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Homepage: Irgend etwas mit Medien Medienwissenschaft boomt, auch in Potsdam

„Der Kopf ist rund, damit das Denken ständig seine Richtung ändern kann.“ Mit diesen Worten des Künstlers Francis Picabia beendet der Medienprofessor Dieter Mersch das Gespräch.

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„Der Kopf ist rund, damit das Denken ständig seine Richtung ändern kann.“ Mit diesen Worten des Künstlers Francis Picabia beendet der Medienprofessor Dieter Mersch das Gespräch. Es steckt darin, was sein Studiengang, die Europäische Medienwissenschaft (EMW) in Potsdam ihre Studierenden lehren will: eigenständiges, unkonventionelles Denken und Arbeiten. Neben einer breiten Kultur- und Medienkompetenz sieht Mersch darin eine wichtige Fähigkeit. „Karrieren laufen heute in der Regel nicht mehr geradlinig ab“, begründet er das. Denn die Arbeitsfelder im Kulturbetrieb würden sich permanent verändern. Für die Abiturienten, die sich in diesen Wochen an den deutschen Hochschulen bewerben, liegt die Berufsalltag noch einige Jahre entfernt. Oft haben sie nur den diffusen Wunsch „irgendwas mit Medien“ zu machen. Doch was vermitteln die Medienwissenschaften? Potsdam besitzt mit der EMW (Bachelor/Master), der Kooperation von Universität und FH Potsdam sowie der Audiovisuellen Medienwissenschaft der HFF (Diplomaufbaustudiengang) gleich zwei renommierte medienwissenschaftliche Studiengänge. Den Ausstieg der HFF aus dem gemeinsamen Lehrangebot zu Anfang des Jahres hat der Studiengang nach eigenem Ermessen gut verkraftet. Zieht man zu den Potsdamer Angeboten noch die Medienwissenschaft (Magister) der nahe gelegenen Berliner Humboldt Universität hinzu, dann ergibt sich sogar die Wahl zwischen drei Alternativen. Doch ein genauer Blick hinter die Fassaden der Fächer ist wichtig, will man als Studienanfänger nicht enttäuscht werden. Die MW ist in aller Regel ein geisteswissenschaftliches Fach mit Wurzeln in der Kulturwissenschaft. Sie unterscheidet sich markant von der verwandten Kommunikationswissenschaft/Publizistik, die ihren Ursprung in der Soziologie mit ihren empirisch-statistischen Verfahrensweisen hat. An Deutschlands Hochschulen gibt es momentan 13 solcher Medienwissenschaften. Die Studiengänge der Universität Potsdam und der HU befinden sich darunter, die HFF hingegen wird gesondert aufgeführt. Das geschieht aus gutem Grund, denn die AV-Medienwissenschaft widmet sich in erster Linie der Analyse von Film und Fernsehen und deren Wirkung auf das Publikum. Weitere Medien und die Frage danach was ein Medium ist, spielen kaum eine Rolle. „Wir betreiben eine angewandte Medienwissenschaft“, betont Lothar Mikos, Fernsehwissenschaftler des HFF-Studienganges. Schon während des Studiums nehmen seine Studenten an großen Projekten wie der Organisation des „Sehsüchte“- Festivals oder Fernsehstudien mit Blick auf den Medienmarkt teil. Auf theoretischer Ebene wird dabei vor allem empirische Medienwirkungsforschung betrieben. Ein gänzlich anderes, philosophisch- kulturwissenschaftliches Verständnis von Medienwissenschaft vertritt dagegen die Europäische MW. Dieter Mersch erklärt: „Wer Kultur verstehen will, der muss mediale Prozesse untersuchen.“ Neben Medien- und europäischer Kulturgeschichte, spielen vor allem die Künste eine entscheidende Rolle. Die Fachhochschule Potsdam als Kooperationspartner ist daher für die EMW essentiell. Medienwissenschaft an der Schwelle zwischen Wissenschaft und Kunst, so sieht Mersch den Studiengang. Inhaltlich unterscheiden sich die EMW- und AV-Medienwissenschaft also gewaltig. Was den Bewerbern die richtige Wahl leichter machen dürfte. Michael Krause

Michael Krause

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