Landeshauptstadt: Investigative Baumschüler
Junge Reporter der Kita „Baumschule“ besuchten Drei-Sterne-Hotel
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Das könne er sich nicht leisten, sagt David und meint die 100 Euro, die ein Doppelzimmer im Kongresshotel pro Nacht kostet. Da der Neunjährige nach eigenen Angaben, jedenfalls wenn er artig ist, einen Euro Taschengeld pro Woche bekommt, müsste er für die Übernachtung im Drei-Sterne-Hotel schon zwei volle Jahre sparen. „Noch lieber würde ich hier aber mit Freunden meinen Geburtstag feiern“, so der Viertklässler.
David ist einer der acht „rasenden Reporter“ der Kita „Baumschule“, die gestern das Kongresshotel am Templiner See besuchten und die Hotelangestellte Andrea Meyer mit ihren Fragen überhäuften. Diese hatten sich die Zweit- bis Viertklässler vorher selbst ausgedacht und in ihren Notizbüchern gesammelt, sagte Erzieherin Iris Lau. Aus den Antworten, die die Nachwuchsreporter peinlich genau notierten, soll in der nächsten Woche eine Wandzeitung entstehen, so Lau. Eine weitere Version ihres Blattes wollen die „Baumschüler“ dem Hotel überbringen.
„Darf man auch Tiere ins Hotel mitbringen?“ fragt etwa der achtjährige Jan. „Ja, wenn man sie vorher anmeldet ist das in Ordnung“ antwortet Andrea Meyer, die im Kongresshotel für Reservierungen zuständig ist. „Hattet ihr auch schon mal einen Kindergeburtstag hier?“ „Selten, aber der Sohn einer Mitarbeiterin hat einmal zusammen mit Freunden auf der Kegelbahn im Keller des Hauses gefeiert“ ist die Antwort, die die Juniorjounalisten in ihre Hefte schreiben. Sören will zudem wissen, ob es in der Herberge auch Betten für Kinder gibt. Zufrieden notiert der Neunjährige mit der langen blonden Mähne, dass auf Wunsch ein zusätzliches Bett in jedes Zimmer gestellt werden könne.
Nach der Fragestunde erhielten die Hort-Kinder einen Rundgang durch das Kongresshotel. In einem der Tagungsräumen sahen sie einen Film zur Geschichte des Hauses auf dem Gelände des Luftschiffhafens. Danach konnten sie in Doppelzimmer und Juniorsuite probeliegen bevor sie noch ihre roten Reporterkappen gegen weiße Kochmützen eintauschten und unter Anleitung vom Koch des Restaurants „Zeppelin“ Eierkuchen backten.
Das Projekt „Junge Reporter“ hat Iris Lau vor acht Jahren in der „Baumschule“ ins Leben gerufen. „Gedanken in Sätze zu fassen und sich so Erlebnisse zu merken“ sei für sie das Ziel der wöchentlichen Arbeitsgemeinschaft. Vor vier Jahren fing Lau zudem an, mit den Kindern Exkursionen in die Arbeitswelt zu unternehmen. Damals sei der Pädagogin aufgefallen, dass die „Baumschüler“ kaum eine Vorstellung vom Beruf ihrer Eltern hätten. Als erstes Ziel suchten sich die jungen Reporter das Max-Planck-Institut aus, da die Mutter eines der Mädchen dort arbeitete. Später besuchten sie unter anderem ein Fotolabor, eine Fleischerei, ein Synchronstudio und das Geoforschungszentrum. Auf dem Wunschzettel der Kinder stünden allerdings auch noch „ein Krankenhaus sowie das Schloss Sanssouci“ sagte Lau. „Und natürlich eine Zeitungsredaktion“.
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