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HEYES Woche: Jeder nach seiner Fasson

Uwe-Karsten Heye fordert auf zum guten Vorsatz

Stand:

Ein letzter, kurzer Spurt noch, dann krachen die Böller und es kommen mit dem Feuerwerk auch wieder die guten Vorsätze. Das neue Jahr hält Einzug in unser Denken. Was es bringen wird, lässt sich nicht nur an der Börse und an schwankenden Kursgewinnen ablesen, dafür sorgt nicht nur das Geschäftsklima. Bürger, Manager oder Politiker, Karrierefrauen, Kanzlerin, Postboten – endlich mit Mindestlohn –, wir sind es auch, die für gute oder schlechte Stimmung sorgen. Ob Brandenburg und Berlin sich näher kommen oder auseinanderdriften, ob wir Nazis gestatten, ihren Selbsthass herauszuprügeln, ob Kinder verwahrlosen oder in einer lebenswerten Umwelt aufwachsen – das bestimmen wir Brandenburger wesentlich selbst. Brandenburg und seinen Menschen ging es immer am besten, wenn es sich öffnete. Aus der Streusandbüchse an Spree und Havel wäre nichts geworden ohne ihre Einwanderer. Böhmen, Holländer und Russen, Franzosen und Juden, welche Nation auch immer, sie kamen und brachten ihr Wissen und ihre Kenntnisse mit, sie fanden eine Heimat auf dem unwirtlichen Boden des Landes. Sie zeigten, was hier gedeihen kann und beweisen, dass es nicht auf Sand gebaut war. Sie haben das Land nicht nur materiell reicher gemacht. Das Toleranzedikt des großen Kurfürsten soll in Potsdam eine Wiederauflage erleben, um an die historische Lektion zu erinnern, die darin steckt: Einwanderung schafft Mehrwert, und Toleranz ist dafür das Fundament. Es gilt, die große Einladung zu erneuern und jeder möge nach seiner Fasson selig werden. Das war und das ist die Antwort auch auf religiösen Fundamentalismus, den es zu allen Zeiten gab. In den letzten Tagen des alten Jahres fielen erneut Grenzbäume. Sie öffnen den Blick auf ein grenzenloses Europa mit 450 Millionen Menschen. Brandenburg könnte ganz vorbildhaft entlang der ehemaligen Grenze zu Polen erneut zeigen, was Weltoffenheit und gute Nachbarschaft ermöglichen. In der gemeinsamen Arbeit an diesem neuen, offenen Europa liegen für das sich entvölkernde Land alle Hoffnungen. Brandenburg als europäische Modellregion: das hätte Zukunft. Ein guter Vorsatz für 2008. - Auf ein gutes neues Jahr.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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