Landeshauptstadt: Jäger und Gejagte
HPI-Studenten bereiteten junge Informatiker auf Bundesfinale vor – mit einem Verfolgungsszenario
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Babelsberg - Sonntagvormittag wurde Potsdam Schauplatz einer stürmischen Jagdszene. Fünf Detektive fahndeten nach einem Geheimagenten und wurden schließlich im Park Sanssouci fündig. Dem Agenten gelang jedoch die Flucht mit einer Straßenbahn in Richtung Innenstadt und entwischte somit den Ermittlern. Erst in der Heinrich-Mann-Allee gelang ihnen die Festnahme.
Thomas Werkmeister jubelte laut mit seiner Gruppe, als er realisierte, dass sein Team das digitale Agentenspiel gewonnen hatte. Er ist einer von 44 Nachwuchsinformatikern, die an diesem Wochenende vom Studentenklub des „Hasso-Plattner-Instituts“ Nachhilfe in Sachen Bits und Bytes bekamen. Allesamt stehen im Finale des Bundeswettbewerbs für Informatik und wurden nun von 20 Potsdamer Studenten hierauf vorbereitet. Die 16- bis 20-Jährigen sind aus allen Ecken Deutschlands nach Potsdam gekommen, um sich eben jenem elektronisch simulierten Agenten-Spiel zu stellen. „Und das Spiel hatte es echt in sich!“, sagte der 19-jährige aus Luckau. Die jungen Programmierer mussten verschiedene Wegpunkte auf einer Potsdamer Stadtkarte digital zurücklegen – entweder als Jäger oder als Gejagter. Die Strategien hierfür programmierten sie in Gruppen selbst. Am letzten Tag des „Info-Camps“ traten die Teams dann gegeneinander an. Und Thomas’ Gruppe machte den Pixel-Agenten schließlich ausfindig. In dem Hörsaal ging es zu wie bei einer gewonnenen Fußball-Weltmeisterschaft. „Dabei programmiere ich erst seit zwei Jahren und hatte es gar nicht so leicht, mit den anderen mitzuhalten.“ Doch der Abiturient fühlt sich nach dem Wochenende sehr gut vorbereitet auf das Finale an der Universität Freiburg im Herbst. „Die Aufgaben der letzten Runde des Wettbewerbs waren eine Kleinigkeit gegen dieses Projekt hier.“
Stefanie Reinicke gehört zu den Studenten, die das Spiel entwickelten. „Es geht bei dem Camp eigentlich weniger um den Sieg, als darum, sich gemeinsam einem Problem zu stellen und zusammen Ideen für eine Lösung zu finden.“, findet die 23-Jährige. „Und nicht zuletzt trifft man auch gleichgesinnte Computerbegeisterte.“
Die Saarländerin Sabrina Hoppe kann dies nur bestätigen. „In meiner Heimat sitzen im Informatikkurs sechs Leute – ich bin da natürlich das einzige Mädchen.“ An diesem Wochenende aber war sie eine von vier weiblichen Computer-Begeisterten. „Endlich mal nicht allein!“, freute sich die 18-Jährige. Die wilde Agentenjagd hat ihr Team zwar verloren, doch sie hat neue Freunde gewonnen. „Mit einigen habe ich mich auf Anhieb so gut verstanden, dass wir uns demnächst wiedertreffen wollen.“ Sebastian Meyer, einer der Initiatoren des Camps, fügte hinzu: „Das Klischee, die Informatiker seien langweilige Einzelgänger, kann man also getrost beiseite schieben.“
Im letzten Jahr war das „Info-Camp“ des Instituts durchaus erfolgreich. Vier der Teilnehmer wurden Bundessieger und Preisträger. Martin Gätke
Martin Gätke
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