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Winzer-Azubi. TV-Moderator Günther Jauch auf dem Hausberg seines Weinguts in Kanzem an der Saar. Für den Potsdamer ist es wie eine Heimkehr: Schon als kleiner Junge hat er auf dem Weingut von Othegraven in Kanzem an der Saar gespielt.

© Jörg Carstensen/ dpa

Von Birgit Reichert: Jauchs erste Lese

TV-Star Günther Jauch macht jetzt auch Wein. Der Potsdamer hat ein Weingut gekauft

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Für Günther Jauch ist es wie eine Heimkehr: Schon als kleiner Junge hat er auf dem „Weingut von Othegraven“ in Kanzem an der Saar gespielt. Seit Anfang Juli gehört es ihm, mit seinen gut 11 Hektar Weinbergen, einem großen Gutshaus und einem idyllischen Park. „Ich habe das Weingut gekauft, weil es seit 205 Jahren im Familienbesitz ist, und weil es drohte, aus der Familie heraus verkauft zu werden“, sagt der 54-jährige Wahl-Potsdamer auf seinem neuen Anwesen. Eine Zerschlagung des renommierten Riesling-Betriebs, dessen Weine in alle Welt gehen, habe er nicht gewollt.

Reben schneiden, Traktor fahren, Wein machen – das alles ist neu für den Starmoderator. „Ich bin ja kein richtiger Winzer, sondern ich bin Winzer-Azubi und lerne jeden Tag dazu“, sagt er. Dabei geht er bei seiner sechsköpfigen Mannschaft, die er mit dem Gut übernommen hat, in die Lehre. Mehrmals im Monat kommt er in den 620-Einwohner-Ort, um nach den Trauben zu sehen. Mit dabei seine Frau Thea. „Das ist schon irgendwie ein neuer Abschnitt. Wir müssen uns da reinarbeiten“, sagt sie.

Der neue Nebenjob macht Jauch Spaß. „Ich bin sehr gerne hier“, sagt er und kraxelt den gut 60 Prozent steilen „Kanzemer Altenberg“ hoch. Eine nette Abwechslung zum Fernsehen. „Ich merke, dass das eben Landwirtschaft ist. Dass das viel mit frischer Luft, mit Natur zu tun hat. Und dass das auf eine ganz andere Art als Medien und als Fernsehen einfach sehr spannend und interessant ist.“ Mit dem Wetter fiebert er als Gutsherr richtig mit. „Ein paar Wochen Sonne würden unserem 2010er noch gut tun“, sagt er.

Auf dem Gut, dessen Gründung ins 16. Jahrhundert zurückgeht, ist die Jauchsche Familiengeschichte lebendig. „Ich war immer hier, wenn Ferienzeit war“, erzählt Jauch. War doch seine Großmutter Elsa von Othegraven die Schwester von Maximilian von Othegraven, der einst das Gut führte. Jauchs Familie habe eine sehr enge Verbindung nach Kanzem gehabt. Und den Wein regelmäßig bestellt.

„Wenn damals die Emanzipation bereits so weit gewesen wäre, hätte ich heute von Othegraven geheißen“, sagt Jauch. „Aber da musste eine Elsa von Othegraven einen profanen Hans Jauch heiraten. Schon war der Adelstitel weg“, lacht er. „Günther von Othegraven, das wäre natürlich ein anderes Standing, auch im Medienbereich.“ Beim Weintrinken muss der Fernsehmoderator, der sonst am Heiligen See in Potsdam wohnt, auch noch ein bisschen trainieren. „Ich kann tagsüber nicht trinken, weil ich müde werde“, sagt er. Anders am Ende des Tages: „Abends trinke ich gerne, wenn ich das Gefühl habe, das Tagwerk ist getan.“ Aber immer nur „moderat“. Saar-Weine finde er klasse. „Sie sind sehr schlank, gleichzeitig elegant und haben im Allgemeinen wenig Alkohol“. Sie passten „gut in die heutige Zeit“. Das Weingut gehört zu den Gründungsmitgliedern des Verbandes der deutschen Prädikatsweingüter VDP, in den nur allererste Adressen aufgenommen werden.

Ob Jauch mal ganz an die Saar ziehen will? „Wir haben unseren Lebensmittelschwerpunkt in Potsdam und da bleibt er auch erstmal“, antwortet er. In den nächsten Jahren sei er voll im Fernsehen eingebunden. „Dass das ein kompletter Umzug wird, das ist im Moment nicht absehbar.“ Der jetzige Einstieg ins Weingut sei aber richtig gewesen. „Das mit 60 anzufangen, das hätten wir nicht mehr gemacht“, sagt Jauch, dessen Name auch auf den Weinflaschen steht.   Die reinste Erholung vom Showgeschäft ist die Arbeit im Weingut aber nicht. „Es ist schon anstrengend, eben anders anstrengend“, sagt Jauch. Wenn man den steilen Weinberg hochlaufe, wisse man schon, was man getan habe. Die 270 Meter langen Zeilen sind laut Gutsverwalter Swen Klinger sogar die weltweit längsten in einer Steillage. Alles wird hier per Handarbeit gemacht.

Mit anderen Promi-Winzern wie Gérard Depardieu oder Sting will Jauch sich nicht vergleichen. „Ich benutze das nicht als Psycho- oder Physiotherapie und leide ja auch nicht unter einem Burnout-Syndrom.“ Normalerweise, das ist Jauch klar, hätte er nie einen Weinberg gekauft. Entscheidend war der familiäre Bezug.

Dennoch – Jauch freut sich schon auf seine erste Weinlese Mitte Oktober. Mit Gummistiefeln wird er dann Trauben abschneiden und ernten. „Das ist ja die wichtigste Zeit in einem Weingut“, sagt er. Viel Arbeit und Hektik. „Aber ich habe gehört: Am Ende sind alle dann immer ganz glücklich, wenn alles gut gegangen ist. Fast wie beim Fernsehen.“

Birgit Reichert

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