufa hilft“ für das Projekt „Klik“ eine Spende von 5000 Euro – das rettete dem Angebot ein weiteres Jahr seiner Existenz, sagte Anett Leach, die „Klik“ mitverantwortet. Im Durchschnitt seien es vor allem 18- bis 20-Jährige, die den Laden besuchen würden. Die Sozialpädagogin leitet das Angebot, das für viele junge Heranwachsende auf der Straße Zuflucht und Treffpunkt gleichermaßen ist. Und dazu gehören Beratungs- und Hilfsangebote. Eins davon ist der gestrige Besuch bei GZSZ.

Produktionsleiter Christian Scherer stellt beim Rundgang Arbeit, Jobs und Aufwand vor, um die Serie zu produzieren. 120 Mitarbeiter sind für die Daily Soap angestellt, an fünf Tagen wird je zehn Stunden am Stück gearbeitet, geprobt und gedreht – in den Studios und den Außenkulissen. Die Fakten scheinen zu beeindrucken. Marina und die anderen drei Berliner aus dem „Klik“ trauen sich, Fragen zu stellen. „Klar sind solche Angebote wie Klik wichtig“, sagt GZSZ-Darsteller Vincent Krüger. „Deshalb unterstütze ich das Projekt gern.“ Nicht zuletzt habe seine Serienrolle eine ähnlich gebrochene Biografie. Krüger spielt ein ehemaliges Heimkind, das auf der Suche nach einem Beruf und einem Start in ein neues Leben ist.

Für Krüger ist es Spiel. Für Marina und die anderen „Klik“-Besucher ist dieses Leben und die Suche nach neuen Wegen Realität. „Ich bin froh, dass sich wenigstens vier unserer Besucher zum Besuch der Studios aufgerafft haben“, gibt sie zu. Schon Interesse zu entfachen sei ein erster Erfolg. Und Marina scheint Feuer gefangen zu haben für die Welt der Serienproduktion. „Ich würde gern ein Praktikum machen und hineinschnuppern“, gesteht sie.

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