Landeshauptstadt: Ist die Liebe der Frösche schuld?
Ukrainische Nationalspieler beschwerten sich über das Gequake am Potsdamer Hotel
Stand:
Die Frösche sollen schuld an der 0:4-Niederlage der Ukrainer gegen die Spanier sein. Oder besser ihre nächtlichen Quak-Konzerte im Templiner See. Zumindest soll sich Nationalspieler Wladislaw Waschtschuk bei der ukrainischen Tageszeitung Donbass darüber beschwert haben. Vor dem WM-Auftakt am Mittwoch in Leipzig, habe sein Team im Potsdamer Seminaris-Seehotel sehr schlecht geschlafen, soll der Mittelfeldspieler gestern geklagt haben. Einige seiner Teamkollegen hätten bereits gedroht, den nächtlichen Ruhestörern im See neben dem WM-Quartier an der Pirschheide eigenhändig den Garaus zu machen. Mit Angeln wollten sie den grünen Quäkern zu Leibe rücken.
„Alles Blödsinn“, glaubt Hoteldirektor Hartmut Pirl. Bei ihm habe sich noch niemand vom ukrainischen WM-Kader offiziell beschwert. Obwohl die Spieler das schnarrende lang gezogene „Rä-rä-rä“ durchaus hören würden, bestätigte Stürmer Artjom Milewskij gestern den PNN. Bis zu 70 Dezibel können die am Hotel lebenden See- und Teichfrösche erreichen – genauso laut wie ein laufender Staubsauger in einem Meter Abstand. Denn laut Klaus-Detlef Kühnel quakt ein Frosch niemals für sich allein: „Wenn einer anfängt, brüllen alle mit“, erklärt der Amphibien-Experte der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde. Durch die gemeinsamen Liebeslieder brächten sich die wechselwarmen Männchen „in Stimmung“ für den Geschlechtsakt und lockten so vor allem die stummen Weibchen ins Wasser. Die Froschart im Templiner See sei voraussichtlich noch bis Ende Juni mit der Fortpflanzung beschäftigt. Doch das ausgerechnet das Liebesleben der Potsdamer Frösche, das Spiel der ukrainischen Fußballer beeinflussen soll, will Oberbürgermeister Jann Jakobs nicht wahr haben. Potsdam TV sagte er: „Dass die Frösche schuld sein sollen, kann ich nicht ernst nehmen. Dann müssen die Spieler die Fenster zu machen, dann hören sie die Frösche auch nicht mehr.“
Laut Seminaris-Chef Pirl haben sich einige der Fußballer sogar über den Gesang einer Nachtigall und die Rufe eines Uhus beschwert. Doch Tiere seien in einem Naturreservat normal, meint der Hotelier: „Genauso wie die Mücken“, die die ukrainischen Gäste wohl ebenso plagen. Denn die Mannschaft säße eben gern draußen auf der Hotelterrasse. Ins Hotel würden die Insekten dank Mückengitter vor den Fenstern aber nicht kommen, so Pirl. Das ukrainische Nationalteam würde auch „weder den Fröschen noch den vielen stechenden Mücken“ Schuld am Auftaktdebakel geben, betonte Reserve-Spieler Alexander Jatsenko: „Die Spanier waren einfach sehr stark – wir haben ohnehin eine Niederlage erwartet.“. Dennoch soll das Team nach ihrer Rückkehr ins Hotel sehr „niedergeschlagen“ gewirkt haben, sagte Pirl den PNN. „Alle Spieler müssen diesen Schock erstmal verdauen“, meint auch Ukraines Pressesprecher Igor Myronytschen. Noch am Mittwochabend soll es eine Krisensitzung gegeben haben.
Gestern ließ dann Trainer Oleg Blochin erst einmal Milde walten. Er gab den meisten Spielern um Weltklasse-Stürmer Andrej Schewtschenkow frei. Allerdings nutzte der Fußball-Star, dessen Vater als Offizier der Sowjetarmee jahrelang bei Potsdam stationiert war, den freien Tag nicht, um mit seinen Eltern die Potsdamer Umgebung zu erkunden. Wie die meisten anderen seiner Mitstreiter fuhr er nach Berlin, wo ein Großteil der ukrainischen Spielerfrauen während der WM wohnt. Andrej Voronin soll laut Jatsenko nach Köln gefahren sein. Durch die Potsdamer Innenstadt schlenderten nur einige Reservespieler – darunter auch Jatsenko und Milewskij, die auf der Brandenburger Straße Souveniere für daheim kaufen wollten. Und vielleicht ja auch Ohrenstöpsel.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: