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Alte Post: Investor erhebt Vorwürfe

Neuer Wirbel um die Alte Post in Potsdams historischer Innenstadt: Ein Investor für den Wiederaufbau des Gebäudes mit historischer Fassade erhebt schwere Vorwürfe gegen die städtische Bauholding Pro Potsdam.

Innenstadt - Die Pro Potsdam habe sein Angebot nie ernsthaft in Betracht gezogen und Verhandlungen abgelehnt, sagte Daniel Panzer, Facharzt für Anästhesie und Inhaber einer Privatklinik für Schönheitsoperationen in Berlin-Steglitz, am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Panzer beklagt „mangelnde Transparenz“. Bis zum Tage habe er auch keine Absage für sein Gebot erhalten.

Die Alte Post, die einst auf dem Grundstück Friedrich-Ebert-Straße Ecke Yorckstraße stand, soll nach gültigem Stadtverordnetenbeschluss mit der historischen Fassade des Baumeisters Georg Christoph Unger wiedererrichtet werden. Das Stadtparlament beauftragte im März 2011 Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als Gesellschafter der Pro Potsdam mit einer solchen Ausschreibung. Jüngst wurde jedoch bekannt, dass die Pro Potsdam „die Verwertung des Grundstücks unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nun selbst vornehmen“ wolle. Der Aufsichtsrat der Pro Potsdam empfehle, den Gesellschafterbeschluss zur Ausschreibung des Grundstücks aufzuheben. Der Grund: „Es wurde kein akzeptables Angebot abgegeben“, heißt es in der vertraulichen Mitteilungsvorlage.

Dies rief Investor Panzer auf den Plan. Er habe der Pro Potsdam über ihren Makler, die Tochtergesellschaft Polo GmbH, 537 000 Euro für das Grundstück geboten und zugesagt, die historische Fassade zu errichten, so Panzer am Mittwoch. Gefordert hatte die Pro Potsdam einen Kaufpreis von mindestens 500 000 Euro. Panzer erklärte, er wolle die Alte Post als Ärztehaus bauen. Unter anderem benötige seine Frau, die als Hausärztin in Potsdam praktiziere, Praxisräume.

Um weitere Mieter zu binden und damit das Wiederaufbauprojekt zu finanzieren, habe er um eine sogenannte aufschiebende Bedingung im Kaufvertrag gebeten, so Panzer. Das bedeutet, dass er aus dem Vertrag aussteigen könnte, sollte er bis zu einer bestimmten Frist nicht genügend Mieter finden. Dies habe die Polo mit dem Hinweis, nur Bargeld zähle, aber abgelehnt; mit der Pro Potsdam habe er darüber gar nicht sprechen können. Panzer hält die Vertragsklausel jedoch für gerechtfertigt: „Richtig Geld verdienen kann man mit der Alten Post nicht, das ist etwas fürs Image, für Enthusiasten.“ Kein Investor werde „drauflos kaufen“, ohne die Refinanzierung sicher zu haben. Der Arzt sagte, ihm lägen jedoch bereits viele Interessenbekundungen potenzieller Mieter vor; bald wolle er sein Konzept und das Verfahren im Internet bekannt machen. Zudem kündigte er an, über die Rekonstruktion der Fassade eine transparente Debatte mit Beteiligung der Bürger zu führen. Panzer verwies zudem auf die Sanierung des Hauses Yorckstraße 6 als Referenzobjekt – es könne ihm nicht vorgeworfen werden, er sei branchenfremd und daher nicht in der Lage, die Alte Post zu bauen. „Ich hole mir die richtigen Leute ins Boot“, so Panzer.

Die Pro Potsdam führt in ihrer Mitteilung für die Stadtverordneten an, ihr seien „durch den bisherigen Verwertungsverzug“ Kosten von 190 000 Euro entstanden, davon 142 000 Euro durch Kapitalzinsen. Insgesamt seien bereits 327 000 Euro für die Neubeplanung des Grundstücks ausgegeben worden. Zu den Vorwürfen Panzers war am Mittwochabend kurzfristig keine Stellungnahme der Pro Potsdam zu erhalten. Unterdessen forderte die Potsdamer CDU-Chefin Katherina Reiche am Mittwoch „Transparenz und vollständige Informationen“ zum Vergabeverfahren. Sie fühle sich stark an die „undurchschaubaren Abläufe beim Verkauf des Grundstücks des Palast Barberini“ erinnert, so Reiche. Die Bürgerinitiative Mitteschön forderte am Mittwoch die Stadtverordneten auf, sich von Investor Panzer sein Vorhaben erklären zu lassen. Bisher sei das Verfahren „von Intransparenz gekennzeichnet“.

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