Landeshauptstadt: „Interessenkonflikte“ am Tiefen See
Schiffbauergasse: Der Hafen „Marina“ und die Segelschule von Dietmar Feige eröffneten gleichzeitig – aber man mag sich noch nicht
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Berliner Vorstadt - In den 70er Jahren überquerte Dietmar Feige mehrmals den Atlantischen Ozean auf einem Segelboot. Heftige Stürme waren bei den Hochseefahrten keine Seltenheit, so dass er sich noch heute „erst ab Windstärken zwischen acht und neun so richtig wohl“ fühle. Geblieben ist Feige jedoch nicht auf Kuba, nicht auf den Seychellen oder den Kanarischen Inseln, sondern an Potsdams Tiefem See. Bei seiner ersten Fahrt unter der Glienicker Brücke hindurch habe sich der Westberliner Feige 1991, „auf den ersten Blick“ in die Schlosslandschaft sowie die Kulisse aus Villen und Gasfabrikruinen an der Schiffbauergasse „verliebt“ und sei seither „mit dem Ort gewachsen“.
Am Samstag nun feierte Feige den Umzug seiner Segelschule und die Eröffnung eines neuen, 22 mal 20 Meter großen Anlegestegs für bis zu 14 Boote direkt vor dem Hans-Otto-Theater. Eigens zur Einweihungsfeier konnten die Besucher am Nachmittag an einer Rundfahrt auf der 1923 erbauten hölzernen „Don Juan“ teilnehmen. Zeitgleich lud, keine 50 Meter entfernt, der Freizeithafen „Marina" am Tiefen See zum Saisonbeginn und zur vorzeitigen Einweihung des geplanten Hafenbistros. Pikant dabei: Feige war seit 1992 Mieter eines Liegeplatzes im „Marina“-Hafen und hatte sich erst im vergangenen Jahr aufgrund von „Interessenkonflikten“ von dem Freizeithafen getrennt.
Die Schule „Segeltraining Berlin Potsdam“ betreibt Feige bereits seit knapp 25 Jahren, zunächst in Berlin-Spandau, später in Potsdam. Für die ein- bis zweiwöchigen Kurse zum Erwerb des Segelscheins stehen dabei fünf Jollen zur Verfügung. Im Hausboot, das am Ende des neuen Stegs vertäut ist, erteilt Feige den Theorieunterricht. Einmal im Jahr bietet er zudem für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren kostenfreie Segelkurse an – in diesem Jahr in der zweiten Hälfte der Sommerferien. Damit will er Kinder früh an den Sport heranführen und ihnen eine sinnvolle Beschäftigung bieten. Selbst stand er schon mit sechs Jahren zum ersten Mal an Bord eines Segelboots und auch seine siebenjährigen Zwillinge, Antonia und Sebastian, haben bereits Segelerfahrung, noch lieber würde Sebastian aber einmal das Steuer eines der Motorboote, die am Seglersteg vor Anker liegen, übernehmen.
Auf Motorboote sowie Yachten spezialisiert haben sich die Inhaber des Hafens „Marina“, Andrea Burchardi und ihr Ehemann Bernd Taborsky. Zwar vermieten sie auch einzelne Tretboote und Kanus, doch umfasst ihr „Fuhrpark“ gleich zehn motorisierte Boote, darunter ein „Loungeboot“ für Ausflüge und Feiern mit bis zu zwölf Personen. Geplant sei zudem, so Burchardi, innerhalb des kommenden Jahres die Charter-Flotte von einer auf fünf Yachten zu erweitern. Zuvor soll aber nach dem Willen der „Marina“-Betreiber ein neues Hafenbistro im nordischen Bootshaus-Stil vor der Anlegestelle entstehen. Zwar rechneten sie mit dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens erst für den Spätsommer, gefeiert wurde der Neubau aber bereits am Samstag mit einer Schau von Amphibien-Fahrzeugen, einer Modellboote-Ausstellung, einer Tauchvorführung der Wasserwacht sowie einer Probefahrt auf einer der Yachten.
Als Konkurrenten betrachte Andrea Burchardi Feige zwar nicht, schließlich betreibe der „Marina“-Hafen keine eigene Bootsfahrschule. „Betrübt“ sei sie aber, dass durch den Seglersteg nun die Einfahrt zum Freizeithafen „zugebaut“ sei. Bei der Planung des Vorhabens fühle sie sich von der Stadt übergangen, schließlich seien ihre Einwände nicht berücksichtigt worden. „Die Genehmigungen erteilen oft Schreibtischtäter, die nicht wissen, was es bedeutet, bei Sturm einen Hafen anzusteuern“, so Burchardi. Ungeübte Yachtbesitzer, die etwa die Hälfte ihrer Gäste ausmachten, würden sicherlich Probleme haben, in der engen Einfahrt zu manövrieren. „Dadurch werden wir wohl einige Kunden verlieren“, befürchtet sie.
Für „komplett unbegründet“ hält Dietmar Feige die Sorgen Burchardis. Schließlich sei zwischen den beiden Anlegestellen noch 26 Meter Platz. Von Gesetzes wegen sei dagegen bloß eine Durchfahrtsbreite von zehn Metern vorgeschrieben. Für einen Steg weiter stromaufwärts habe Feige aufgrund der Nähe des Theaters keine Genehmigung erhalten. Ohnehin sei das Genehmigungsverfahren kompliziert verlaufen, so der Segellehrer. Erst nach drei Anträgen und einem dreiviertel Jahr durfte er den Steg errichten. Zu verdanken habe er dies Oberbürgermeister Jann Jakobs, der sich persönlich für Feige eingesetzt habe – „gegen den Willen der Baubeigeordneten Elke von Kuick-Frenz und gegen den Widerstand der Nachbarn". Frederik v. Harbou
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