
© A. Klaer
Potsdamer Schülerinnen bei „Odyssey of the Mind“ in den USA: Irrfahrt mit Erzfeind und Superheld
Im Mai findet in den USA das Finale von „Odyssey of the Mind“ statt. Auch ein Team vom Potsdamer Humboldt-Gymnasium nimmt an dem Kreativwettbewerb teil.
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Potsdam - Was tun, wenn der feuerspeiende Drache einen Schatz bewacht, den man gerne selber hätte? Beim Wettbewerb „Odyssey of the Mind“ (OM) hatten die Teilnehmerinnen nur wenige Minuten Zeit, konstruktive Lösungsvorschläge für das Szenario zu liefern. Ihm Eis zu fressen geben, damit sein Feuer im Rachen ausgeht, war eine Idee. Ihn mit einer hübschen Prinzessin abzulenken, eine andere. „Vielleicht hätte es geklappt, eine persönliche Beziehung zu ihm aufzubauen, damit er uns den Schatz freiwillig gibt“, sagt Lara Bäcke. Sie gehört zum OM-Team B vom Humboldt-Gymnasium, fünf Achtklässlerinnen, die am 4. März beim Deutschlandfinale des internationalen Denk-und Kreativ-Wettbewerbs teilnahmen. In diesem Jahr fand das Finale in einer Schule in Falkensee (Havelland) statt. Etwa 40 Mannschaften aus ganz Deutschland kamen dort zusammen. Team B vom Potsdamer Humboldt-Gymnasium landete dabei auf einem ersten Platz. Die Mitglieder werden nun Ende Mai zu den World Finals in den US-Bundesstaat Michigan reisen.
Immer wieder Schüler aus Brandenburg und Berlin
Für die Schülerinnen ist das nicht selbstverständlich – schließlich müssen sie für einen großen Teil der Reisekosten selber aufkommen. Bisher konnten sie knapp die Hälfte über Spenden einwerben, auch der Oberbürgermeister spendierte 1000 Euro aus einem städtischen Fonds. Den Rest haben die Eltern vorgestreckt, die Flüge sind schon gebucht. „Es ist eine coole Sache, man lernt so viel dabei“, sagt Anne Kowalewski. „Schade, dass der Wettbewerb so wenig bekannt ist.“
Erfunden und etabliert wurde OM 1978 in den USA. Die erste deutsche Mannschaft kam 1991 aus Potsdam und bestand aus Schülern des Humboldt- und des Helmholtz-Gymnasiums. Bis heute kommen aus der Region Berlin–Brandenburg besonders viele Mannschaften, ein Team des Weinberg-Gymnasiums Kleinmachnow wurde 1996 Weltmeister.
Frauenpower: Die Jungs waren nicht so motiviert
Auch die Mädchen nahmen bereits 2016 an dem Denkwettbeweb teil. Damals allerdings in zwei gemischten Teams, Jungs und Mädchen. Das habe irgendwie nicht so geklappt, sagen sie, die Jungs seien nicht so motiviert gewesen. Deshalb treten sie jetzt als reine Frauentruppe an. Der Wettstreit funktioniert in Altersgruppen und Aufgabenklassen. Man kann innovative technische Geräte oder Fahrzeuge bauen und erklären, statische Knobelaufgaben lösen, philosophische Themen behandeln oder ein Theaterstück inszenieren. Mehrere Monate haben die Teams Zeit, sich dafür vorzubereiten. Annegret und Eleni, Lara, Anne und Lisa entschieden sich für das Theaterstück. Figuren und Thema waren vorgegeben: Es galt, die Kreativität zu retten.
In gewisser Weise ist das das große Thema des Wettbewerbs. Die Odyssey of the Mind, die Irrfahrt über Hindernisse, soll auf möglichst kreative Art und Weise zum Ziel führen. „Man lernt, mit anderen zu agieren, Probleme gemeinsam zu lösen“, sagt Anne. „Man lernt, zielstrebig zu arbeiten und dranzubleiben“, sagt Lara. Immerhin haben sie monatelang Zeit und Energie in das Theaterstück gesteckt, Texte geschrieben, Kulissen und Kostüme gebaut, gelernt und geprobt. Sie lernten, ihre eigenen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen, was möglich ist und was nicht. Auch das sei wichtig, wenn man ergebnisorientiert arbeiten will, sagen sie. Am Ende stand ein einzigartiges Theaterstück, das acht Minuten dauerte. Der Plot: Die personifizierte „Kreativität“ wohnte im Kopf eines Mädchens und musste sich mit Hilfe eines „Superhelden“ vor dem „Erzfeind“, dem „Handy“, retten. Die Jury in Falkensee war begeistert. Auch bei der spontanen Aufgabe – Schatz vom Drachen erbeuten – konnten sie punkten. Jetzt müssen sie nur noch ihr Stück auf Englisch umschreiben, damit sie es in Michigan aufführen können.
900 Teams aus der ganzen Welt
Dort treffen auf dem Campus der State University etwa 900 Teams aus der ganzen Welt aufeinander. Neben den Wettkämpfen finden Workshops statt und viele Begegnungen. Odyssey of the Mind ist der größte nicht-sportliche internationale Jugendwettkampf, ein Bildungsprogramm, an dem im Laufe der Jahrzehnte Millionen von Kindern und Jugendlichen aus der ganzen Welt teilnahmen. Zwischen den Meisterschaften findet zudem jedes Jahr ein Europa-Festival statt. Begegnungen und Austausch gibt es zudem in Gastfamilien, auch die Potsdamer Mädchen wollen nach dem Wettkampf eine Woche bei einer amerikanischen Familie in Pennsylvania verbringen und Alltag erleben. „Man lernt, Vorurteile abzubauen“, sagt Eleni. Angesichts der politischen Weltlage sei das sehr wichtig. Besser, man lernt den anderen erst mal mit seiner Kultur kennen, als immer gleich politisch zu denken und zu agieren, meinen sie.
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