Landeshauptstadt: Jedes zweite Bett bleibt frei
Rekord: 800 000 Übernachtungen in 2006 / Mehr ausländische Gäste / Pirl gegen größere Kongresshalle
Stand:
Potsdam zieht an. 800 000 Übernachtungen wird es bis zum Ende des Jahres in der Stadt geben, sagte gestern Dieter Hütte, Chef der Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) und des Potsdam Tourismus Service (PTS). Damit die Stadt bei den Übernachtungszahlen erstmals in die statistischen Regionen einer Touristenmetropole wie Heidelberg vor, so Hütte.
In den kommenden Jahren soll die Zahl der Übernachtung von Gästen auf die Millionen-Marke klettern. Dazu sollte jedoch die Stadtentwicklung, speziell in der Mitte, ihren Beitrag leisten, so Hütte. Er forderte gestern gemeinsam mit den Hotel-Geschäftsführern Hartmut Pirl (Seminaris) und Gondra Wettley (Steigenberger), dass das Stadtschloss am Alten Markt wieder aufgebaut wird. Eine solche Entwicklung sei nachhaltiger für den Tourismus als viele Veranstaltungen.
Als „enormes Potenzial“ umschrieb Pirl die Bettenkapazität, die jede Nacht frei stehen würde. Mehr als jedes zweite Bett in den Potsdamer Herbergen mit ihren 5000 Betten würde leer bleiben. Und auch bei den Tagungsgästen kann Potsdam Heidelberg noch nicht das Wasser reichen. Während in die Stadt mit Deutschlands ältester Universität mehr als die Hälfte der Gäste wegen Kongressen und Tagungen kommen, seien es in Potsdam laut Pirl, Vorsitzender der AG Tagungstourismus im Land Brandenburg, etwa 35 Prozent. Das sei ausbaufähig – jedoch nicht zwingend durch den Bau einer Mehrzweckhalle. Potsdam sollte hier nicht in Konkurrenz zu Berlin treten, sagte Pirl. Nur gut 15 Kilometer Luftlinie entfernt von Potsdam gebe es das größte Kongresszentrum Europas, das größte Kongresshotel und weitere große Hallen. „Wir sollten uns als kleine, feine Schwester Berlins profilieren“, sagte Pirl. Potsdams Kongresszentren fassen bis zu 700 Personen. Wie groß der Bedarf darüber hinaus ist, wird derzeit bei der Tourismus-Marketing Brandenburg geprüft. Bislang werde immer über den Bedarf einer Halle mit Kapazitäten für 1500 bis 2000 Personen gesprochen, jedoch sei diese nicht mit einem tatsächlich bestehenden Bedarf unterlegt, erklärte Hüte. Zudem seien solche Zentren kaum kostendeckend zu betreiben.
Schon heute, noch immer mit dem Schwung aus dem Buga-Jahr 2001, würde Potsdam von der Bundeshauptstadt profitieren. Allein im September, als in Berlin an einem Wochenende zwei Messen, Berlin-Marathon und Ärztekongress veranstaltet wurden, wichen die Besucher auf Potsdam aus. Das Resultat: Im September stiegen die Übernachtungszahlen um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zugenommen haben die Übernachtungszahlen insgesamt, obwohl die ersten drei Monate des Jahres laut der Statistik weit hinter denen des Vorjahres zurück geblieben waren. Auch im Fußball-WM-Monat Juni verbuchte Potsdam einen Rückgang der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Dagegen waren die Monate April, Juli und September mit mindestens fünfzehn Prozent Übernachtungszuwachs die nachfragestärksten Monate des Jahres.
Dabei seien laut Pirl mehr als zwölf Prozent der Gäste aus dem Ausland gekommen, im Vorjahr seien es neun Prozent gewesen. „Da sieht man, wo unsere Zuwachsraten liegen.“ Er fordert beim Bau des Großflughafens eine schnelle, direkte Anbindung nach Potsdam zu realisieren. „Ich meine keine Bimmelbahn, die an jeder Milchkanne hält.“ jab
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: