STIMMEN: Jauch: „Dieses Trauerspiel wird die Stadt lange verfolgen“
Günther Jauch, TV-Journalist:Ein städtebaulicher Schandfleck wäre verschwunden. Eine moderne Kunsthalle wäre erstanden.
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Günther Jauch, TV-Journalist:
Ein städtebaulicher Schandfleck wäre verschwunden. Eine moderne Kunsthalle wäre erstanden. Eine großartige Sammlung hätte ihren würdigen Platz in der Mitte Potsdams gefunden. Und das alles geschenkt. Eine solche Chance bekommt Potsdam nie wieder.
Einerseits kann ich Hasso Plattner verstehen, der jede kritische Stimme fast persönlich genommen hat. Nun ist es so wie beim Fischer und seiner Frau: Am Ende landen die Potsdamer Bedenkenträger wieder in ihrem Topf – und sie freuen sich wahrscheinlich noch darüber. Wer möchte da für Potsdam noch ebenso mutig wie großzügig mäzenatisch tätig sein? Dieses Trauerspiel samt der verheerenden Außenwirkung wird die Stadt noch lange verfolgen.
Wolfgang Joop, Modedesigner:
Diese Stadt kennt statt Demut und Dankbarkeit nur Neid und Missgunst. Man hätte bestimmte Leute mit Ignoranz strafen sollen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Hasso Plattner nicht auf diese Leute gehört hätte.
Peter Kulka, Architekt des Landtags-Schlosses am Alten Markt:
Mit Herrn Plattner ist in Potsdam zum Anfang wie mit Dreck umgegangen worden – zum Ende nicht mehr so. Aber Herr Plattner hat sich außerordentlich in dieser Stadt engagiert und wollte der Stadt nur ein Geschenk machen. Es kann nicht sein, dass sie ein Geschenk machen, und der, dem sie es machen, sagt dann aber, das musst du noch draufpacken und jedes noch, und einen Architektenwettbewerb musst du machen und alles mögliche auch noch. Das geht nicht. Als Schenkender, besonders wenn man der Überzeugung ist, dass man etwas Besonderes schenkt, ist man dann natürlich auch besonders empfindsam, das kenne ich auch als Architekt. Ich bleibe dabei: Potsdam braucht die Kunsthalle in der Mitte, auch im Lustgarten. Ich bleibe aber bei meiner Kritik an der Verknüpfung von Kunsthallenbau mit Mercure-Abriss.
Ludger Brands, Architekt, Studiendekan Potsdam School of Architecture: Es ist absolut nachvollziehbar, wie sich Herr Hasso Plattner nun entschieden hat. Die persönliche Belastung durch das permanente Zerreden eines ambitionierten und für die Zukunft der Stadt so bedeutenden Projektes ist ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr zu ertragen. Die zunehmend gewachsene öffentliche Destruktion eines auf zeitgenössischen Ausdruck ausgerichteten Projektes trägt aber auch Namen. Es sind politische „Verantwortungsträger“ sowohl aus der Stadt- aber auch Landespolitik. Es sind aber auch die eigenen Architektenkollegen, die nicht scharf genug differenzieren, ob hier ein privater Bauherr mit einer persönlich getroffenen Auswahl von Architekten oder ein öffentlicher Bauherr im Rahmen eines Wettbewerbs ein Projekt zur Realisierung zu tragen beabsichtigt. PNN
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