Landeshauptstadt: Jeden Baum einzeln angesehen
Der Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals geht voran. Eisenplatte mit Aufschrift „Brücke des Friedens“ wieder angebracht
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Neu Fahrland - Neue Brücke, altes Schild: Nachdem viele Potsdamer es in den letzten Monaten schon vermisst haben dürften, wurde am gestrigen Donnerstag die gusseiserne Platte für die als „Brücke des Friedens“ bekannte Nedlitzer Südbrücke von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) enthüllt. Das früher direkt an der alten Brücke befestigte Schild ist nun auf einer Metallstütze einige Meter davor zu sehen – leider nur in einer Richtung, denn von den ursprünglich zwei Schildern ist nur eines übrig geblieben: „Das andere ist schon 2011 abhanden gekommen, vermutlich durch Metalldiebe“, sagt Rolf Dietrich, Leiter des zuständigen Wasserstraßenneubauamtes.
Das Schild für die bereits 2011 fertiggestellte Südbrücke ist jedoch nur ein kleiner kosmetischer Aspekt in einem Bauprojekt, das eine der größten Verkehrsinfrastruktur-Baumaßnahmen in der Landeshauptstadt darstellt: Der Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals umfasst nicht nur den Neubau der Südbrücke, sondern auch die Erneuerung der Uferanlagen sowie die Vertiefung des Kanals um einen Meter auf einer Länge von 1,1 Kilometern.
Dank der milden Witterung in den vergangenen Wochen hatten die rund ein Dutzend Arbeiter, die derzeit am Ausbau beteiligt sind, noch bis zum Donnerstag hier gearbeitet: „Das ist jetzt wegen des Frostes nicht mehr möglich“, sagt Bauaufseher Dietmar Meier. „Das ausgehobene Material friert am Baggerlöffel fest.“ Zuletzt wurde am Nordufer an der neuen Liegestelle für die Berufsschifffahrt gearbeitet, die früher lediglich 90 Meter lang gewesen sei, so Meier: „Künftig wird sie 220 Meter lang sein, davon 30 bis 40 Meter für Sportboote.“
Bis zu drei Schwimmbagger waren hier im Sommer gleichzeitig im Einsatz, bei laufendem Schiffsverkehr. Zu Komplikationen habe dies jedoch nicht geführt, so Rolf Dietrich, die Schiffe hatten lediglich langsamer fahren müssen. Nach Abschluss des Bauprojekts werden wesentlich mehr und – dank der erweiterten Durchfahrtshöhe der Brücke von 5,25 Metern – auch wesentlich größere Schiffe den Kanal nutzen können. Dazu zählen Großmotorgüterschiffe, die bis zu 110 Meter lang und 11,40 Meter breit sein und einen Tiefgang von bis zu 2,80 Meter haben können. „In den letzten zwei Jahren hat der Tankschiffverkehr für Transportgüter wie Mineralöl im Großraum Berlin sehr zugenommen“, sagt Dietrich.
Zu den kritischeren Punkten während des Kanal-Ausbaus zählte laut Dietmar Meier vor allem die Befestigung des Steilufers am rechten Nordufer: „Das mussten wir sichern, weil ja gleich dahinter Bungalows und Häuser stehen.“ Statt des früheren Uferhanges verhindern nun 13 Meter lange Spundwände, die elf Meter tief in das Erdreich getrieben wurden, das Absacken des Steilufers. Zu Beschwerden wegen Beschädigungen an den Gebäuden sei es aber nicht gekommen, versichert Rolf Dietrich: „Die meisten Leute haben sich eher über die Baumaßnahme gefreut, denn früher war der Uferhang ja komplett mit Brombeersträuchern zugewuchert und nicht begehbar.“ Beschwerden hatte es allerdings vor dem Start des Kanal-Ausbaus vonseiten von Umweltschützern und Anwohnern gegeben, die empfindliche Eingriffe in die Umwelt befürchteten. Nach einem Vergleich vor dem Bundesverwaltungsgericht wurde von einer Verbreiterung des Kanals abgesehen, auch Baumfällungen wurden, wenn möglich, vermieden: „Wir haben uns jeden Baum einzeln angesehen und haben alle großen Bäume erhalten“, betont Dietrich. „Für die gefällten Bäume haben wir 200 Hektar Ausgleichsflächen entlang der Havelniederungen vorgesehen.“
Die alten Betoneinfassungen des Kanals wurden durch Deckwerke aus Natursteinen ersetzt, was sowohl für Jungfische als auch für Zauneidechsen eine Verbesserung des Lebensraums darstelle, so Dietrich. Für Letztere errichtete das Wasserstraßenneubauamt sogar drei Gehege für je 50 Tiere, die in Töplitz und Ketzin aufgestellt wurden: „Im Sommer haben wir Zauneidechsen aus der Umgebung abgesammelt und in den Gehegen untergebracht, sodass wir sie nach dem Ende der Bauarbeiten wieder am Kanal aussetzen können“, sagt Dietrich. Außerdem seien drei Biberburgen errichtet worden, die auch bereits von Bibern bezogen wurden.
Im November 2014 soll der Ausbau des 1,1 Kilometer langen Kanal-Abschnittes beendet sein: Einige Spundwände müssen noch verankert und Steine zur Ufersicherung aufgeschüttet werden, laut Dietrich liege man aber gut im Zeitplan. Danach folgt noch Bauabschnitt 2, der mit elf Kilometern um einiges länger ist. Auch hier will man die Umwelt schonen: „Während der Brut- und Rastzeiten der Vögel werden wir nicht bauen“, sagt Dietrich.
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