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Landeshauptstadt: Jakobs sieht kein Risiko für neues Tierheim

Stadt hält an Vergabe an die Treberhilfe-Tochter fest / Scharfenberg: Auswirkungen der Affäre unklar

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Eiche - Die Stadt steht trotz der „Maserati-Affäre“ zu ihrem Auftrag an die Treberhilfe, das neue Potsdamer Tierheim in Eiche zu bauen und dort ein Sozialprojekt für jugendliche Obdachlose zu betreiben. „Wir halten an der Vergabe fest“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern vor den Stadtverordneten. Es gebe „überhaupt keine Hinweise“ darauf, dass die Treberhilfe zu Unrecht die Tierheim-Ausschreibung gewonnen habe. Die Stadt habe bei Prüfungen „keinerlei Unregelmäßigkeiten“ festgestellt. Nur deutliche Bedenken könnten dazu führen, die Ausschreibung aufzuheben, so Jakobs.

Die Treberhilfe Berlin, die vor allem Straßensozialarbeit und Obdachlosenprojekte betreibt und nach eigenen Angaben 280 Beschäftigte zählt, war wegen mangelnder finanzieller Transparenz schwer in die Kritik geraten. Unter anderem hatte sich Geschäftsführer Harald Ehlert einen mehr als 100 000 Euro teuren Sportwagen der Nobelmarke Maserati als Dienstwagen angeschafft. Er lässt sein Amt jetzt ruhen. Zuvor hatte sich das Diakonische Werk eingeschaltet und auf einen Wechsel in der Geschäftsführung sowie auf die Bildung eines Aufsichtsrates gedrängt.

Das Potsdamer Tierheim soll die Treberhilfe Brandenburg gGmbH, eine Tochter der Berliner Treberhilfe, gemeinsam mit der Tiertafel Deutschland bauen und betreiben. Geschäftsführer der im März 2009 gegründeten Brandenburger Treberhilfe, die nach eigenen Angaben bisher ein Wohnprojekt in Eberswalde betreibt, ist ebenfalls Ehlert. Dessen „Gebaren“ kritisierte Jakobs scharf: Mit „solchen Karossen“ zu Sozialprojekten zu fahren, sei „geschmacklos“ und dem Anliegen der Arbeit „nicht förderlich“, sagte der Oberbürgermeister. Dass Ehlert sein Amt ruhen lasse, sei „das Mindeste“. Allerdings spielten diese „moralischen, ethischen“ Kategorien bei der Bewertung der Treberhilfe im Potsdamer Vergabeverfahren keine Rolle, so Jakobs.

Dies sah Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg anders: Die Auswirkungen der Affäre auf die Treberhilfe seien nicht abschließend zu bewerten – daher stelle sich die Frage, ob es für das Potsdamer Projekt ein Risiko gebe. „Vielleicht bekommen wir Mitte des Jahres die Information, dass es leider doch nicht geht“, so Scharfenberg. Dafür sieht Jakobs keinerlei Anhaltspunkte; auch angebliche Befürchtungen anderer sozialer Träger, von denen Scharfenberg sprach, durch die Ansiedlung der Treberhilfe in Potsdam ins Hintertreffen zu geraten, wies Jakobs zurück. Es sei nicht auszuschließen, dass neben dem Tierheim auch andere „Angebote in Potsdam durch die Treberhilfe erfüllt“ werden. Die Konkurrenz sei allerdings gewollt und trage zu Vielfalt und innovativen Konzepten bei, so Jakobs. Das Potsdamer Tierheim in Eiche sollte ursprünglich am 1. Oktober 2010 eröffnen. Jetzt wird mit einer mehrmonatigen Verzögerung gerechnet. Der Bauantrag sei noch nicht gestellt, sagte gestern die zuständige Beigeordnete Elona Müller vor den Stadtverordneten. Auf der „Tierinsel“ am Weg nach Bornim sollen künftig alle Fundtiere aus der Stadt untergebracht werden. Träger des Tierheims ist die Tiertafel, welche die Bauten von der Treberhilfe mietet. Der Trägerverbund erhält nach Angaben der Verwaltung zusammen 285 000 Euro im Jahr, der Vertrag soll 15 Jahre laufen. Der Potsdamer Tierschutzverein, Betreiber des ehemaligen Tierheims, hatte nach der Vergabe an Tiertafel und Treberhilfe angekündigt, am Stadtrand nahe Rehbrücke selbst ein Tierheim zu bauen. Der erste Antrag auf Baugenehmigung habe die Anforderungen aber nicht erfüllt, sagte die Beigeordnete Müller. Einen zweiten Antrag habe der Verein nicht gestellt. S. Schicketanz

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