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Landeshauptstadt: Jedes fünfte Kind per Kaiserschnitt Potsdam dennoch unter märkischem Durchschnitt/ Ärzte: Frauen von der Spontangeburt überzeugen

In Potsdam werden weniger Kinder per Kaiserschnitt geboren als im märkischen Durchschnitt. In Brandenburg wird laut der jüngsten Statistik der Techniker-Krankenkasse (TK) mittlerweile jedes vierte Kind mit dem Skalpell aus dem Mutterleib geholt.

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In Potsdam werden weniger Kinder per Kaiserschnitt geboren als im märkischen Durchschnitt. In Brandenburg wird laut der jüngsten Statistik der Techniker-Krankenkasse (TK) mittlerweile jedes vierte Kind mit dem Skalpell aus dem Mutterleib geholt. Im Ernst von Bergmann-Klinikum komme dagegen nur jedes fünfte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt, sagte Bernd Köhler, Oberarzt auf der Geburtshilfe-Station der Frauenklinik gestern auf PNN-Anfrage. Rund 1400 Kinder werden jährlich im Bergmann-Krankenhaus geboren.

Köhler betonte, dass die Kaiserschnittquote sich seit mehreren Jahren auf diesem Level halte – im Gegensatz zum gesamtbrandenburgischen Trend. In der Mark ist die Zahl der Kaiserschnittgeburten nämlich seit 1996 stark angestiegen: Vor zwölf Jahren kam laut TK-Statistik nur jedes siebte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Der Trend zu mehr Kaiserschnitten macht auch vor dem zweiten großen Potsdamer Krankenhaus, dem St. Josefs, nicht Halt. Zwar liege die Kaiserschnittquote in diesem Jahr bislang unter dem Landesdurchschnitt von 25 Prozent, erklärte Direktorin Adelheid Lanz. Bis August habe es 2008 an ihrer Klinik 57 Kaiserschnittgeburten gegeben. Das sind 22 Prozent der insgesamt 263 Geburten in diesem Zeitraum. Allerdings sei die Zahl der Kaiserschnitt-Operationen bis 2007 auch am St. Josefs-Krankenhaus in den vergangenen Jahre angestiegen. Wurden 2004 nur 15 Prozent der 574 Schwangeren per Kaiserschnitt entbunden, waren es 2005 bereits 20 Prozent. Im Jahr darauf stieg die Quote sogar auf 25 Prozent. Und das, obwohl das St. Josefs nur Kaiserschnitte anwende, wenn es medizinische Gründe dafür gebe, betonte Lanz.

Potsdams Ärzte erklären sich die hohe Zahl der Kaiserschnitte vor allem damit, dass auch immer mehr ältere Frauen Kinder bekämen. Dabei träten häufiger Risiken auf, die einen Kaiserschnitt nötig machen könnten. „Und die Kaiserschnittrate potenziert sich“, sagte Lanz. Frauen die bereits einmal per Kaiserschnitt entbunden wurden, würden in den Folgeschwangerschaften ihre Kinder meist wieder so zur Welt bringen. Zudem gäbe es durch die Wunschkindbehandlungen deutlich mehr Mehrlingsschwangerschaften, die äußerst oft durch einen Kaiserschnitt entbunden werden müssten.

Bernd Köhler vom Bergmann-Klinikum vermutet allerdings auch, dass es einen weiteren Grund für den Anstieg an Kaiserschnitten gibt. An einem Kaiserschnitt verdiene ein Krankenhaus ungefähr doppelt so viel wie an einer spontanen, natürlichen Geburt. Möglicherweise sei das „wohl auch der Hintergrund für diesen Trend“, sagte er. Dabei sei ein Kaiserschnitt gefährlich: „Was viele unterschätzen, ein Kaiserschnitt ist eine richtige große Unterleibs-Operation, mit allen Risiken.“ Nicht nur wegen der Narkose. Bauchdecke und die Gebärmutter hätten danach eine riesige Wunde, durch die Infektionen dringen könnten. Die Bergmann-Ärzte versuchten deshalb die Frauen von der Spontangeburt zu überzeugen. Trotzdem lässt sich ein Prozent aller schwangeren Patientinnen im Bergmann-Klinikum auf eigenen Wunsch ohne medizinischen Grund per Kaiserschnitt entbinden. Der einzige Vorteil sei, dass ein Kaiserschnitt planbar sei. „Allerdings weiß das Kind ja nichts davon, was Arzt und Eltern verabredet haben“, so Köhler. Es starte ebenso unvorbereitet in die Welt. Die Wehen einer Spontan-Geburt aber seien wichtig für das Kind. Durch die Kontraktionen im Geburtskanal werde auch ein Teil des Fruchtwassers aus seinen Lungen gepresst. Viele der Kaiserschnittkinder hätten deshalb nach der Geburt Anpassungsschwierigkeiten, benähmen sich wie Frühgeborene und müssten auf die Intensiv-Station. just

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