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Landeshauptstadt: Jauch gegen „Zweckbau im Barack-Stil“ TV-Star wirbt für Landtag á la Knobelsdorff

Innenstadt - Der TV-Moderator und Potsdamer Günther Jauch warb gestern auf einer Kundgebung öffentlich für einen neuen Landtag im Stile des ehemaligen Stadtschlosses am Alten Markt. Jauch hofft, dass der gestern von ihm präsentierte Kopf einer Putte alsbald wieder den Westflügel eines Landtagsschlosses zieren werde.

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Innenstadt - Der TV-Moderator und Potsdamer Günther Jauch warb gestern auf einer Kundgebung öffentlich für einen neuen Landtag im Stile des ehemaligen Stadtschlosses am Alten Markt. Jauch hofft, dass der gestern von ihm präsentierte Kopf einer Putte alsbald wieder den Westflügel eines Landtagsschlosses zieren werde. Jahrelang habe der Schlossschmuck auf dem Balkon eines Ferienhauses im bayerischen Bad Tölz gestanden und es sei bedauerlich, dass er aus momentaner Sicht auch künftig nicht am Landtagsneubau benötigte werde, so der Journalist. Denn auch Günther Jauch befürchtet, dass eine an das Stadtschloss angelehnte Architektur dem Kostendruck des Neubauvorhabens zum Opfer fallen könnte. Er gehörte daher gestern zu den knapp 100 Stadtschloss-Sympathisanten, die an der Montagskundgebung für einen nach dem Vorbild von Knobelsdorff gestalteten Landtagsneubau teilnahmen. Die Veranstaltung der Initiative „Mittendrin“ stand unter dem Motto „Wir haben ein Auge darauf“ – ein entsprechendes Plakat hängt seit gestern als Mahnung über dem Bauplatz des Landtages am Fortuna-Portal.

Derzeit arbeiten sechs Konsortien bestehend aus Baufirmen und Architekten an den Entwürfen eines neuen Landtages am Alten Markt. Der Kostenrahmen dafür wurde seitens des Landes auf 87,5 Millionen Euro beschränkt – die Kosten für den Wiederaufbau des auf Geheiß der SED gesprengten Stadtschlosses wurden jedoch einst auf bis zu 140 Millionen Euro geschätzt. Zwar habe der Landtag in seinem Beschluss vom Mai 2005 dem Landtagsneubau ein historisches Gesicht gegeben und auch der aktuelle Bebauungsplan der Stadt stehe dem nicht im Wege, sagte Architekt Andreas Kitschke. Jedoch sei die Sorge groß, dass aus finanziellen Gründen ein moderner Neubau in der Mitte der Stadt entstehen könnte. „Wir wollen nicht mehr oder weniger als in dem Landtagsbeschluss steht“, sagte Kitschke. Darin steht, dass die Landesregierung die Voraussetzung dafür schaffen soll, dass der neue Landtag in den Um- und Aufrissen des ursprünglichen historischen Gebäudes geschaffen werden kann. Der Vorsitzende des Vereins zum Wiederaufbau der Garnisonkirche betonte, dass kein Tourist nach Potsdam komme, um sich Plattenbauten oder Bürohausfassaden anzusehen. Kitschke warnte daher vor einem „Zweckbau im Barackstil“. Nicht Könige hätten einst das Stadtschloss erbaut, sondern Handwerker und Künstler.

Auch Jauch will „so viel Knobelsdorff wie möglich“. Und nicht Fassaden wie die der Fachhochschule in ihrer „sozialistischen Notdurftarchitektur“. Ein Ausspruch, den der Berliner Publizist Wolf Jobst Siedler geprägt haben soll und mit dem Jauch auch schon in Hansjürgen Rosenbauers Film „Die Stadt Potsdam“ den architektonischen Zustand des Alten Marktes beschrieb. Deutschlands derzeit beliebtester TV-Moderator hat weitere Vorhaben in der Stadt, wie das Belvedere auf dem Pfingstberg, den Stadtkanal, den Kloebersaal im Nordflügel des Marmorpalais und soziale Projekte unterstützt. Den gestern präsentierten Kopf der Putte vom – vermutlich – Westflügel des Stadtschlosses habe er vor gut einem Jahr von einem Berliner Ehepaar überreicht bekommen. Nun wartet er in seinem Bücherregal auf weitere Verwendung. Jan Brunzlow

Der Bebauungsplan „Landtagsneubau“ liegt noch bis zum 13. März 2007 montags bis donnerstags von 7 bis 18 Uhr sowie freitags von 7 bis 13 Uhr bei der Stadtverwaltung (Hegelallee 6 - 10, Haus 1, 2. Etage, nahe Zimmer 238) aus.

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