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Landeshauptstadt: Ja zur Synagoge

Stadt und Land unterstützen weiter Neubau

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Die Landesregierung und die Stadtverwaltung Potsdam wollen den Neubau einer jüdischen Synagoge in Potsdam weiterhin unterstützen – und widersprechen damit der Auffassung des jüdischen Historikers Julius H. Schoeps. Der Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (MMZ) hatte sich in einem PNN-Interview gegen den Neubau der Synagoge ausgesprochen. Es sei „unsinnig“, an allen Endpunkten der S-Bahn in Brandenburg den Bau von Synagogen in Angriff zu nehmen, während in Berlin die Synagogen zum Teil leer stehen würden, sagte er.

Kulturministerin Johanna Wanka stellte jedoch gestern klar, dass sie den Neubau einer Synagoge für richtig erachte. Der Neubau liege „ganz berechtigt“ im Interesse der jüdischen Bürger Potsdams, sagte Wanka in einem Interview mit Potsdam TV. „Wir wollen, dass die jüdischen Bürger eine Synagoge haben.“ Potsdams jüdische Bürger bräuchten einen Ort zur Religionsausübung, „den sie gut und schnell erreichen können“. Die Landesregierung habe sich klar für den Neubau entschieden. Potsdams Rathaus-Sprecherin Regina Thielemann sagte auf PNN-Anfrage, dass der Bau einer Synagoge eine Angelegenheit der jüdischen Gemeinde sei. „Wenn sie an dem Projekt festhält, wird es auch weiterhin eine Unterstützung durch die Stadt geben“, so Thielemann.

Der Vorstand der jüdischen Gemeinde wollte sich auf PNN-Anfrage zunächst nicht zu dem Schoeps-Interview äußern. „Kein Kommentar“, hieß es. In den kommenden Tagen soll es aber Gespräche zwischen dem Vorstand der jüdischen Gemeinde und dem Bauverein „Neue Synagoge Potsdam e.V.“ geben. Reaktionen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde waren eindeutig: Die Synagoge soll gebaut werden. So schrieb Renée Röske im PNN-Internetportal: „Schon am wöchentlichen Schabbat stellt sich die Frage, wie die Potsdamerinnen und Potsdamer die minimum 20 Kilometer zu den Berliner Gemeinden gelangen. Am höchsten jüdischen Feiertag, an dem man weder essen noch trinken darf, sollen die Potsdamer Gemeindemitglieder 20 Kilometer zur Synagoge laufen?“ Warum sollten Brandenburger Jüdinnen und Juden nicht das selbe Recht auf eine eigene Synagoge haben, wie die Berliner oder niedersächsischen Jüdinnen und Juden, „wo die Notwendigkeit doch klar auf der Hand liegt“, so Röske. Und es wurde auch Verwunderung über die Meinung von Schoeps geäußert, hatte dieser doch erst vor einem Jahr gegenüber den PNN eigene Vorschläge zur Gestaltung des Umfelds der neuen Synagoge unterbreitet. Horst Mentrup, Vorstandsvorsitzender des Bauvereins, betonte: „Wir halten an den Plänen fest.“ Auch der Aussage von Schoeps, die gesetzestreue jüdische Gemeinde müsse nach dem jüngsten Urteil des Verfassungsgerichts gleich behandelt werden und habe somit Anspruch auf eine eigene Synagoge, widersprach Mentrup. Das Urteil des Verfassungsgerichts habe allein das Verfahren, mit dem die Mittel für die einzelnen jüdischen Gemeinden im Land Brandenburg verteilt werden, kritisiert, „nicht aber die Höhe von Zuwendungen“.

Die neue Synagoge soll in der Schloßstraße gebaut werden. Die frühere Synagoge am Bassinplatz war 1945 im Krieg zerstört worden. Michael Erbach

Michael Erbach

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