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Eigener Name an der Garnisonkirche. Potsdamer Bauprojekte suchen Spender.

© dpa

Von Gudrun Janicke: „Jeder kann sich hier ein Denkmal setzen“

Mäzenatentum in Potsdam: Oberbürgermeister Jann Jakobs wirbt für Spender

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Die Preußenresidenz Potsdam hat ihnen in der Vergangenheit prächtigen Glanz zu verdanken: Könige von Friedrich dem Großen bis zu Friedrich Wilhelm IV. haben ihre Zeichen gesetzt. Die „Fürsten“ von heute, die der brandenburgischen Landeshauptstadt wieder zu alter Schönheit verhelfen, sind Mäzene. Vermögende und dazu noch spendable Prominente machen mit ihrem Geld die große Vergangenheit wieder sichtbar. Auch dem ganz normalen Bürger mit kleiner Börse, aber nicht weniger Enthusiasmus liegt die mehr als 1000-jährige Stadt am Herzen: Vor allem dann, wenn öffentliche Kassen leer sind.

Ihr Wirken ist ein Segen: Die meisten Spender agieren im Stillen, andere melden sich auch mal mahnend zu Wort und erinnern an die Verantwortung zum Erhalt kulturhistorisch bedeutsamer Objekte. Oder sie verknüpfen ihre Spende mit einem konkreten Wunsch. Vom Fluch der guten Tat mag aber niemand reden.

Dem Software-Milliardär Hasso Plattner ist es zu verdanken, dass der Landtag 2013 in das wieder aufgebaute Stadtschloss am Alten Markt zieht. Zunächst war ein modernes Parlamentsgebäude geplant. Seine 20-Millionen-Euro-Spende für eine historische Fassade lenkte die Pläne um. „Ich denke, dass es ein großer Fehler gewesen wäre, das Stadtschloss nicht originalgetreu oder ziemlich originalgetreu wieder aufzubauen“, betont Plattner. Er habe Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) Hilfe angeboten, weil er dachte, den Potsdamern fehle das Geld. „Leider verläuft die Diskussion in eine merkwürdige Richtung: Disneyland, warum überhaupt ein altes Schloss, nicht originalgetreu “ Formalen Dank und Gegenleistungen erwarte er nicht: vielleicht nur eine zügige Bearbeitung seiner Bauanträge, wenn er welche habe. Erster Spatenstich war am 25. März.

Potsdams Stadtoberhaupt Jann Jakobs (SPD) hat Verständnis für besondere Ambitionen der Geldgeber. „Ohne Sponsoren würde die Stadt heute nicht dieses Bild bieten“, gibt er unumwunden zu. Er freut sich, wenn einige ihr Herzblut an ein bestimmtes Objekt hängen. „Mäzene sollten sich auch zu Wort melden dürfen, wenn aus ihrer Sicht mal was nicht so klappt“, lädt das Stadtoberhaupt zur Debatte ein.

Dem Neu-Potsdamer und Fernsehmoderator Günther Jauch hat die Stadt viel zu verdanken. Aber er äußert sich auch kritisch, wenn aus seiner Sicht mal was nicht so läuft. „Es ist schade, wenn historische Häuser verfallen“, betont Jauch. „Manchmal etwas weniger Rücksicht auf ewig gestrige Neider und Blockierer – das wäre schon ein Fortschritt“, appelliert Jauch, der sich der Stadt und ihrem einmaligen Reiz ganz besonders verbunden fühlt. Mit dem Einsatz für den Wiederaufbau des Fortunaportals des Stadtschlosses hatte er den Anstoß zur Wiederbelebung der alten Mitte gegeben. Der Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Ulrich Henze, wagt sich kaum auszumalen, wie es ohne Sponsoren funktionieren könnte. Privatgeld werde für kleine und kleinste Kunstwerke, aber auch für die Restaurierung ganzer Schlösser bereitgestellt. „Die meisten Geldgeber wollen gar nicht öffentlich genannt werden“, sagt er. Sie vertrauten den Fachleuten vom Denkmalschutz.

Die Konkurrenz in der Landeshauptstadt ist groß: standen 1990 etwa 1000 Gebäude unter Denkmalschutz, sind es derzeit etwa 3100 Objekte. Mehrere Fördervereine wollen ihre Ideen durchsetzen. Etwas Besonderes ist der Wiederaufbau der Ende der 1960er Jahre von der DDR gesprengten Garnisonkirche, der Wiege des Preußentums. Spender können sich eine bleibende Erinnerung an dem Bauwerk schaffen und Ziegelpaten werden: Für zehn Euro gibt es einen handschriftlich signierten Stein. Ziegel für 100 Euro werden nach dem Wunsch der Geldgeber bedruckt und später sichtbar in die Wand des Treppenhauses der Garnisonkirche eingelassen. Die Initiatoren für den Potsdamer Stadtkanal, der Anfang der 1960er zugeschüttet wurde, haben eine wahre Herkulesaufgabe vor sich.

Rund 60 Millionen Euro für den etwa 1,9 Kilometer langen Graben mit Brücken wollen sie sammeln. Etwa 400 Meter sind gerade fertig. „Es fehlt an Geld“, sagt Vereinsvorstand Siegfried Benn. Quasi als „Lohn“ winke noblen Spendern die Verewigung des Namens in Brückenpfosten. Oberbürgermeister Jakobs wirbt: „Angesichts der sich zum Teil noch verborgenen Kostbarkeiten kann sich hier fast jeder ein persönliches Denkmal setzen, wie man es an keinem anderen Ort der Welt findet.“

Gudrun Janicke

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