
© Manfred Thomas
Potsdamer Dreiklang: Jazzfalken in lauer Nacht
Musik in der Druckerei, Scherben in der Galerie: Eine Rundtour beim Potsdamer Dreiklang.
Stand:
Eine laue Nacht, stimmungsvolles Licht in Blau und Rot auf der Backsteinfassade der Druckerei Rüss. Auch die Bäume auf dem ehemaligen Kasernenareal am Ulanenweg, das sich inzwischen zu einem Gewerbe- und Wohnquartier gemausert hat, bekommen etwas von dem malerisch blauen Licht ab, mit dem der Hof illuminiert ist. Und über allem thront eine Mondsichel am schwarzen, mit Sternen bestückten Himmel. Da lassen sich Falken natürlich besonders gern nieder. Auch wenn sie nicht gefiedert sind, sondern allesamt Virtuosen auf ihren Instrumenten, auf der Gitarre, dem Bass, auf Schlagzeug, Trompete und Keyboard.
Seit fünf Jahren schon gibt es die Verbindung zwischen der Druckerei Rüss und den Nighthawks aus Westdeutschland. Inzwischen haben sie ihre Fangemeinde, und so ist am Samstag die zum Jazzkeller mutierte Druckerei bis auf den letzten Platz besetzt. Auch diesmal wird der Auftritt der Nighthawks zu einem Highlight der Jazztage, die an diesem Samstag wieder im Verbund mit dem Tag des offenen Denkmals und der Kunst-Genuss-Tour stattfinden. Es braucht nicht viel Anstrengung, bei der Musik aus Nu-Jazz, verstärkt durch elektronische Effekte, ganz handfesten traditionellen Improvisationen, Anklängen an Filmmusiken und Popelemente, abzutauchen in ferne Welten und sich dem Reiz der Umgebung hinzugeben; nicht nur auf Stühlen der Musik zu lauschen, sondern auch auf Treppenstufen zu sitzen und eine echte Heidelberger Druckmaschine als Theke für Getränke zu benutzen.
Es fällt auch nicht schwer, sich selbst wie ein Nachtfalke oder Nachtschwärmer á la Dennis Hopper zu fühlen, der mit seinem gleichnamigen Gemälde der Band ihren Titel gab. Die Nighthawks sind inzwischen eine der angesagtesten Jazzbands in Deutschland, mit Dal Martino (Bassgitarre) und Reiner Winterschladen (Trompete) haben sich zwei kongeniale Musiker gefunden, die es mit ihrer Band auf sechs Alben gebracht haben und bereits den German Jazz Award in Gold erhielten.
Seine Fans hat auch der gebürtige Potsdamer Musiker Olaf Mücke, der auf der Charlottenstraße vor der Galerie a/e zusammen mit Lilia Antico und Jens Saleh musiziert. Die drei bieten Jazz, Klezmer und Swing dar und das lassen sich die Besucher nicht entgehen, sie wippen und swingen fröhlich mit. Auch in der Galerie von Angelika Euchner geht es fröhlich zu und das vor allem in Blau-Weiß und sogar in Bruchstücken. Aus Porzellanscherben sind neue, ganz eigenwillige Bilder entstanden. Sie wolle zeigen, erklärt die Galeristin, die im vorigen Jahr aus dem Luisenforum in die Charlottenstraße umgezogen und dadurch mehr in die Öffentlichkeit gerückt ist, wie sich alte chinesische Motive vom alten China bis in die Gegenwart schlängeln und wie zum Beispiel aus dem Granatapfelmotiv unser Zwiebelmuster geworden ist.
Sehr stimmungsvoll geht es an diesem Samstagabend auch im Hof des Museumshauses zum Güldenen Arm in der Hermann-Elflein-Straße zu. In dessen Innenhof werden Märchen aus 1000 und einer Nacht erzählt und bei einem Glas Wein kann man dort herrlich entspannen – auch von der Qual der Wahl, die der Dreiklang aus Jazz, Kunst und Denkmal seinen Besuchern jedes Jahr wieder bereitet.
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