PRO & Contra: Ist ein komplettes Rauchverbot im Stadthaus nötig?
PRO & Contra In Irland und Norwegen treffen sich die Raucher auf der Straße. Mit einem Bier in der einen und der Zigarette in der anderen Hand.
Stand:
PRO & Contra In Irland und Norwegen treffen sich die Raucher auf der Straße. Mit einem Bier in der einen und der Zigarette in der anderen Hand. Denn in allen öffentlichen Gebäuden und den Pubs ist Rauchen verboten. Anfangs regte sich Widerstand, nun frieren die Nikotinsüchtigen gemeinsam außerhalb der Gebäude. Dem Nichtraucher gilt der Schutz, einer Minderheit, einer Art aussterbender Spezies. 70 Prozent der Nichtraucher in Deutschland atmen einer Statistik zufolge den Dunst anderer ein – auf der Straße, im Café und im Büro. Die Potsdamer Stadtverordneten haben nun ein Rauchverbot an den Arbeitsplätzen der Verwaltungsangestellten beschlossen, zum Schutz der Nichtraucher und zur Kostensenkung. Sie wollen dem Raucher nicht das Rauchen verbieten, aber dessen Gewohnheit, andere damit zu belästigen, stoppen. Zahlen des Deutschen Krebsforschungsinstitutes belegen, dass in Deutschland jährlich 400 passivrauchende Menschen Opfer des unfreiwilligen Tabakkonsums werden. Sie sterben an Lungenkrebs, weil sie den so genannten Nebenstromrauch einatmen. Dass Rauchen Erkrankung nach sich ziehen kann, nimmt jeder Raucher bei sich billigend in Kauf. Aber auch das Risiko, dass andere erkranken. Und von da an ist kein Platz für Rauchzonen-Kompromisse, ein Verbot musste her. Zumal Rauchzonen zu längeren Pausenzeiten der Raucher führen, die ihren Arbeitsplatz verlassen müssen, um den Qualm zu inhalieren. Einer Berechnung des Institutes der Raucherberatung und Tabakentwöhnung nach kostet das den Arbeitgeber im Jahr 116000 Euro pro 100 Arbeitnehmer – exklusive höherer Heiz- und Renovierungskosten. Die Stadt hat immerhin 2000 Angestellte Jan Brunzlow 2004 ist das Jahr des Rauchverbots: In Norwegen darf man sich in Restaurants und Kneipen keine Zigarette mehr anstecken, in Irland zahlt man 3000 Euro, wenn man die Rauchverbotschilder ignoriert, und in Potsdam haben nun die Stadtverordneten beschlossen, im Stadthaus ein Rauchverbot einzuführen. Niemand wird dabei ernsthaft glauben, mit diesem Schritt Mitarbeiter wie Besucher vom Rauchen abhalten zu können. Das zeigt einmal aufs Neue das in diesem Sommer eingeführte absolute Rauchverbot an Berliner Schulen. Schüler und Lehrer rauchen weiterhin, nur eben nicht mehr auf dem Schulgelände, sondern auf der Straße. Die zahlreichen wissenschaftlichen Studien über die gesundheitlichen Schäden, Krebs, Schlaganfall, Demenz, bringen Raucher nicht vom Glimmstengel ab – mit dem Rauchverbot in öffentlichen Räumen ist das nicht anders. Und genauso wird es auch im Potsdamer Stadthaus sein. Die rauchenden Mitarbeiter werden sich ihren Ort suchen, an dem sie ihrem „Hobby“ fröhnen können. Allein mit dem Nichtraucherschutz ließe sich ein Rauchverbot begründen. Bisher soll es zwischen Rauchern und Nichtrauchern aber keine Probleme gegeben haben, sagen Stimmen aus der Verwaltung. In Büros, in dem auch Nichtraucher sitzen, wird nicht gequalmt. Raucher gehen auf den Flur oder rauchen in den ausgewiesenen Zonen. Und genau das ist der Punkt. Solange Nichtraucher von dem blauen Dunst nicht gestört werden, solange Raucher Rücksicht nehmen und ihre Kollegen nicht an dem blauen Dunst teilhaben lassen, solange braucht man auch kein Verbot. Das Rauchen ließe sich auch so regeln, ganz unkonventionell, kollegial und ohne Zwang. Marion Hartig
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: