Landeshauptstadt: Jakobs will zu Mahnwache für David F.
Oberbürgermeister soll konkrete Hilfe zugesagt haben / Grasnick warnt vor Vorurteilen gegen Ausländer
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Innenstadt – Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs möchte dem bei einer tödlichen Messerstecherei umgekommenen 20-jährigen Potsdamer David F. bei einer Mahnwache am Tatort gedenken. Allerdings ist noch unklar, ob Jakobs aus zeitlichen Gründen dort erscheinen kann. Dies verlautete gestern aus dem Umfeld des Opfers. Danach sollte am Freitag um 18 Uhr eigentlich ein Treffen der Freunde und Angehörigen von David F. am Tatort in der Charlottenstraße stattfinden. Nun werde beraten, ob das Gedenken einen Tag später stattfinden könne, um die Anwesenheit von Jakobs zu ermöglichen. Bei einem Treffen soll das Stadtoberhaupt der Familie des Opfers zudem konkrete Hilfe von der Stadt zugesagt haben.
Angesichts der Gewalttat hat Potsdams Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick dazu aufgerufen, Ausländer nicht generell mit Kriminalität in Verbindung zu bringen. „Die Menschen müssen mehr über den Alltag von Ausländern erfahren, dann entstehen solche Vorurteile nicht“, sagte Grasnick den PNN. Kriminelle gäbe es in jeder Kultur. Gleichwohl verurteilte sie die Tat. „Unabhängig von Kultur und Nationalität darf Gewalt nicht das Mittel für die Lösung von Konflikten sein.“ Ähnlich argumentierte Katrin Werlich, Chefin des Multi-Kulti-Zentrums Al Globe, das unmittelbar am Tatort liegt: „Ausländer sind genauso erregbar wie deutsche Jugendliche.“ Es müsse sich daher mehr mit den Wurzeln von Gewalt befasst werden – und mit der leichten Verfügbarkeit von legalen wie illegalen Drogen. Eine Zunahme von Gewalttaten in den vergangenen Jahren beklagte Katrin Vohland, Landeschefin der Grünen. Viele Menschen würden sich „immer mehr von unseren Grundwerten entfernen“, so Vohland. „Die Erziehung zu Hause, in Kitas und Schulen muss stärker darauf hinwirken, Konflikte gewaltfrei zu lösen und Provokationen nicht mit Gewalt zu beantworten.“
Unterdessen schweigt der wegen des Verdachts auf Totschlag festgenommene 18-jährige Afghane weiter zu den Vorwürfen, er habe in der Nacht zum vergangenen Samstag David F. mit einem Messerstich tödlich verletzt. Steffen Sauer, der Anwalt des Verdächtigen, sagte den PNN, er wolle über eine Aussage erst nach Einsicht in die Ermittlungsakten entscheiden. Der 18-Jährige hatte sich am Samstagabend zur Polizei begeben und eingeräumt, am Tatort gewesen zu sein. Zeugen sollen ihn als Täter erkannt haben.
Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat gestern noch einmal das Verhalten der Polizei in der Tatnacht verteidigt. „Es gibt keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten“, sagte Dominik Welfens, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zeugen hatten berichtet, dass in der Nähe der Massenschlägerei, in deren Folge David F. starb, ein Streifenwagen gestanden habe – die Polizisten hätten aber nicht eingriffen. Die Anwesenheit des Wagens hatte die Polizei gestern bestätigt, als Grund aber einen weiteren Einsatz in der Nähe angegeben.
Grit P., die Tante des Opfers, wiederholte dagegen ihre Kritik an den Ermittlungen. Besonders kritisierte sie, dass David F. laut Polizei weiter als Verursacher der Schlägerei gelte.
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