
© Andreas Klaer
RAW-Gelände und Lokschuppen in Babelsberg: Investoren für geschützte Hallen
Gewerbeflächen sind in Potsdam begehrt und rar. Selbst für marode Baudenkmale gibt es Interesse, wie für das RAW-Gelände in der Nähe des Hauptbahnhofs und den Rundlokschuppen in Babelsberg.
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Potsdam - Hoffnung für zwei lange leer stehende Baudenkmäler: Sowohl für die Halle des einstigen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) nahe dem Hauptbahnhof als auch für den Rundlokschuppen im Babelsberger Gewerbe im Park (GIP) gibt es ernsthafte Interessenten. Das bestätigte Stefan Frerichs, der oberste Wirtschaftsförderer im Rathaus, am Donnerstag vor Journalisten auf Anfrage. Details nannte er wegen noch laufender Verhandlungen nicht.
Für die marode RAW-Halle könnte vielleicht schon dieses Jahr ein Investor gefunden werden, so Frerichs’ Hoffnung. Die Halle gehört derzeit dem Immobilienunternehmen Semmelhaack. In der Vergangenheit waren diverse Pläne gescheitert, die denkmalgeschützte Halle etwa als Autohaus, Wohnhaus oder Einzelhandelsstandort zu nutzen. Auch für den gleichfalls unter Denkmalschutz stehenden Lokschuppen des einstigen Lokomotivherstellers Orenstein & Koppel wird seit Jahren nach einer Nutzung gesucht, selbst ein Abriss des markanten Rundbaus stand zwischenzeitlich zur Debatte.
Konzepte für rare Gewerbeflächen in Potsdam
Anlass für die Frage zu den beiden Gebäuden war die Vorstellung des neuen Maßnahmenplans zur Sicherung von in Potsdam raren Gewerbeflächen. Auch in diesem Konzept ist die Suche nach Investoren für die genannten Hallen als wichtiges Handlungsfeld ausgewiesen. Dass selbst unsanierte Hallen so eine Bedeutung für die Wirtschaftsförderung besitzen, liegt an einem Dilemma. Denn anders als Kollegen in anderen Kommunen besitzt der Fachbereich keine eigenen Mittel, um private Flächen anzukaufen, für Gewerbe zu entwickeln und wieder gewinnbringend zu verkaufen. „Das ist hier in Potsdam nicht finanzierbar“, sagte Frerichs. So müssen er und sein Team sich darauf beschränken, vor allem private Grundstückseigentümer für eine gewerbliche Nutzung ihrer Grundstücke zu begeistern oder inzwischen ebenso rare kommunale Grundstücke anzubieten.
Das noch vorhandene Angebot ist äußerst beschränkt. Denn theoretisch stünden zwar 57 Hektar potenzielle Gewerbeflächen zur Verfügung, so Frerichs. Doch nur sieben Hektar davon seien auch kurzfristig verfügbar, davon wiederum die Hälfte nur im Wissenschaftspark Golm. Die restlichen Flächen seien entweder planerisch beziehungsweise technisch noch nicht bebaubar und erschlossen oder befänden sich in Privathand.
Keine kurzfristig verfügbaren Flächen für das Handwerk
Das geringe Angebot hat Folgen. Im vergangenen Jahr hätten nur noch zehn Prozent der Nachfragen nach weiteren Flächen – sei es für Neuansiedlungen oder Erweiterungen von Unternehmen – bedient werden können, sagte Frerichs. Das betreffe speziell den Bereich Logistik, heißt es in dem Bericht. Für das Handwerk etwa gebe es aktuell keinerlei kurzfristig verfügbare Flächen. Auch für höherwertiges Gewerbe stünden noch 1,8 Hektar sofort zur Verfügung. Der Engpass bei den Gewerbeflächen sei „ein Risiko für die zukünftige Entwicklung“ der Stadt, heißt es denn auch in dem Bericht. So gehe es um Risiken für weitere Arbeitsplätze, aber auch um Steuereinnahmen. Bei Bestandsunternehmen bestünde laut dem Bericht zudem die Gefahr der Abwanderung und damit zusätzlich der Verlust von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen.
Frerichs versuchte, vor allem positive Entwicklungen zu betonen. So sei der Neubau des zweiten „Go:In“-Gründerzentrums im Ortsteil Golm zu begrüßen. Noch in Verhandlungen sei die Wirtschaftsförderung mit dem Autozulieferer Magna Steyr, wie dessen Ende vergangenen Jahres geschlossene Produktionshalle in der Friedrich-Engels-Straße weiter genutzt werden kann. Auch hier gäbe es konkrete Interessenten, sagte Frerichs. Für das Sago-Gelände kurz vor der Stadtgrenze an der Michendorfer Chaussee sei gerade eine Machbarkeitsanalyse abgeschlossen worden. Konkrete Bebauungspläne sollen für Gewerbestandorte am Raubfang in Bornim, am alten Tram-Depot in der Heinrich-Mann-Allee und am ehemaligen Poststandort an der Michendorfer Chaussee aufgestellt werden.
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