Landeshauptstadt: Jakobs stellt sich vor Sporthallen-Chef Klemund
Nach OSC-Brandbrief: Der Oberbürgermeister, aber auch der SC Potsdam lehnen den Abgang des Luftschiffhafen-Geschäftsführers ab
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Rainer Speers harsche Kritik an der Luftschiffhafen GmbH (LSH) und deren Umgang mit dem Sporthallen-Skandal sorgt für Reaktionen: Am Freitag sah sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) persönlich genötigt, die Rücktrittsforderungen gegen seinen Parteifreund und LSH-Chef Andreas Klemund zurückzuweisen. „Er leistet sehr gute Arbeit. Es gibt keinen Grund, ihn abzuberufen“, sagte Jakobs.
Am Donnerstag hatte der nach Affären vor drei Jahren als Landesinnenminister zurückgetretene Speer (SPD) als Präsident des Olympischen Sportclubs Potsdam (OSC) die Ablösung von Klemund gefordert: „Eine Vertrauensbasis existiert nicht mehr.“ Speer berief sich auf einen Beschluss des Vereinspräsidiums. Indirekt warf der OSC-Boss Klemund auch vor, gar kein Interesse an der Wiedereröffnung der gesperrten Hallen zu haben, weil diese geschlossen weniger Kosten verursachen würden als geöffnet. Ebenso müsse der Gesellschaftervertrag der LSH GmbH sportorientierter gestaltet werden, hieß es vom OSC – so solle die Vergütung des Geschäftsführers an Merkmale wie realisierte Trainingsmöglichkeiten gekoppelt werden. Nach Medienberichten soll Klemund rund 100 000 Euro Gehalt sowie einen erfolgsabhängige Zulage von 30 000 Euro erhalten.
Jakobs ging auf die Vorwürfe nicht detailliert ein. Er sagte lediglich, „in der angespannten Situation ist es nicht ratsam, personelle und strukturelle Konsequenzen zu fordern“. Jakobs sagte, wichtig sei es, dass alle Beteiligten an einem Tisch gemeinsam nach Lösungen suchen. Daher wolle er bei einem Termin mit allen Nutzern am Luftschiffhafen das Gespräch suchen, hieß es weiter.
Auch der SC Potsdam als von den Hallensperrungen betroffener Verein stellte sich hinter Klemund. Präsident Torsten Bork sagte, der geforderte Rücktritt sei kein Thema. Diese Position vertrete auch der Landessportbund, für den Bork im Vorstand agiert. Auch andere Vertreter der Potsdamer Sportszene teilen nach PNN-Informationen die Forderung nach einem Abgang zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Das wäre momentan alles andere als produktiv. Speer würde die Belege für seine erhobenen Vorwürfe schuldig bleiben, wonach Klemund als Krisenmanager und LSH-Chef kein Vertrauen bei den Sportlern genieße, heißt es. Auch beim OSC ist die veröffentlichte Erklärung nach PNN-Informationen umstritten – so soll OSC-Vize-Präsident Andreas Gerlach, der den Landessportbund führt, gegen die Vorlage gestimmt haben.
Den PNN hatte Speer gesagt, in der Vergangenheit habe es zwischen Klemund und dem OSC diverse Konflikte etwa um die Nutzung der Schwimmhalle gegeben. Zugleich stelle die Hallenkrise für den Verein ein Desaster dar. Seit Anfang Dezember sind die erst vor zehn Jahren sanierten Schwimm- und Leichtathletikhallen am Luftschiffhafen wegen Einsturzgefahr auf unbestimmte Zeit geschlossen, Hunderte Spitzen- und Breitensportler verloren über Nacht ihre Trainingsstätte. Wegen der Krise hatten bereits die Junge Union und indirekt die Fraktion Die Andere gefordert, dass Klemund gehen soll.
Jakobs kündigte derweil weitere Übergangslösungen an. So seien in der Bundeswehr-Schwimmhalle in Geltow am Freitagnachmittag und am Wochenende weitere Kapazitäten zur Verfügung gestellt worden. Entsprechende Gespräche mit der Bundeswehr hatte Klemund bereits am Dienstag angekündigt. Die Hoffbauerstiftung habe drei Sporthallen in Potsdam und Kleinmachnow angeboten, die abends genutzt werden könnten. Nun gebe es Gespräche mit Sportlern, um Hallenzeiten zu vermitteln, so Jakobs.
Die angegriffene LSH GmbH übt sich derweil in Transparenz. Auf ihrer Internetseite www.sportpark-luftschiffhafen.de veröffentlicht die Firma nun beinahe täglich in einer Zeitleiste, welche Anstregungen zur Lösung der Krise unternommen werden. Daneben finden sich etwa eine Chronologie der Misere und eine Aufstellung, wonach die geschlossenen Hallen seit 2009 mit jährlich bis zu 286 000 Euro instand gehalten worden seien. In dem Skandal prüft die Stadtverwaltung auch, ob Wartungspflichten verletzt wurden.
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